Pierre-Laurent Aimard mit Bachs WTK1 in der Kölner Philharmonie

Danke für Eure Rückmeldungen, die letzten beiden leuchten mir ein.
 
Ich denke dass es für j e d e n Pianisten auf der Welt eine Herausforderung darstellt, WC 1 oder 2 oder beide im Konzert auswendig zu spielen. Wenn sich einer wohler fühlt mit Noten, so what. Schließlich kommt es darauf an, was hinten (bzw.aus dem Flügel) rauskommt. Nicht jeder ohne fotografisches Gedächtnis ist deswegen ein schlechterer Musiker.
Es mag sein dass die Musik bei auswendiger Beherrschung vollkommenener verinnerlicht ist. Ganz sicher bin ich mir nicht.
Spannend fände ich den Blindfold -Test: Man lässt sich ein und dasselbe Werk einmal vom selben Musiker mit und einmal ohne Noten vorspielen, ohne zu wissen, welche der Aktionen gerade stattfindet und versucht, den Unterschied zu hören....
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim letzten Meisterkurs, bei dem ich zuhörte, hat Jörg Demus auf Zuruf jedes beliebige Präl u Fuge aus WTK I und II - selbstverständlich ohne Noten- als Art "Wunschkonzert" nach dem Studentenunterricht gespielt, dann kam ein Abendgewitter und nach einem Blitz war das Licht weg, alles war stockfinster, er spielte die eben begonnene Fuge einfach weiter, als ob nichts passiert wäre und wehrte sogar entschieden ab, als jemand mit der Taschenlampe auf die Tastatur leuchten wollte....
Und das obwohl das WTK I u.II gar nicht auf seinem aktuellen Konzertprogramm vorkommt, da stehen die späten Beethoven Sonaten., Goldbergvariationen , Schumann und Schubert....

Geht also schon auch ohne Noten :-)

Warum Pogorelic in Wien für Mephistowalzer und Liszt Sonate die Noten nahm, erhellt sich für mich aber wirklich nicht recht, bei so virtuosen Sachen nützten mir Noten eigentlich recht wenig, da man kaum Zeit hat hin zu sehen. (außer in den langsamen Teilen).
 
Hallo,

ich habe jetzt eine Weile überlegt ob ich meine Fragen stellen soll, mache es aber, weil ich etwas nicht nachvollziehen kann.

Aimard hat die Bühne betreten, unter dem Arm klemmten Fotokopien in verschiedenen Größen. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass ihm die Blätter entgleiten und sich auf dem Parkett verteilen würden. Erstaunt hat mich, dass ein Pianist mit diesen Fähigkeiten das WTK nicht auswendig gespielt hat.

Noch während ich Aimard beim dezenten Pedalieren beobachtet habe, hat sich ein kapitaler Fehler in sein C-Dur Präludium eingeschlichen. Zwei Gründe haben mich dann dazu bewogen die Augen zu schließen: Ich wollte der Musik besser lauschen können und wollte mir nicht ansehen müssen, wie Aimard nach jedem Stück ein Blatt zur Seite legt.

Nach der Pause hatte ich ein wenig Probleme mich auf die Musik zu konzentrieren, denn so viel Bach an einem Abend habe ich als Herausforderung empfunden. Aber es war ein sehr klangvoller Abend der mich musikalisch sehr bereichert hat.

Was ich aber gerne wissen möchte: Warum um alles in der Welt nimmt ein Pianist lose Blätter mit auf die Bühne und nicht ein Notenbuch? Und warum hat Aimard nicht auswendig gespielt?

Lieben Gruß
Marlene

den Grund kann ich Dir sagen.
Die Blätter kann man runterwerfen. Beim Notenbuch sind schon häufig
peinliche Dinge passiert, Blatt fliegt wieder zurück, bleibt in der Mitte stehen oder man blättert zwei Seiten auf einmal, auch sind schon Notenbücher durch das Blättern runtergefallen. Das schönste habe ich erlebt, dass eine Fliege sich dauernd auf den Seiten niederlies und die Pianistin immer wieder versucht hat dieses Viech tot zuschlagen.
 
