Lieber Weas,
der Textausschnitt stammt aus den
Confessiones des Augustinus (entstanden 397-401) und bezieht sich, wie das darüberstehende Zitat Dir nahelegen sollte, natürlich auf diese kuriose Aussage:
Zitat von Wiedereinaussteiger:
Gesungen hatten die Menschen zwar immer schon, aber unter der Fuchtel der Katholischen Kirche war das alles bähh".
Auf einen anderen Kirchenlehrer und Zeitgenossen von Augustinus, Ambrosius von Mailand, geht übrigens eines unserer bekanntesten Adventslieder zurück,
Nun komm der Heiden Heiland (die Melodien von Ambrosius sind natürlich verloren).
Wie sangesfreudig schon die frühe Kirche war, kann man natürlich auch direkt aus der Bibel herauslesen, etwa: "Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt" (Eph 5, 19) oder aus den Aufrufen der Prediger, z.B.
Johannes Chrysostomos († 407): "Dies sage ich nicht, damit ihr allein lobsingt, sondern damit ihr auch eure Frauen und Kinder solche Lieder, nämlich Psalmen und Hymnen, singen lehrt, und zwar nicht allein am Webstuhl oder bei anderen Arbeiten, sondern vor allem auch bei Tisch."
In einer Musikgeschichte (z.B. Hans Heinrich Eggebrecht: Musik im Abendland) kannst Du Dich darüber hinaus informieren, wie sich unsere Kunstmusik "unter der Fuchtel der Kirche" über das Mittelalter in die Neuzeit entwickelt hat.
Deiner Signatur nach scheinst Du doch eine Aversion gegen "gar zu Absurdes" zu haben. Deine Thesen zur Kunst- und Musikgeschichte sind aber leider genau das. Mein (und auch micks) freundlicher Widerspruch hat sich, Du scheinst das missverstanden zu haben, nicht etwa an Pauline Viardot, sondern an diesen Absätzen entzündet:
Zitat von Wiedereinaussteiger:
Früher - vor-ottonisch - ich sage mal vor 1000 - da war das alles auch hierzulande bei der Err Kah so taliban-mäßig: Bildliche Darstellungen, Malerei, Bildhauerei, verboten, und Musik verboten. Wie heute noch in Saudi Arabien, bei Boko Haram und in den Regionen, in denen diese Kopfabschneider von IS die Ansagen machen.
Dann wurde die Musik zugelassen, aber nur ad maiorem gloriam dei. Zum Ruhme Gottes, in der Kirche. So entstand der Gregorianische Gesang. Es wurden Bilder zugelassen - zum Ruhme der Heiligen etc. In der Renaissance dann kamen die ersten "weltlichen" Ensembles auf, die weltliche Themen abseits der Bibel besangen: Menschen, Männlein, Weiblein, etc. Madrigalen. Und der Minnesang.
Gesungen hatten de Menschen zwar immer schon, aber unter der Fuchtel der Katholischen Kirche war das alles bähh...
Noch etwas:
Zitat von Wiedereinaussteiger:
Wie bescheuert die RK mit diesen Themen umgeht, möge man am jahrhundertelangen Auftrittsverbot von weiblichen Sängern in Kirchen sehen.
Du kannst über die "Err Kah" wüten, solange Du magst, aber ich hoffe, Dir ist bekannt, dass auch der arme Johann Sebastian reichlich Ärger am Hals hatte, als er eine "frembde Jungfer auf das Chor biethen vnd musiciren laßen" hat....
So, wo waren wir? Ach ja, Obertongesang...
Liebe Grüße,
pianovirus