Um zum Thema des Threads zurückzukommen: Obwohl ich Konzertpianisten keineswegs generell die Fähigkeit abspreche, gute Lehrer zu sein, suche ich vor dem Hintergrund meiner bisherigen Erfahrungen jetzt eine(n) Klavierlehrer(in), die sowohl pädagogisch ausgebildet ist als auch ihr Instrument gut beherrscht.
hallo,
ich bin überzeugt, dass es auch für Deine Interessen den geeigneten Unterricht bei "Konzertpianisten" gibt - die Frage ist, ob sich so jemand in Dir noch bequem erreichbarer Entfernung finden lässt (aber das ist eine ganz andere Frage)
Auch ich möchte Missverständnissen vorbeugen: ich hatte mich auf die sehr kritischen Anmerkungen zweier anderer Teilnehmer bezogen - nicht auf Deinen Bericht von Deinen Erfahrungen.
Wie Du schreibst:
Man muss aber sagen, dass ich einer seiner ersten Schüler war und er sicherlich seine Erwartungen an Schüler (die keine Berufspianisten werden wollen) bald danach der Realität angepasst haben wird.
und das kann ich mir sehr gut vorstellen! Das ist auch bestimmt nicht eben selten, was Du da "beobachtet" hast (((ich mache drei Klammern auf: gelegentlich dient die "Überforderung" auch der Selektion... reden wir lieber nicht darüber, denn außerhalb von Musikhochschulen macht das eigentlich nicht viel Sinn - manche brauchen aber ein paar Jahre, um das zu begreifen, womit ich die Lehrkräfte meine)))
Etwas Ungehagen bereitet mir die Forderung nach pädagogischer Ausbildung: wenn ich mir vorstelle, dass ich gerne z.B. Unterricht in Philosophie hätte (wozu ich ja z.B. ein Studium dieses Faches beginnen könnte) und dass ich gerne kundigen Unterricht hätte - wir alle wissen, dass bzgl. der Qualifikation für universitäres Lehramt begleitende pädagogische Kurse eher ein Schattendasein fristen - - - ok, ein Philosophiestudium beginnen ohnehin erst erwachsene Leute - - - wie man es auch dreht: die "pädagogischen Fähigkeiten" sind ein heikles Gelände...
Ich selber halte es für erstrebenswert, alles so gut und musikalisch wie nur irgend möglich zu spielen -
egal auf welchem manuellen Niveau!!! Ich glaube, man kann - Interesse, Leidenschaft und Willen vorausgesetzt (auch eine Portion Geduld bzw. Hartnäckigkeit gehört dazu) - auch weit "unterhalb" der virtuosen Literatur das Niveau professionellen Klavierspielens erlernen und erreichen. Dein Lehrer seinerzeit hatte vermutlich den falschen Ehrgeiz, Dich in technisch-manuelle Höhen zu bringen - das ist ziemlich oft keine allzu gute bzw. praktikable Idee. Ich wünsche Dir einen Lehrer, der Dich anleitet, Inventionen, Sinfonien, technisch unaufwendige Sonaten der Wiener Klassik etc. wirklich musikalisch und sinnvoll zu spielen, und zwar so, dass kein schaler Beigeschmack dabei ist (Nietzsche konnte brillant formulieren: auf Brahms bezogen, schrieb er von der "Melancholie des Unvermögens" - genau das, ein ständig frustrierendes Gefühl des Ungenügens, sollte vermieden werden. Das ist aber auch abhängig von den Ansprüchen, die man an sich selbst stellt)
In diesem Sinne wiederhole ich meinen Rat, vermeintlich kinderleichte Stücke (Bachs Notenbüchlein, Chatschaturjans Bilder der Kindheit etc.) möglichst perfekt
zunächst allein einzuüben - und das Ergebnis dann mit einem versierten Klavierpädagogen zu betrachten. Der Grund ist: man erkennt schon hier, ob und welche Defizite es gibt - und besser, man geht solchen von Grund an, von der Wurzel her zu Leibe, als dass man frustriert an den eigenen Lieblingsstücken (die können später kommen!!) übt und eben ständig dieses Gefühl des Ungenügens hat.
Ich hoffe, ich habe meine Ansicht halbwegs verständlich formulieren können.
Gruß, Rolf
p.s. besorg Dir Rudolf Kratzerts "Handbuch für Pianisten" - das ist ein wirklich gutes Buch (auch wenn manches spezielle Insistieren auf die "Alexander-Technik" - die nicht primär musikalisch/pianistisch ist! - ein wenig nervt)