Mordent und Pralltriller - zeitlicher Unterschied?

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1. Nov. 2010
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Hallo allerseits,

ich übe gerade das Präludium e-Moll von J.S. Bach BWV 938. Da kommen als Verzierungen Mordent und Pralltriller in munterem Wechsel vor.
Nun hat mir meine Klavierlehrerin letzte Woche erklärt, das "Timing" meiner Triller wäre falsch.:o Sie behauptet, der Mordent käme zeitlich auf die Note und beim Pralltriller wäre die Verzierung vor dem Notenschlag. (Ich hoffe, ihr versteht jetzt, wie ich das gemeint habe.)
Ich kann mich an einen solchen Unterschied aus dem Musikunterricht in meiner Kindheit nicht erinnern :confused: und habe auch im Internet (wikipedia, musiklehre.at) nichts dergleichen gefunden. (Nur, dass zu Bachs Zeiten beim Pralltriller mehr getrillert wurde.)

Deshalb die Frage an euch: Sind Mordent und Pralltriller zeitlich unterschiedlich oder nicht?

Gruß, Susanne
 
Hallo allerseits,

ich übe gerade das Präludium e-Moll von J.S. Bach BWV 938. Da kommen als Verzierungen Mordent und Pralltriller in munterem Wechsel vor.
Nun hat mir meine Klavierlehrerin letzte Woche erklärt, das "Timing" meiner Triller wäre falsch.:o Sie behauptet, der Mordent käme zeitlich auf die Note und beim Pralltriller wäre die Verzierung vor dem Notenschlag. (Ich hoffe, ihr versteht jetzt, wie ich das gemeint habe.)
Ich kann mich an einen solchen Unterschied aus dem Musikunterricht in meiner Kindheit nicht erinnern :confused: und habe auch im Internet (wikipedia, musiklehre.at) nichts dergleichen gefunden. (Nur, dass zu Bachs Zeiten beim Pralltriller mehr getrillert wurde.)

Deshalb die Frage an euch: Sind Mordent und Pralltriller zeitlich unterschiedlich oder nicht?

Gruß, Susanne

Liebe Susanne,

in der Regel werden beide auf die Zeit gespielt.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo Susanne,

Über die Details und die feinen Abweichungen der praktischen Ausführung der Verzierungen steht eine interessante Zusammenfassung zum Download bereit :

verzierungen.pdf
 
Ich frage mich derweil, was das Wort "Timing" in diesem Zusammenhang zu suchen hat... "Timing" hat nichts damit zu tun, dass man zunächst einmal den Rhythmus der Notation versucht richtig umzusetzen. Wieder mal so ein Wort, was es zu einer merkwürdigen Bedeutung geschafft hat, weil die eigentliche Bedeutung des Wortes nicht verstanden wurde...
 
Chiarina & Neapolitaner,

vielen Dank für eure prompten und hilfreichen Antworten!

Die Übersicht über die Verzierungen habe ich mir gleich ausgedruckt und zu meinen Noten gelegt. Die kann ich nächste Woche dann meiner Lehrerin als "Beweismaterial" unter die Nase halten.

Überhaupt beginne ich an den Fähigkeiten meiner Lehrerin zu zweifeln. Erst kannte sie die russische Klavierschule nicht (findet sie aber toll und hat sie sich mittlerweile selbst besorgt), dann musste ich ihr erklären, was die Bezeichnung "una corda" bedeutet und nun diese Verwirrung mit den Trillern.

Wenn also jemand noch eine Empfehlung für eine(n) gute(n) Klavierlehrer(in) im Stuttgarter Süden hat, bitte her damit.

