Rachmaninoff Prélude op.32 Nr.13

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Liebe Clavios,

Es geht um den dritten Teil des Préludes, in dem sich das Thema aus dem ersten Teil sich bis zur Kulmination in Takt 50/51 steigert. In den Noten von Boosey & Hawkes und von Henle habe ich Folgendes gefunden (siehe umrandete Stellen):

SR op32 13 T42 BooseyHawkes.JPG Boosey&Hawkes versus Henle: SR op32 13 T42 Henle.JPG .

Bei B&H die zwei Stimmen 2 auf 3 - Situation (oben 4 Sechzehntel, unten Sechzehntel-Sextole), bei Henle die Quart Es-As zusammen (eigentlich un-notierbar).

Nähern wir uns den Kulminationstakten 50/51, gleicht sich die Notation von Boosey & Hawkes und Henle an, was für mich plausibel ist (Prägnanz und Klarheit)

SR op32 13 T49 BooseyHawkes.JPG versus SR op32 13 T49 Henle.JPG

Ich würde der Boosey & Hawkes - Version folgen, also zuerst mit 2 auf 3 beginnen, dann mit zunehmender Steigerung der Spannng akkordisch zusammen (E-H-E). Wie kommt eigentlich Henle auf diese Idee? In der Erläuterung habe ich nichts dazu gesehen.

Interessantes Beispiel, dass etwas nicht mehr zu notieren ist.
 
Man muß diese Diskrepanzen unter folgenden Aspekten betrachten: Existiert ein Manuskript? Gibt es Aufnahmen von Rachmaninov, die zeigen, wie er die Stelle löst? In welchem Tempo ist die Stelle auszuführen? Ist eine polyrhythmische Ausführung überhaupt wahrnehmbar? Zu guter Letzt: es gibt eine Notationsgepflogenheit bis weit ins 19. Jh., daß bei raschen Tempi Punktierungen gegen Triolen als Verhältnis 2:1 (anstatt 3:1) aufgelöst werden.
 
Naja, "weit ins 19. Jhd." ist die duolisch punktierte Notation bei Triolen nun auch nicht üblich gewesen. Schubert war da schon eine Ausnahme mit dieser Notationspraxis aus dem 18. Jhd.

Wenn Henle sich keinen Kommentar dazu abringt, wird der Komponist im Manuskript die zweite Stelle genau so gezeichnet haben (also den Akkord "zusammen").

Im Umkehrschluss könnte B&H mit dem 1. Bild (mit dem "Grave") eine eigene Deutung gemacht haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Boosey & Hawkes Version ist für mich musikalisch schlüssiger. Werde ich auch so machen.
 
Ich habe das vor Jahren mal gespielt, seitdem aber (leider) nicht mehr angerührt. Ich habe damals alle Melodie-Sechzehntel gegenüber der Begleitung duolisch gespielt. Die Handschrift des Komponisten zeigt solche Nuancen aber nicht eindeutig, es ist also eine Ermessensfrage.

Dieses Stück hat einen ausgesprochen orchestralen Duktus, deshalb finde ich es hier eher unpassend, die Töne der verschiedenen Stimmen zusammen anzuschlagen. Auch in der Kulmination nicht; das Tempo ist ja so ruhig, dass man den Unterschied noch deutlich wahrnimmt. Und gerade in der Kulmination laufen die Stimmen richtig ineinander, es ist getrennt sowohl einfacher zu hören als auch zu spielen, denn die Melodie-Oktave sollte gegenüber der Begleitung deutlich hervortreten. Es gibt zwar Pianisten, die da alles nur noch so laut wie möglich heraushämmern, aber das ist sicher nicht das, was Rachmaninoff vorschwebte.

Eine interessante Frage wäre noch, wie du die letzten 3 Takte spielst. Ich hatte mir damals eine Lösung zusammengebastelt, die ich nach wie vor recht gut finde, aber noch von keinem Pianisten so gehört habe. Die meisten lassen entweder was weg oder arpeggieren - weder das eine noch das andere finde ich gut...
 
@mick Deine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Ich versuche die Fanfaren auf alle Fälle hervorzuheben.