Neben Richter gibt es noch einen jüngeren Pianisten. Name ist mir entfallen, ich meine es ist ein Franzose.
Ich habe schon häufiger auf Videos gesehen, daß Pianisten Notenblätter beim Konzert im Flügel liegen haben. Ich vermute, damit es nicht passieren kann, daß einzelne Blätter nicht ungewollt vom Notenpult segeln. Ich kann mir gut vorstellen, daß diese Blätter individuell zusammengestellt sind. Der Pianist braucht z.B. nur einen Teil des Stückes, ausgeschriebene Wiederholungen braucht er nicht, vielleicht auch nicht beide Zeilen, einige Stellen nur kleiner gedruckt zum Überblick, usw. Dann ist jedes Heft ungeeignet. Wenn er das Blättern minimieren will, ist es vielleicht einfacher einzelne Blätter beiseite zu legen. Ich habe auch schon gesehen, daß einzelne Blätter auf den Boden geschmissen werden.
Und wenn ein berühmter Pianist einen heftigen Fehler macht, den jeder erkennt, dann ist das auch schon Horowitz passiert. Bei dem ist das dann sogar auf der CD.

Gruß
Manfred

Du meinst den grandiosen Pianisten Alexandre Tharaud, er hatte bei einem Konzert eine Gedächtnislücke und danach so einen Schock, dass er sich entschloss nie wieder ohne Noten zu spielen.
 
Vor einigen Monaten habe ich einen Klavierabend erlebt, den Bechstein veranstaltet hat. Ein 17jähriger schon recht guter Pianist wurde andauern von eine Fliege umschwirrt, aber er hat seelenruhig weitergespielt.

Destenay, mon chéri, dass Du mit keinem Wort auf kreislerianas Beitrag eingehst…, das enttäuscht mich jetzt aber doch ziemlich. ;-)
 
Beim letzten Meisterkurs, bei dem ich zuhörte, hat Jörg Demus auf Zuruf jedes beliebige Präl u Fuge aus WTK I und II - selbstverständlich ohne Noten- als Art "Wunschkonzert" nach dem Studentenunterricht gespielt, dann kam ein Abendgewitter und nach einem Blitz war das Licht weg, alles war stockfinster, er spielte die eben begonnene Fuge einfach weiter, als ob nichts passiert wäre und wehrte sogar entschieden ab, als jemand mit der Taschenlampe auf die Tastatur leuchten wollte....
Und das obwohl das WTK I u.II gar nicht auf seinem aktuellen Konzertprogramm vorkommt, da stehen die späten Beethoven Sonaten., Goldbergvariationen , Schumann und Schubert....

Geht also schon auch ohne Noten :-)

Warum Pogorelic in Wien für Mephistowalzer und Liszt Sonate die Noten nahm, erhellt sich für mich aber wirklich nicht recht, bei so virtuosen Sachen nützten mir Noten eigentlich recht wenig, da man kaum Zeit hat hin zu sehen. (außer in den langsamen Teilen).

Beim Konzert am letzten Freitag 19.30 in Schaffhausen, kam Demus ca.um 19 Uhr ins Restaurant. Wir quasselten noch, die Serviertochter kam und Demus bestellte noch ein Lachsfilet, ich dachte mich trifft der Schlag. 10 Minuten vor dem Konzert wurde dieses Lachsfilet an den Tisch gebracht. Er war begeistert von diesem Fisch und schaute mich strahlend an. Ich machte ihn darauf aufmerksam, das er in wenigen Minuten seine Auftritt hat.
War ihm vollkommen Wurscht, seine Antwort:" ohne Fisch kein Bach.":lol: Er spielte zu Beginn von Bach die 1.Partita B-Dur "zur Geburt des Erbprinzen von Köthen"
Das Konzert war wiederum ein riesen Erfolg, er wurde mit mehreren Steh-Applause.gefeiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Marlene,

Ich habe mal bei einem Kammermusikkonzert (Klavier + Cello) einer Freundin von mir die Noten umgeblättert. Da hat sie z.B. bei einem Stück zwei Versionen gehabt: Ausgedruckte Blätter, die ein Bisschen mit dem Tesafilm zusammengeklebt wurden und ein gebundenes heft von Henle. Sie hat allerdings das erste vorgezogen, weil sie dieses Werk von den losen Blättern einstudierte und fühlte sich damit sicherer.
 

