Hi rolf, chiarina und Dreiklang,
danke für eure lieben und verständnisvollen Antworten für einen armen geplagten Eleven, der die Stufe eines Konzertpianisten (das Ziel) erreichen will, indem er nach Feierabend ne Stunde sich ans Klavier setzt und viele Bücher liest. (Schon klar, das wird nicht funktionieren.)
Dreiklang ist wie immer mein Bruder (oder Schwester? Gib mal ein Zeichen
) im Geiste. Die Anmerkungen könnten von mir sein.
Eins vorab und das ist völlig klar. Klavierspielen lernt man nur durch Klavierspielen und nicht durch darüber Nachdenken oder Lesen. Umso mehr Zeit man in die praktische Ausübung investiert, umso besser wird man. Aber wieviel bei der investierten Zeit rauskommt, das ist die Frage (Wichtig ist, was hinten rauskommt). Es geht mM um das Wie.
Gleich auch nochmal der Nebenschwenker: Der Weg kann auch das Ziel sein, bzw. mM ist es eine Mischung aus beidem.
Noch ein Grundsatz:
Nicht aus dem Hören heraus zu spielen ist wie Malen nach Zahlen. Niemals würde dabei etwas Relevantes oder einen erwachsenen Menschen Befriedigendes herauskommen.
Es ist also noch Komplizierter.
Es muss auch noch alles aus dem Hören gesteuert sein. D. h. man muss nicht nur das motorische Tun schulen, sondern die Qualität des Gehörs muss auch oder sogar zuerst ausgebildet werden. Wobei das nach meiner Beobachtung, wenn das Spielen im Klang beginnt, irgendwie automatisch passiert. Aber ein Werkzeugkasten (siehe unten) für Gehörbildung braucht's auch.
und hast Du nun für Dich diese optimalen Lernprinzipien entdeckt oder erkannt? Wenn das nämlich so wäre, dann müsstest Du ein enzyklopädisches Lehrbuch publizieren, ...
Njein, nicht im Sinne von eindeutigen klaren Vorschriften, Methoden oder Regeln. Aber es gibt viele kleine Bausteine, die ich mM erkannt habe. Diese Bausteine oder Werkzeugkasten, kennt ihr natürlich. Ich denke, da ist nicht wirklich neues dabei.
Aber wichtig ist, dass die Werkzeuge die man anwendet die besten sind, die man bekommen kann.
Dass man weiss, welches Werkzeug wann und wie angewendet werden muss.
Dass man unnötige (falsche) Werkzeuge aussortiert.
Dass der Werkzeugkasten komplett ist.
Dann gibt es noch die wichtige Ebene des Metalernens. Lernen zu lernen. Das ist völlig unabhängig vom Klavierspielen. Da kann oder sollte man auf entsprechende Erkenntnisse zurückgreifen.
...beim erlernen von schnellen Sachen einen gehörigen Unterschied macht, ob man eher Anfänger, Fortgeschrittener oder "Profi" ist. ...eine allgemeingültige für alle kann es gar nicht geben, denn die Voraussetzungen differieren.
Ja das denke ich auch. Ich würde mit dieser Dreiteilung beginnen und den Werkzeugkasten für diese unterschiedliche Levels verschieden ausstatten. Wobei ich zum Werkzeugkasten für den Profi sowieso nichts beitragen kann.
Und ganz banal und praktisch ist es auch um schnelle Sachen bestellt. Kann man sie noch nicht, dann kann man sie sich noch nicht vorstellen und man kann sie auch nicht in Bewegung übersetzen - so einfach ist das.
Das ist eine extrem wichtige Erkenntnis, die ich auch schon gewonnen habe und sie ist ja auch völlig "logisch". Das führt zum Werkzeugkasten des Übens der mentalen Vorstellung in Kombination mit praktischer Ausführung. Beides bedingt und beeinflusst sich nämlich gegenseitig.
Wenn man das aber gerne können möchte, dann empfiehlt sich sinnvolle Praxis - zum Beispiel erst mal nur eine kleine Gruppe von schnellen Tönen (z.B. vier 16tel plus Zielnote) sehr schnell ausführen (das ist verblüffenderweise ziemlich leicht) und so verfährt man mit der nächsten Gruppe von Tönen. Und das gilt es nun zu tun, ganz platt real und wirklich. Und allmählich wird man kleine Tongruppen zu etwas größeren Tongruppen zusammenfassen können. Das kann man meinetwegen "mechanisch üben" nennen, das kann man meinetwegen auch verteufeln, das kann man auch bleiben lassen (mir ist das egal) - aber man wird für schnelle Sachen, die man nicht gleich kann, nicht drumherum kommen.
Ein klassisches Element des Werkzeugkastens.
Das Verfahren ist immer dasselbe: Schwierigkeiten sind unter der Lupe betrachtet aus eigentlich einfachen Elementen zusammengesetzt (Margulis) - also widmet man sich erst diesen, und danach setzt man peu a peu zusammen
Klassisches Element oder Prinzip des Metalernens. Aufteilen und wieder Zusammensetzen. Aber wie genau, was muss man dabei beachten?
Wäre es so, dann würde die immer gleiche Lernmethode bei allen Schülern funktionieren und das tut sie nicht!
Ja, auch eine bekannte Schwierigkeit. Man muss dazu Lerntypen definieren oder durch entsprechende Erfahrung den Werkzeugkasten anpassen.
Schwierig wird's, wenn das nicht sinnvoll systematisierbar ist. Damit beschäftige ich mich allerdings nicht, da ich leider nur einen Lerntyp kenne.
Lehren und Lernen bedeutet, immer, individuelle Lösungen zu finden. Ein Motto von Maria Montessori ist: "Hilf mir, es selbst zu tun"! Jeder lernt anders, wie man schon beim Laufen lernen von Kleinkindern sieht. Schüler sind keine Blackbox, ...
Der Werkzeugkasten muss individuell angepasst werden. Selbstständig durch den Schüler? Dann muss er das Lernen (Metalernen) bzw. die entsprechende Didaktik angewendet/vermittelt werden.
Wichtig ist also das Tun, verbunden mit einer genauen Beobachtung, zu der beim Klavierspielen auch das Hören zählt. Versuch und Irrtum, Versuch und Irrtum..... .
Genau, auch ein klassisches Metalernprinzip (Versuch und Irrtum/Feedback). Aber wie gestaltet man das genau (Wieder ein Wie auf Metalernebene)?
Natürlich gibt es einen ganzen Topf voller Methoden, die du vermutlich alle kennst, weil du ja die Bücher gelesen hast. Und dieser Topf ist genau das, was alle Lernenden und Lehrenden brauchen und er füllt sich jeden Tag mehr mit wieder neuen Ideen. Wenn du die eine Lehrmethode haben möchtest, beschränkst du das Repertoire an Methoden und Möglichkeiten und das kann nur sehr kontraproduktiv sein.
Wieder ein Metalern-Prinzip. Experimentieren/Verändern und Beobachten und dadurch ständige Anpassung/Erweiterung des Lernens und der Werkzeuge.
Wenn du kleine Kinder beobachtest bei ihren Versuchen, Probleme (auch beim Klavierspielen) zu lösen, wirst du bemerken, dass keine der anderen gleicht. Das ist Lernen!
Diese Erfahrungen habe ich ja leider nicht. Ist wirklich jedes Kind unterschiedlich, wie es mit dem Klavier umgeht? Gibt's keine Gemeinsamkeiten?
Gruß
PS:
Sorry für das Oberlehrerhafte.
Ich muss das ganze doch irgendwie mal zusammenfassen.