Liebe Grüße
Susanne
 
dann musste ich ihr erklären, was die Bezeichnung "una corda" bedeutet
:D Da möchte ich dir herzlich zu deiner Lehrerin gratulieren. Bekommst du eigentlich Geld für deine Unterrichtsstunden?
Wenn es nicht unbedingt Stuttgart-Süd sein muss, dann probier es doch mal hier.
Ich würde dir übrigens dringend zu einem Lehrerwechsel raten. Das hört sich für mich ziemlich hanebüchen an.
Liebe Grüße,
NaMu
 
Also ich glaube, dass ich eine ganz gute Klavierlehrerin bin, vielleicht nicht für jeden aber so für 90% durchaus. Sogar diverse Koryphäenkiller* (Besserwisser) fressen mir mittlerweile aus der Hand. Und trotzdem habe ich meinen SchülerInnen 30 Jahre lang erzählt, dass das rechte Pedal "Halte-Pedal" heißen würde, weil es die angeschlagenen Töne hält und alle anderen Saiten mitschwingen lässt. Außerdem benannte ich dieses Pedal ebenfalls "Klangpedal" und "Nachgetretenes Pedal". Doch leider stellte sich nun im Rahmen einer Recherche heraus, dass der Begriff "Halte-Pedal" einfach falsch ist. Es gibt ihn nicht! Er ist weder in der Literatur noch sonst irgendwo zitierfähig belegt. Woher ich diesen Begriff habe? Von meinen vielen LehrerInnen und ProfessorInnen, aber eben nur mündlich! Der Begriff "Una Corda" für das Linke Pedal kam mir zum ersten mal bei einem Fortbildungskurs unter, ich staunte nicht schlecht. Immerhin war ich schon 17 Jahre und spielte viele Konzerte...

Das muss also jetzt nichts heißen bezüglich Deiner jetzigen Lehrerin, so eine Lehrkraft kann sicherlich ihr Wissen (und sie wird welches haben, sonst könnte sie ja nicht Klavier spielen) an andere Leute weiter geben. Ich ermuntere meine 16 jährigen SchülerInnen ja auch, selbst Unterricht zu geben. Basics kann man durchaus vermitteln.

Also: nicht so schnell die Flinte ins Korn schmeißen. Vielleicht ist das die beste Lehrerin für den Anfang!

*Koryphäenkiller: das sind die SchülerInnen, die sich im Internet oder Bibliotheken intellektuell schlau machen um der Unterrichtskraft Fehler nach zu weisen. Soll jetzt kein Vorwurf sein an irgend welche Thread-Eröffner. Ich finde schon, dass man sich überall schlau machen kann. Aber dann direkt daraus (negative?) Schlüsse über den Wissensstand einer Lehrkraft zu ziehen halte ich für überfrüht. Jede Lehrkraft hat letztendlich auch gewisse blinde Flecke. Ich glaube kaum, dass alle Klavierlehrer hier aus dem Stehgreif alle Spielarten von dem umfangreichen Thema "Verzierungszeichen" auswendig beherrschen. Also ich muss mich bei neuen Stücken immer schlau machen, das ist aber nicht verwerflich. Schlimm wäre, wenn ich so tun würde, also ob ich das selbstverständlich alles wissen würde.
Verzierungszeichen ist aber ein Thema, worüber man Doktorarbeiten schreiben kann. Doch mich interessiert am Ende des Tages einfach nur, wie man dies oder jenes ausführen kann. Selbst da gibt es gelegentlich wissenschaftliche Unsicherheiten.

Ich erinnere mich auch noch sehr gerne an den Disput mit meiner Professorin über Triolisches Spiel bei Bach (Corrente Partita Bb Dur) wo sie wollte, dass die eine Hand die punktierte Achtel drei Sechzehntel lang aushält und das vierte Sechzehntel hinter die Triole der Rechten plaziert wird. Ein Elend...
Aber damals war das wohl in der Diskussion und diverse Musikwissenschaftler veröffentlichten widersprüchliche Ergebnisse.
 
Es muß ergänzt werden, daß das in 100% der Fälle Schüler sind, in deren Spiel Entscheidendes unzulänglich ist.

