Profi-Klavierspiel und Lebenserfahrung

manchen gelingt die unangenehme Erfahrung, dass ihre edel hochtrabende Vorstellung, was man zum bewältigen teuflischer Klaviersachen benötige, von der Realität dann doch weit entfernt ist...

Das kann ich 1:1 bestätigen. :super:

Vor einiger Zeit hatte ich @rolf keck gefragt, ob er mir Ratschläge geben könnte, wie ich trotz fortgeschritten Alters noch zu meinen Lebzeiten die Teufelsleiter (L' escalier du diable) von Ligeti erlernen kann.
Auf dieses Ansinnen hin forderte er mich auf, zuallererst in einen Jungbrunnen zu springen. Da bin ich noch auf der Suche.
Bis ich einen solchen gefunden habe, tröste ich mich nun mit ziemlich langweiligen Werken eines barocken mitteldeutschen Komponisten, aktuell einer "chromatischen" Fuge mit vorangestellter Fantasie.:müde::schlafen:
Von einer ziemlich glaubwürdigen Quelle (Jewgeni Koroljow) habe ich erfahren, daß Ligeti diesen Komponisten über alles geschätzt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich komme noch mal auf den Klavierunterricht und der Vermittlung von Befindlichkeiten der Komponisten durch KLs zurück.

Trifft das zu?
 
Vor einiger Zeit hatte ich @rolf keck gefragt, ob er mir Ratschläge geben könnte, wie ich trotz fortgeschritten Alters noch zu meinen Lebzeiten die Teufelsleiter (L' escalier du diable) von Ligeti erlernen kann.
Auf dieses Ansinnen hin forderte er mich auf, zuallererst in einen Jungbrunnen zu springen. Da bin ich noch auf der Suche.
Das finde ich keinen schönen Spruch, auch wenn er vielleicht witzig gemeint war. Warum soll man es nicht tun, wenn man Lust darauf hat?
Ich würde sagen, du brauchst

- Motivation (die würde mir bei dem Stück fehlen, aber da ist ja jeder anders)
- Geduld (auch wenn man mit zunehmendem Alter vielleicht das Gefühl hat, nicht mehr so viel Zeit zu haben)
- in sehr kleinen Abschnitten an das Stück herangehen

Ich sage mir bei schweren Stücken, die ich nur für mich selber spielen will, dass ich erstmal anfange und vielleicht nur ein paar Stellen spielen will. Dann schaut man nach einer Weile mal, ob man noch Lust hat. Man unterschätzt, was möglich ist, wenn man ein paar Monate dranbleibt.

Ja, der Ligeti ist schwer. Aber du musst es ja nicht perfekt und im Konzerttempo spielen. Die größte Hürde wäre für mich erstmal der Notentext. Aber auch das geht in ganz kleinen Häppchen.
 
Man unterschätzt, was möglich ist, wenn man ein paar Monate dranbleibt.
Man muss unterscheiden ob man das Stück lernen will, oder Klavier spielen.

Will man nur ersteres, ist vieles (isoliert) möglich denke ich. Aber man kann dann eben nicht mehr als das. Wie ein andressiertes „Kunststück“.

Wenn man sich aber nie ausprobiert, lernt man seine Grenzen nicht kennen, aber auch nicht seine Möglichkeiten.

Ich habe mich zu einem Zeitpunkt in ein Stück geworfen was rein von der Logik her weit über meinen Möglichkeiten war. Ich bin hineingewachsen, nicht so dass ich behaupten würde es ausfüllen zu können, aber ich habe daran gesehen was in meinen Möglichkeiten liegt. Mit Unterricht versuche ich unter diesem „Ausblick“ eine Basis nach zu zimmern, die ich nicht hatte. Für mich war das 3. Scherzo ein Blick durch ein Fenster und der Schumann mein „Mut-Stück“.

Klavierspielen bringt niemanden um. Wer Lust hat sich zu probieren soll es tun. Mit einem Lachen an einer Wand ankommen ist auch eine Erfahrung. Dann sucht man sich den Hoch- und Tiefbau Ingenieur der sie mit einem gemeinsam einreißt. Schlimmer wäre es sich ewig zu fragen „was wäre gewesen wenn“
 
Ich habe mich zu einem Zeitpunkt in ein Stück geworfen was rein von der Logik her weit über meinen Möglichkeiten war.
Das kann man auf jeden Fall machen, wenn man sich dessen bewusst ist und nicht daran verzweifelt.

Mein Lehrer hat mich auch mal eine Liszt-Rhapsodie üben lassen, obwohl klar ist, dass ich das nicht vorspielreif hinbekomme. Zwei Jahre später wurde das dann wieder aufgenommen, um es dann wirklich zu Ende zu üben, und es ging dann natürlich viel schneller.
Ob das ein gutes Konzept ist, also effektiv im Sinne von Zeit und Arbeit gespart, kann ich nicht einschätzen. Ich würde sowas jedenfalls nicht ständig machen. Aber ein schweres Stück als technische Übung, warum nicht.

Mit einem Lachen an einer Wand ankommen ist auch eine Erfahrung.
Schön formuliert! "Brick walls are there for a reason" kenne ich als Spruch auch so ähnlich ;)
 

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