So ihr Lieben, nun wollte ich euch mal antworten.
Erstmal danke für diese große Resonanz, die vielen Anmerkungen (vor allem hier Danke an
@Stilblüte,
@mick und
@chiarina ) und die positiven Worte! Tatsächlich waren mir viele eurer angebrachten Kritikpunkte schon bewusst, aber eure Formulierungen und Priorisierungen haben bei mir tatsächlich nochmal einiges geklärt und auch mir bei der Priorisierung meiner "Baustellen" geholfen.
Nun ein paar Anmerkungen von mir zu den Anmerkungen, die vielleicht für den einen oder anderen auch hilfreich oder interessant sein können.
1.) Hetze, nicht ausgespielte Phrasen und das Ende des vierten Satzes: Ich denke hier sind die Ursachen zweifach. Die erste Ursache ist, dass mir noch ein wenig das pianistische Selbstbewusstsein und Mut fehlt, um mich wirklich völlig auf den Moment und seine Gestaltung zu konzentrieren und mich hier auch ein Stück weit fallen zu lassen. Das hört man ganz deutlich auf der letzten Seite, vor welcher ich verhältnismäßig viel Angst hatte (die natürlich unnötig ist und nur alles schlimmer macht) und über welche ich deswegen sehr hinweggespielt habe. Die zweite Ursache ist wohl die, dass ich mein inneres Hören und meine Vorstellung der Musik zu sehr in Abschnitte gliedere. Die Abschnitte klingen, meines Erachtens, zwar sehr natürlich, aber die Übergänge zwischen "Abschnitten" sind dadurch sehr unorganisch. Das ist natürlich nicht gut so, und hieran muss ich (abseits vom Klavier) arbeiten, dass meine Hörvorstellung den gesamten Fluss des Stückes umfasst und nicht zusammengestückelt ist.
2.) Melodische Verzierungen: Aus irgendeinem mir absolut unklaren Grund, habe ich die Verzierungen über die gesamte Übezeit des Stückes sehr stiefmütterlich behandelt und mich erst am Ende um ihre melodische Bedeutung gekümmert. Das sollte man nicht tun, das ist mir nun klar. Man sollte die Verzierungen von Anfang an ausformuliert in die gedachte Melodielinie integrieren und sie auch so spielen. In der Woche vorm Konzert hab ich mich zwar dann darum bemüht, doch in der Konzertsituation selbst habe ich dann doch sehr oft einfach die Türglocke betätigt. Eine Gewisse Rolle kann hier auch gespielt haben, dass ich parallel die 9. Sonate von Skrjabin übe, in welcher Triller natürlich ganz anders verwendet werden. Große und eigentlich völlig offensichtliche Erkenntnis: Jede Verzierung hat je nach Stück, Epoche und selbst innerhalb eines Stückes eine andere charakteristische Bedeutung.
3.) Kantabilität im zweiten Satz: Ja, als ich den zweiten Satz auf der Aufnahme gehört habe, war ich tatsächlich (ohne zu übertreiben) ziemlich pissig und schockiert. Der zweite Satz war auch ein Hauptgrund, warum ich mit mir gehadert habe, das hier einzustellen. Der große Fehler hier war: Ich habe mir nicht genau genug zugehört und mich in der Konzertvorbereitung auch nicht aufgenommen und mir das angehört. Ich weiß, dass ich das viel kantabler spielen kann (und auch eine bessere Rechts-Links-Balance aufbringen kann), wenn es mir denn bewusst gewesen wäre, wie es klingt. Zusammengefasst: Es ist extrem hilfreich (das merke ich immer wieder) sich in der Konzertvorbereitung oft aufzunehmen, zu reflektieren was stört und das dann direkt ins Spiel einfließen zu lassen. Das hab ich diesmal (zugegebenermaßen aus niederen Beweggründen) nicht getan.
4.) Vorschläge und Vorhalte: Ich finde, dass das stellenweise interessant klingt. Aber nicht überall (z.B. am Anfang der Sonate gefällt es mir nicht wirklich). Aber ich werde deine Anmerkung im Hinterkopf behalten und wohl bei der nächsten Aufführung des Stückes ein bisschen was dahingehend anpassen. Falls es dich wirklich interessieren sollte, kann ich dir dann auch nochmal per PN schreiben, wo genau es mir warum gefällt. Auch deine Kommentare würden mich hier dann interessieren.
5.) Zu Takt 10: Das Legato ist keine gute Idee, das stimmt. Es hat sich in meinem inneren Ohr so eingeschlichen und mir hat es gefallen, aber nachdem ich nun genauer weiß, wie schön der Staccatopunkt eigentlich klingt, werde ich das dahingehend anpassen. Danke dir!
6.) Schalk im Nacken: Ja, auch hier brauche ich noch etwas mehr Mut zur Gestaltung. Außerdem, so sehr ich Mozart liebe, finde ich seine Musik manchmal etwas zu musiktheaterhaft (ich glaube ich bin auch am ehesten der Haydn-Mensch, außerdem verkleide ich mich auch z.B. nur sehr ungern
), weswegen ich hier auch noch etwas vor dem Spiel zurückschrecke, was hier eigentlich angebracht ist.
Edit: 7) Haltung und Nacken: Ja, das ist nun meine Hauptbaustelle. Die Alexandertechnikkurse sind hier leider alle ausgebucht und haben eine gewaltige Warteliste. Aber ich weiß um die Ursachen dieser Haltung und werde mich nun bemühen dauerhaft (auch beim essen, laufen, reden, sitzen, etc.) eine gesündere Haltung anzustreben. Immer wieder faszinierend, wie ganzheitlich das Klavierspiel ist.
So, das wäre es an Anmerkungen von mir.
Ganz liebe Grüße,
Daniel