LG,
Hasenbein


Das ist wiederum eine Beurteilung, die ich so nicht denken würde, geschweige denn verschriften. Es gibt viele Möglichkeiten in der Musik DAS zu finden, was man zum jetzigen Zeitpunkt seines Lebens braucht. Und wenn es der Streit mit der Klavierlehrkraft ist, dann ist das eben so. wie man lesen kann hatte ich auch etwas eigene Vorstellungen während meines Studiums vom Bachspiel... was ist gegen Neugier und Recherche einzuwenden? Nichts.

Ich sage mal so, kommen diese Killer in MEINEN Unterricht, so erleben sie ihr blaues Wunder.... ich lasse mich nicht killen aber: ich bin immer für neue Denkweisen und Ansätze offen. Ich bin ja nicht gezwungen, jeder neuen Idee FÜR MICH (!) zuzustimmen.
 
Ich ja.

Oder hast Du jemals schon einen Koryphäenkiller erlebt, der vorbildlich spielte und eine vorbildliche Arbeitshaltung an den Tag legte? Ich jedenfalls nicht.

LG,
Hasenbein


Das kommt drauf an, was Du unter "vorbildlich" verstehst. Was ist ein "vorbildliches" Spiel und was ist eine "vorbildliche" Arbeitshaltung? Ich habe sehr sehr gute Musikwissenschaftler kennen lernen dürfen, die keineswegs das Erforschte selbst je "vorbildlich" am Instrument umsetzen konnten, das finde ich allerdings nicht verwerflich. Ich habe zB Konzerte mit der (für mich) bedeutenden Grete Wehmeyer gegeben, die aber vom Klavierspiel alleine durchaus nicht besonders "vorbildlich" in Punkto Trefferquote der Noten war, was ihrem Spiel und ihrer künstlerischen Aussage allerdings keinen Abbruch tat!
Wenn nun also so ein Killer kommt und meint, in der Musik andere Dinge entdecken zu müssen als die Welt bisher gefunden hat um mir als Koeyphäe "beweisen" zu müssen, dass sie recht haben und ich nicht, so ist das m.E. eine legitime Motivation sich mit Musik zu beschäftigen. Das Resultat kann durchaus "vorbildlich" sein, denn oftmals tragen solche Leute "zum Beweis" ihrer Aussagen kiloweise Material an, und das ist vorbildlich, wie ich finde. Wenn ich mich davon verunsichern lasse, so ist das MEIN Problem! Aber das passiert nicht. Ich beurteile diese Leute nicht nur nach ihrem Spiel - was oft nicht den Standard hat, den sie für irgendwann anstreben (sonst würden sie ja keinen Unterricht mehr nehmen). Ich begleite sie einfach dabei, ihren Standard zu verbessern. Und solange ich das kann, ist das völlig in Ordnung und mich reizen solche Herausforderungen!
;)
 

Sie behauptet, der Mordent käme zeitlich auf die Note und beim Pralltriller wäre die Verzierung vor dem Notenschlag. (Ich hoffe, ihr versteht jetzt, wie ich das gemeint habe.)

Ob die Trillerarten auf dem Notenschlag oder vor dem Notenschlag starten (egal ob Mordent oder Pralltriller), hängt im Wesentlichen von der Epoche ab, in welcher der Komponist gelebt hat. Als Faustregel kann gelten, dass alle Komponisten im Barock und Wiener Klassik die Verzierungen auf dem Notenschlag und nicht davor gestartet haben, während in der Romantik die Verzierungen vor dem Notenschlag starteten. Ausnahmen von dieser Faustregel dürften eher diese Regel bestätigen.

Ob man nun diese Faustregel einhalten möchte, hängt davon ab, wieviel man von historisch informierter Aufführungspraxis hält. Interessant bei Trillern im Allgemeinen (bezieht sich also nicht auf die gestellte Frages bzgl. Mordent/Praller) ist ja noch die Frage, ob mit der Hauptnote oder (oberen) Nebennote begonnen werden soll. Barock, Wiener Klassik: eher (obere) Nebennote, Romantik: eher Hauptnote. Ausnahme: Chopin: eher (obere) Nebennote (nach schriftlicher Aussage voneinander unabhängiger Zeitzeugen).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
OFF-Topic!!!