Hi, ich hatte mal in einer Situation folgendes ausprobiert und funktionierte gut:

Wenn man mit Noten spielt, und falls es wichtig ist, dass keine Zwischenfälle vorkommen...dann kann man folgendermaßen verfahren:

Man nimmt einen Leitz-Ordner. Dieser steht stabil auf dem Pult, aber um zu verhindern, dass er evtl. von selbst zuklappt, klebt man mit STARKEM !! Klebeband 1 oder 2 hundert- oder 150 g.- Sargbleie ( Aus dem Angelladen ) außen an die unteren Ecken des Ordners, rechts evtl. ein schwereres als links.

IN den Ordner kommen die Noten ( wenn sie nicht ALLZUVIELE Seiten haben ) , in folgender Form für jedes einzelne Stück:

Wie von alexius beschrieben, die Seiten mit GUTEM Klebestreifen / Tesa zusammenkleben, aber so, dass 1 - 2 mm. LUFT zwischen ihnen ist, diese "Luftspalte" befindet sich dann sichtbar unter der Tesa-Klebung und dient dazu, die geklebten Seiten ZIEHHARMONIKAähnlich dort zu falten: Nur die allererste wird dann nat. abgeheftet, zum Transport werden die - aneinander befestigten - Seiten wie gesagt ziehharmonikamäßig in den Ordner geschoben...

...und bei Bedarf wird also der Ordner aufs Pult gestellt ( dank dem Blei kann er, z.B. auf Klavieren, so weit nach links geschoben werden, dass trotzdem noch genug Stabilität da ist, selbst wenn die linke Hälfte des Ordners "in der Luft" wäre, und dann zieht man die Noten, die man spielen will, ziehharmonikamäßig wieder raus, nach rechts. Durch die abwechselnde leichte Knickung stabilisieren sie sich, so dass auch sie nicht "in sich zusammenfallen" / "überkippen" o.ä., so dass man zahlreiche Seiten nach rechts rausziehen kann.

In jedem Fall jedoch mehr Seiten, als wenn man nur Einzelblätter vor sich hinstellt, die sehr instabil sind.

LG, Olli
 
Mehr als 4 Seiten nebeneinander finde ich schon unkomfortabel, bei einem Klavier noch mehr als beim Flügel, wo man das Notenpult weiter weg schieben kann. Bei 5 Seiten muß ich als Brillenträger schon arg den Kopf biegen.
 
Bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, hat Aimard bei einem Konzert mit den Bamberger Symphonikern vor ein paar Jahren nicht nur Noten, sondern auch eine Frau zum Umblättern dabei gehabt.
Übrigens gestern so erlebt: die Geigerin Alina Pogostkina hatte Noten dabei und ließ umblättern.
 
Bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, hat Aimard bei einem Konzert mit den Bamberger Symphonikern vor ein paar Jahren nicht nur Noten, sondern auch eine Frau zum Umblättern dabei gehabt.
Übrigens gestern so erlebt: die Geigerin Alina Pogostkina hatte Noten dabei und ließ umblättern.

Na ja, bei Neuer Musik ist das durchaus üblich. Die Sachen sind teilweise extrem schwierig auswendig zu lernen.

LG, Mick
 
Bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, hat Aimard bei einem Konzert mit den Bamberger Symphonikern vor ein paar Jahren nicht nur Noten, sondern auch eine Frau zum Umblättern dabei gehabt.
Übrigens gestern so erlebt: die Geigerin Alina Pogostkina hatte Noten dabei und ließ umblättern.
Richter spielte in den späten Jahren an den Konzerten nur noch vom Blatt.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom