Heute möchte ich mich mal wieder im Forum sehen lassen, um eine etwas verspätete Rückmeldung über das Einweihungskonzert des 275er Niendorf Konzertflügels am 7. September bei Niendorf in Luckenwalde dazulassen.
Die Karten waren alle restlos ausverkauft, die Einwohner von Lukenwalde, mit denen ich mich unterhalten habe, waren richtig glücklich, dass in ihrem kleinen Ort wieder Klaviere hergestellt werden, die Tradition also weiterlebt. Viele wären noch gerne zum Konzert gekommen, leider war der Platz beschränkt.
Ich bin nachmittags in Luckenwalde angekommen und dann vom Hotel zu Fuß zur Klavierfabrik spaziert. Im Empfangsraum standen einige Flügel und Klaviere zur Besichtigung und zum Anspielen. Glücklicherweise nicht nur schwarz Hochglanz, sondern auch mit edlen Holzfurnieren.
Bis zum Konzertbeginn konnte man sich mit den Gästen und den Mitarbeitern von Niendorf unterhalten, dabei etwas trinken und einen kleinen Imbiss einnehmen. Wir wurden eingeladen, die Fabrikhallen zu besichtigen.
Ich habe also an einer Führung teilgenommen und mir angeschaut, wie die Klaviere und Flügel hergestellt werden. Niendorf legt großen Wert darauf, dass alle Einzelteile, die sie für die Herstellung ihrer Instrumente brauchen, in Deutschland hergestellt werden. Bis hin zur kleinsten Schraube. Fernöstliche Produkte werden nicht in den Instrumenten verbaut.
Niendorf ist also wirklich "Made in Germany". Die Stückzahlen sind allerdings so klein und der Verkauf läuft wohl so gut, dass es keinen Fabrikverkaufsraum gibt, in dem man sich ein fertiges Instrument aussuchen und gleich mitnehmen kann.
Das Eröffnungskonzert begann um 19 Uhr. Der Flügel war mit einem altrosa Tuch verhüllt, welches dann feierlich vor laufender Kamera vom Geschäftsführer Herrn Ernicke und dem Konstruktur des Flügels Herrn Lohöfener vom Instrument gezogen wurde. Die Einweihung wurde im RBB übertragen. Jörg Demus erzählte, dass er als junger Student auf einen Niendorf Stutzflügel spielte und auch komponierte. Er mochte diesen Flügel sehr.
Jörg Demus spielte die Chromatische Fantasie in d-Moll von Bach, die Fantasie in d-Moll von Mozart und die Sonate As-Dur op. 110 von Beethoven. Nach der Pause folgten Clair de lune, La fille au cheveux de lin und La cathedrale engloutie von Debussy und die Fantasie in C-Major Schumann.
Am besten hat mir der Debussy und das Ges-Dur-Impromptu von Schubert gefallen. Letzteres war die Zugabe. Das Publikum hat mit stehenden Ovationen gedankt. Es war einfach großartig. Jörg Demus spielte konzentriert und doch so mühelos von Beginn bis zum Ende. Bewusst wurden die Töne und Klangfarben ausgewählt, immer der Gesamtaussage untergeordnet. Schade, dass das Konzert so schnell zu Ende war.
Die Mitarbeiter von Niendorf waren alle sehr freundlich. Zum Abschied gab es einen kleinen Niendorfflügel als Spieldose. Weil ich zwei Kinder habe, wurde mir ein zweiter geschenkt, damit beide auch ein Andenken haben. Die Spieldosen stehen jetzt bei jedem Kind auf dem Schreibtisch, bei einem sitzt ein Dinosaurier auf dem Drehhocker, beim anderen ein Smilie. Die Spieldosen werden jeden Tag aufgezogen und angehört.
Es war ein rundherum gelungener Abend mit wunderschöner Musik und vielen interessanten Gesprächen. Jörg Demus hat mir persönlich versichert, dass der Flügel ein hervorragendes Instrument ist und er gerne auf ihm gespielt hat. Ein paar Kleinigkeiten wären noch zu tun, aber Niendorf wäre auf einem sehr guten Weg. Jörg Demus ist ein sehr direkter Musiker, der ganz in seiner Kunst aufgeht. Halbe Sachen lehnt er ab. Von ihm kann man viel lernen.
Ansonsten möchte ich noch viele Grüße von @Destenay hierlassen. Ihm geht es gut. Wir haben uns bei Niendorf wieder gesehen und stundenlang unterhalten. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen im Oktober in Freiburg.
Terri