Liebe Viola,

den Ausdruck "Koryphäenkiller" finde ich so herrlich, dass ich noch mal extra posten muss! :p Allerdings hatte ich bis jetzt noch nie so einen "Killer" als Schüler. Muss mir das jetzt zu denken geben??!

Liebe Grüße

chiarina
 
Den Ausdruck habe ich von einem befreundeten Chirurgen. So nennt man die Leute, die von einem Professor zum nächsten wechseln, sich sehr kompetent in die Materie eingearbeitet haben und alles genau wissen, von der Diagnose bis zu den Behandlungsmethoden. Sie müssen immer mit dem Chefchef sprechen, drunter geht gar nichts, alle anderen haben nicht genug Kompetenz.

Viele Eltern meiner SchülerInnen führen sich ein wenig so auf: ja kann denn meine Tochter nicht jetzt eigentlich schon einen Beethoven aufkriegen? Sie spielt doch schon so lange... oder: müssten Sie eigentlich nicht noch mehr Technikstudien und Etüden mit meinem Sohn machen?

Also ich habe das oft erlebt. Ich hatte mal eine kleine Magdalena, die mit ihren 5 Jahren überdurchschnittlich nach Gehör spielte und schon ziemlich fit war. Sie konnte keine Buchstaben und daher auch keine Noten. Vorschulkind. Die Eltern meinten dann, ich solle jetzt aber endlich mal Noten mit der Tochter lernen! OK, kann man ja mal versuchen. Ich wählte die Schlüssel-C-Methode, als Heft Bodenmann Bd 1 mit Pfannekuchengroßen Noten. Das Kind begriff sehr schnell, las das Schlüssel "C" absolut und die anderen Töne relativ. Also "D" war ein Ton höher und H eben ein Ton tiefer. Sie spielte alles vom Blatt, ohne Notennamen. Die wären später dann gekommen, wenn das Kind mal von den Buchstaben einen Plan gehabt hätte. Leider wurde ich rausgeschmissen, weil nach 6 Wochen zwar der ganze Bodenmann durch war (Rekord) aber die Eltern festgestellt hatten, dass das Kind immer noch nicht wusste, wie zB die Note "F" heißt!!! Das Kind konnte also noch immer keine Noten lesen!!! Böse, böse! Aber wer stellt sich bei einem Vorspiel denn schon hin und liest dem Publikum die Noten vor: G, e, eeeee, F, d, deeeee, C, d, e, f, G, g, geeee.....

Hallo?!?!

Dass das Mädel aber die richtige Taste fand war den Eltern egal. Nun ja, es gibt bestimmt KollegInnen, die erst die Buchstaben mit den Kindern erlernen um sie dann den Tasten zu zu ordnen, also reines absolutes Notenlesen.

Ich frage mich, ob diese Kolleginnen das ganze Alphabet mit den Kindern durchgehen oder nur die Buchstaben, die benötigt werden für die Tonleiter...

Ich sag nur, das sind mir die absoluten Horroreltern! Besserwisser auf ganzer Linie. Und im Hintergrund wird immer die Zeit gestoppt, da kann man sicher sein. Bei einer anderen Familie wurde ich gekündigt, weil ich das Kind gefragt hatte, ob es an Weihnachten wegfahren würde. Das Kind brauchte eine Pause, dann mache ich gerne so einen "Gehirnausflug", danach geht es immer besser weiter.

