Aber wenn ich Klavigen nicht völlig falsch verstanden habe, sagt er: Es ist völlig o.k., daß die allermeisten nicht den realen Klang des Instruments mitbekommen, sondern nur ein bißchen was davon und zusätzlich einen vorgestellten Phantasieklang.
Und dagegen wende ich mich. "Kunst des Klavierspiels" kann ich nur machen, wenn ich mit dem realen Klang arbeite, der hier und jetzt zu hören ist. Alles andere ist im Grunde Selbstbetrug, denn das, was ich mir einbilde, daß es erklingt, wird immer was anderes sein als das, was tatsächlich von außen zu hören ist.
Arbeit am Klang und an der Technik muß beinhalten, immer mehr und immer detaillierter die hier und jetzt zu hörende Schallwelle wahrzunehmen und diese - wie ein Bildhauer es mit seinem Material tut - zu formen.
Und das ist unabhängig vom Instrument. Für Klavier gelten da keine Sonderregeln, bloß weil es unter den Händen eines guten Pianisten "wie andere Instrumente klingen kann".
Das Beispiel mit den Studenten mit den unzulänglichen Instrumenten erwähne ich deshalb, weil nicht wenige von ihnen ganz offensichtlich so weit in ihrer "Klang-Traumwelt" drin sind, daß sie nicht mal der jämmerliche Zustand ihres Übungsinstrumentes mehr stört.
Kein Oboist würde die ganze Zeit auf einer Billigoboe mit Schrottblättchen und hakenden Klappen üben.
Das heißt ja nicht, daß jeder einen Steinway haben muß, sondern nur, daß man aufmerksam gegenüber dem realen Klang und den realen Klangmöglichkeiten des Instruments ist und es so weit pflegt, daß das Optimale rauszuholen ist, statt sich einfach resignierend oder abgestumpft in eine Traumwelt zu begeben.
LG,
Hasenbein
Es liegt wohl an der Sprache oder daran, dass ich mich nicht völlig verständlich ausgedrückt habe.
Musik und Bildhauerei sind aber so verschieden, dass hier Vergleiche sehr hinken.
Also zuerst mal die Zuhörer. Was die wirklich hören ist so unterschiedlich und hängt von ihrer Vorbildung ab, sodass darüber kaum verlässliche Aussagen zu bekommen sind. Da müsste man einen richtigen Versuchsaufbau machen und den einzeln befragen.
die Kunst des Pianisten sehe ich tatsächlich darin, dass er eine Klangillusion bei den Zuhörern bewerkstelligt.
Nehme wir die ersten Takte der Ondine. Der Pianist hört natürlich die genaue Struktur aber die meisten Zuhörer hören diese schon mal nicht und befragt, würden sie auch nicht angeben können, wie diese Struktur aussieht. Ich möchte angesichts eines vorgetragenen Klavierstücks auch ungern von Tatsachen sprechen, sondernn eher von erzielten Wirkungen.
Bei der gemeisselten Statue kann der Mensch herangehen und den einzelnen Faltenwurf eines Gewandes genau erkennen. Bei einem Musikstück ist es, kaum dass es erklungen ist, bereits wieder verschwunden. Da ist nichts mehr , wo man nachsehen könnte oder auch nachhören.
Und wie der Magier auf der Bühne, der ja auch sein Publikum täuscht sehe auch auch den Pianisten der dem Zuhörerkreis eine Klangillusion verschafft. Das hat mit #Selbst oder anderem Betrug nichts zu tun.
Und mit den Schallwellen sehe ich das auch kritisch. Es sind einfach zu viele Daten, die wir einzeln garnicht so schnell aufnehmen können.
Und mit den alten schlechten KLavieren müssen wir eben besondere "Täuschungstechniken" beherrschen. so kann ich zum Beispiel Tonrepetitionen schneller spielen, als sie die Repetitionsmechanik des alten Kasten eigentlich zulässt und der zuhörer hört nicht den realen Klang, sondern das von mir gewollte Tempo- naturgemäss fehlen wegen der trägen Mechanik des Klaviers einige Töne in dieser Repetition aber das Publikum wird nichts merken, weil es die fehlenden Töne einfach mental ergänzt.
Und die armen Studenten an ihren schlechten Übeklavieren leiden schon am schlechten Zustand ihrer Instrumente und bekommen genau mit,, worauf sie üben und geben sich meist redlich Mühe, da das Optimum herauszuholen. Und auch hier ist der Vergleich mit Billigflöten und Oboen nicht ganz passend, weil bei schlecht sitzenden Klappen die Töne teilweise garnicht mehr ansprechen,, während sie beim schlechten Klavier eben nur schlechter klingen.
Und zu letzt noch mal der Konzertpianist, der natürlich den realen Klang seines Instruments genau durchhört. Aber selbst er hört tatsächlich nicht alles sondern eine Art vorher in mehreren Schichten erarbeitete Compilationm ähnlich dem Dirigenten, der auch keinesfalls alle Stimmen imemr zugleich hört sondern sich eine Art Dirigentenspur erarbeitet hat, an Hand der er die Aufführung leitet.