silversliv3r
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Aber:
Es gibt in diesem Nocturne dennoch ein echtes rhythmisches Problem, jedenfalls wenn man (was man tun sollte) die Fassung nach Chopins Eigenschrift wählt: dort ist der Mittelteil nämlich tatsächlich polyrhythmisch notiert!
Auf einen Viervierteltakt links fallen zwei Dreivierteltakte rechts. Das ist schwieriger als ein rechnerisches drei zu zwei, da hier die Akzente anders liegen.
Gruß, Rolf
Das will ich so nicht stehen lassen. Es gibt, wie bei manchen Stücken Chopins, zwei Fassungen, eine frühe, welche du meinst und von welcher das Autograph noch vorhanden ist, und eine spätere Fassung, bei der das Autograph leider verlorengegangen ist, es aber Abschriften, unter anderem von der Widmungsträgerin, Chopins Schwester Ludwika Jedrzejewicz, gibt, so dass man die zweite Fassung doch rekonstruieren kann. Ich weiß, dass Henle das Autograph 1 mit der Polymetrik als Grundlage nimmt, meine Wiener Urtext Edition nimmt aber Autograph 2 als "endgültige" Fassung als Grundlage, welche keine Polymetrik mehr beinhaltet. Ich finde, es gibt nicht DIE richtige Fassung, genauso wie es beim Fantaisie-Impromptu ist, der Interpret hat das zu entscheiden, allerdings gibt es auch nicht DIE Fassung nach der Eigenschrift, auch wenn das zweite Autograph verlorengegangen ist.
Nebenbei noch: Das Stück hat von Chopin selber nie den Titel Nocturne erhalten...der wurde auch von seiner Schwester hinzugefügt, der authentische Titel wäre streng genommen einfach "Lento con gran espressione", aber das ist ja wie bei den Beethoven-Sonaten, jeder weiß, was gemeint ist, hat sich so entwickelt, also warum nicht. ;)
Alles Liebe