Im Moment schlage ich mich auch wieder mit so einem Kleinen herum. Der darf noch nicht mal während der Klavierstunde aufs Klo. Ich soll ihm das verbieten, weil er hätte ja vorher gehen können oder sollen. Hä?!? Weiß ich, wie man mit Kindern umgeht oder weiß ich das nicht?!?! Weiß der Geier, warum so ein Kind aufs Klo muss (Aufregung?!?). Letztens habe ich gefragt, was er denn für eine Laterne gebastelt hätte (Überleitung zu den Laternenliedern). Als er mir dann ganz stolz erzählte was wo wie, kam aus dem Hintergrund: er solle sich auf das Klavierspielen konzentrieren und seine Lehrerin nicht mit solchen Geschichten nerven. Ich bin dann hin und meinte, den Kleinen in Schutz nehmend, dass ich halt gefragt hätte, weil ich jetzt gerne die Larternenlieder anfangen wollte. Die Dame des Hauses meinte nur, dass ihr Sohn eben dazu neigen würde, sich aus Situationen, in denen er sich konzentrieren müsse, raus zu quatschen. Ich habe das dann nicht weiter kommentiert. Fakt für mich ist, dass die Begeisterung für seine Laterne sich auf die Lieder übertragen hätte und er sich mit dem gleichen Elan auf die Laternenlieder getürzt hätte. So hatte ich von einem Moment auf den anderen einen zerknirschten unwilligen Schüler. In der Stunde habe ich ihn nicht mehr aufbauen können. Also bei dieser Familie rechne ich monatlich mit Abmahnungen und Kündigung. Doch soll ich den Kleinen (6 Jahre) jetzt alleine lassen? Es ist ein schwieriger Job, aber ich mache ihn FÜR das Kind. Nicht, weil er mir am Herzen liegt, nein. Sondern weil ich denke, dass ich diesem Menschen vielleicht ein klein wenig noch mit auf seinen Weg geben kann. Mal sehen.

Eine echte Killerfamilie....
 
Die wären später dann gekommen, wenn das Kind mal von den Buchstaben einen Plan gehabt hätte. Leider wurde ich rausgeschmissen, weil nach 6 Wochen zwar der ganze Bodenmann durch war (Rekord) aber die Eltern festgestellt hatten, dass das Kind immer noch nicht wusste, wie zB die Note "F" heißt!!! Das Kind konnte also noch immer keine Noten lesen!!! Böse, böse! Aber wer stellt sich bei einem Vorspiel denn schon hin und liest dem Publikum die Noten vor: G, e, eeeee, F, d, deeeee, C, d, e, f, G, g, geeee.....


Oh, Viola, was für eine Katastrophe! Dabei hätten die Eltern froh sein sollen, dass sie so eine kompetente KL hatten!!! Und es ist so wichtig, dass Schüler eben nicht nur absolute Noten lesen, sondern musikalische Gestalten erkennen können (so nenne ich das). Arme Viola!!! :kuss:



Im Moment schlage ich mich auch wieder mit so einem Kleinen herum. Der darf noch nicht mal während der Klavierstunde aufs Klo. Ich soll ihm das verbieten, weil er hätte ja vorher gehen können oder sollen. Hä?!? Weiß ich, wie man mit Kindern umgeht oder weiß ich das nicht?!?! Weiß der Geier, warum so ein Kind aufs Klo muss (Aufregung?!?). Letztens habe ich gefragt, was er denn für eine Laterne gebastelt hätte (Überleitung zu den Laternenliedern). Als er mir dann ganz stolz erzählte was wo wie, kam aus dem Hintergrund: er solle sich auf das Klavierspielen konzentrieren und seine Lehrerin nicht mit solchen Geschichten nerven. Ich bin dann hin und meinte, den Kleinen in Schutz nehmend, dass ich halt gefragt hätte, weil ich jetzt gerne die Larternenlieder anfangen wollte. Die Dame des Hauses meinte nur, dass ihr Sohn eben dazu neigen würde, sich aus Situationen, in denen er sich konzentrieren müsse, raus zu quatschen. Ich habe das dann nicht weiter kommentiert. Fakt für mich ist, dass die Begeisterung für seine Laterne sich auf die Lieder übertragen hätte und er sich mit dem gleichen Elan auf die Laternenlieder getürzt hätte. So hatte ich von einem Moment auf den anderen einen zerknirschten unwilligen Schüler. In der Stunde habe ich ihn nicht mehr aufbauen können. Also bei dieser Familie rechne ich monatlich mit Abmahnungen und Kündigung. Doch soll ich den Kleinen (6 Jahre) jetzt alleine lassen? Es ist ein schwieriger Job, aber ich mache ihn FÜR das Kind. Nicht, weil er mir am Herzen liegt, nein. Sondern weil ich denke, dass ich diesem Menschen vielleicht ein klein wenig noch mit auf seinen Weg geben kann. Mal sehen.