Glücklicherweise - und dafür kann ich nix, aber es hilft - habe ich eine große Hand. Aber was tut man, wenn´s nicht mehr langt? (Das Problem werde ich kommenden Freitag mit meiner Klavierlehrerin besprechen, aber da ich jetzt Urlaub habe, will ich bis dahin schon mögliche Lösungen probieren).
Arpeggieren werde ich nicht. Gefällt mir nicht. Also möglichst klangvoll und logisch trennen.
1.) Takt 2 Des-Dur. Idee: LH Des-As. in der RH das F (von der LH übernehmen) zusammen mit Des-F-As anschlagen und das obere Des extra. Ist das verrückt? Schlecht? Langweilig? Jedenfalls passt es m.M. zu dem F -Des - B in T.3.
2. Da gibt es noch einige Stellen im 3.Teil, zu denen ich noch keine vorläufige Idee habe, davon vielleicht später.
3. Die letzten drei Schlusstakte: bin noch am Probieren, wie ich die Terzengruppen am besten aufteile. Ziemlich sicher bin ich mir mit:

IMG_3403.jpg

* So, wie`s steht LH und RH, mit der Anschlagsreihenfolge (blau) habe ich das Des' betont, das Große As nicht so isoliert.
* (rot - grün) mit der RH LH-Aufteilung im Schlussakkord kann ich alles zusammen als Akkord spielen (nur Oktavspanne jeweils in RH und LH)

Bis jetzt klingt es für mich plausibel - bis spätestens kommenden Freitag ! ;-)
 
Wer mit größeren Händen gesegnet ist, kann in einigen Akkorden Oktavverdoppelungen weglassen. So etwa im vorletzten Takt statt:
As-f-as-des' nur As-f-des'. Das ist für viele - z. B. für mich - zusammen anzuschlagen.
 

IMG_3404.JPG
so würde ich es aufteilen - die vier as-des hervorgehoben.
 
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Die Préludes cis-Moll op.3 / 2 und das Des-Dur op. 32 /13 sind für mich so eine Art Alpha-Omega-Projekt für das Jubiläumsjahr 2023, ein Ziel.

Sein letztes, so optimistisches Prélude op.32 /13 ist voller Anspielungen auf das erste düstere cis-Moll op.3 Nr. 2: Das versteckte a gis cis (Vivo T. 37-39), die Kulmination b-as-des in T.50-52 (statt a gis cis), mit den identischen Akkorden am Schluss (T56, T57), verschwindend zum ppp cis-Moll in op.3/2, sich zum fff Des-Dur steigernd in op.32/13.

... ich brauche jetzt einfach so etwas Schwieriges, Forderndes, auch mit einem optimistischen Aspekt in dieser so düsteren Weltlage. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann in die Nähe kommen werde, so etwas wirklich zu spielen, aber es zeigt mir auch, wie der Klavierunterricht der letzten Jahre mich doch vorangebracht hat. Dank an meine Klavierlehrerinnen!
 
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Kommando zurück. Aufteilung der Akkorde rhythmisch schlecht.
 
Beim cis-Moll Prélude hat mich meine Klavierlehrerin auf eine falsche Note aufmerksam gemacht, bis wir die Ausgaben verglichen haben:

ich hatte die Schott-Ausgabe (ca. 50 Jahre alt) Schott.JPG
und sie hatte die Ausgabe von Henle (heute): Henle.JPG
Mag sein, dass Henle vertrauenswürdiger ist, aber warum haben sie die Dis extra noch mit Vorzeichen versehen, wo es doch ganz reguläres cis-Moll ist? Gibt es da eine Vorgeschichte? Keine Ahnung... (is des des dis des des d sei sollt?)
 
Das "Meisterbuch" von Ed. Peters hat dis. In der Fußzeile steht was von Staatlichem Musikverlag, Moskau

Ist das nicht ein Uraltthema? Da müsste es ohne Ende Diskussionen, Quellen und Aufnahmen im WWW geben.

Mag nicht selbst suchen.

Spielt der Meister mit dis? Was spielen die Autoritäten (Horowitz,...)?
 

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