Diesem fachkundigen Beitrag ist nichts hinzuzufügen.
Ausser vielleicht folgende Zeilen aus Junghans „Der Piano- und Flügelbau“:
Das Intonieren
Von allen zur Herstellung des Klavieres nötigen Arbeiten dürfte wohl das Intonieren die schwierigste und verantwortungsvollste sein.
Einmal machen sich hier alle Abweichungen von den Vorschriften, die der Fabrikant stellt, bemerkbar, andererseits sind die Ansprüche und Ansichten der Käufer, ob Künstler von Ruf oder mehr oder weniger Könner des Klavierspieles, so grundverschieden, dass der Intoneur
ein langjährig geschulter Fachmann sein muss, der seiner Aufgabe unbedingt sicher ist.
Das Intonieren selbst ist eine „unbestimmbare“ Arbeit., d.h. man hat hier keine Hilfsmittel, mit denen man feststellen kann, ob die Intonation gerade recht ist. Im Gegenteil, wenn sie der Intoneur für richtig hält, kann sie einem anderen zu weich oder auch zu hell sein. Dann reagiert ja auch das Gehör bei schönem Wetter anders als bei trübem. Ebenso ist der Mensch Stimmungen unterworfen, die sich am Gehör besonders auswirken.
Jeder Klavierfabrikant gibt infolge seiner Konstruktion seinen Instrumenten einen besonderen Toncharakter, den der Intoneur durch seine Tätigkeit festlegen soll. Daher kommt es wohl,
dass die Stechtechnik nicht einheitlich gehandhabt wird.
Beim Intonieren sind hauptsächlich Erfahrungswerte maßgebend.
Was nun die Räumlichkeit anbelangt, die man dem Intoneur zur Verfügung stellt, so soll man die dem Verwendungszweck des Instrumentes anpassen. So haben Weltfirmen beispielsweise
für ihre Konzertinstrumente Säle, in denen der Intoneur konzertähnliche Verhältnisse vorfindet. Ebenso sind für die anderen Instrumentengrößen entsprechende Räume vorhanden.
Trotzdem kann man oft die größten Überraschungen erleben, wenn man das intonierte Instrument in einem anderen Raum hört.
Eigentlich müsste es in dem Raum intoniert werden, wo es gespielt wird.
Interessant dabei ist auch, dass die Intoneure der Firmen jeder seinen bestimmten Arbeitsraum behaupten.
Eine gut angelegte Intonation wird man die nennen können, bei der beim Pianissimo ein klarer bestimmter Ton zu hören ist und beim Fortissimo der Ton sich treiben, steigern lässt, dabei aber von Oktave zu Oktave der Egalisation Rechnung getragen ist.
In gründlicher Weise ist das Intonieren behandelt in einer Schrift des Klavierbaumeisters Otto Funke: „Das Intonieren von Pianos und Flügeln“.
Auch er vertritt die Ansicht, dass eine Intonation ohne bestimmte Anhaltspunkte, rein gehörs- und gefühlsmäßig zu behandeln ist, dass ein Erfolg erst durch langjährige Praxis erreicht werden kann. Der Intoneur muss den Wünschen der Klavierkäufer gerecht werden, denn der eine wünscht einen recht milden, zarten, weichen Ton. Ein anderer hingegen zieht dagegen einen schärferen, durchdringenden Ton vor. In kleineren Wohnungen ist eine weiche Intonation angebracht, in einem größeren Raum mit Teppichen, dichten Übergardinen und reichlich Möbel muss dem Klavier ein schärferer Toncharakter gegeben werden.
Besondere Schwierigkeiten hat der Intoneur bei Instrumenten, die für Klaviervorträge in Sälen, bei Klavierkonzerten mit großem Orchester gespielt werden. Zu bedenken ist, dass die akustischen Verhältnisse in einem menschengefüllten Saal sich wesentlich ändern.
Auch die Konstruktion eines Klaviers (Spreizentöne) stellen den Intoneur vor nicht geringe Aufgaben. Breiten Raum widmet der Verfasser der Bedeutung des Hammerkopfes für das Intonieren.
„Selbstverständliche Voraussetzung für einen Intoneur ist die volle Beherrschung einer absoluten Reinstimmung, grundmusikalisches Empfinden und mindestens ein flüssiges Klavierspiel sowie möglichst Improvisationsgabe.
Natürlich wird durch Intonation aus keinem Petrof ein Steinway, aber aus diesem kurzen Beitrag geht doch hervor, dass es sich beim Intonieren keineswegs nur um ein Ausgleichen von Ungleichmäßigkeiten handelt und dass sie den Klangcharakter (wie auch eine saubere Reinstimmung) sogar sehr wesentlich beeinflusst.
Natürlich passiert es beim Intonieren immer wieder, dass jemand das Klavier „absticht“, aber das ist dann eben wirklich Erfahrunsmangel.