Eine echte Killerfamilie....


Oh je ....... ! :shock: Dabei ist es ja didaktisch sehr sinnvoll, aus dem Erleben und den Erfahrungen des Kindes zu schöpfen!!! Unterrichtest du bei den Schülern zu Hause? Vielleicht ist da der Knackpunkt. Ich unterrichte bei mir - da können keine Eltern reinreden.

Ich verstehe jedenfalls jetzt sehr gut, was du meinst ...... !!!

Toi, toi, toi und liebe Grüße

chiarina
 
Also ich bin zwar kein Lehrer, aber ich sage zum rechten Pedal "Dämpferaufhebungspedal" (denn das tut es ja tatsächlich, damit die Saiten nachklingen) und zum linken "UC".

Das mittlere Pedal heißt "piano-Pedal", wobei allerdings namhafte Meister der Kunst (z. B. Seymour Bernstein) behaupten, das mittlere Pedal sei wie der Blinddarm am Klavier "Bringt kaum etwas und macht dem Klavierstimmer nur Ärger, wenn er es dauernd neu justieren muss".

Leise spielen können sollte man eigentlich mit den Fingern (Stichwort: Bewusst-feinfühliges Tonnehmen durch Ansaugen und und fast Streicheln der Taste mit gezielter Druckpunktüberwindung als Ergebnis entsprechend gezielter Muskelkontraktion zur dynamischen Differenzierung der Anschlagstärke und -intensität). Eben nicht anschlagen, da ist das Wort schon "viel zu brutal"

Allerdings ist das UC-Pedal (links) ganz wundervoll geeignet, um die mechanischen Anschlaggeräusche, wenn die Hämmer die Saiten berühren oder in die Ausgangslage zurückfallen zu dämpfen (es klackt dann nicht mehr so, wenn eine Saite angeschlagen wird).

Ich habe mir sehr schnell angewöhnt, bei den Stücken, insbesondere jedoch bei piano-Stellen, fast dauerhaft UC zu treten, ansonsten läuft alles per Fingerlegato, außer ich habe weitgriffige Stellen zu bewältigen, wo die Grenzen der eigenen Körperlichkeit erreicht sind (also indem ich die Tonlücke zwischen zwei Akkorden, die z. B. mehr als 1 Oktave voneinander entfernt sind, nicht mehr "manuell" schließen kann). In diesem Beispielsfall binde ich ganz leicht in der Viertelpedalstellung rechts an dieser Stelle.

Das klingt eigentlich nicht schlecht. Ich habe mir dieses Verfahren mal angelesen.

Auf jeden Fall vielen Dank für die ausführlichen Infos zum Thema Verzierungen.

Gruß

Razo!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bei mir heisst das Rechte Pedal "Kaspar", das Mittlere "Balthasar" und das linke .... nein, das heisst "Bruce Willis" .... so what ...

:D
Hyp
 
Viola, deine Berichte lesen sich wirklich gut! 8)
Aber zur Sache: Oh je... was für ein Alptraum.

Unterrichtest du bei den Schülern zu Hause? Vielleicht ist da der Knackpunkt. Ich unterrichte bei mir - da können keine Eltern reinreden.

Das war auch ganz spontan mein Gedanke: Unbedingt den Unterrichtsraum von der Wohnung des Schülers trennen! Eine Unterrichtsstunde soll ja ein Entwicklungsraum für optimales Lernen sein. Dafür brauchen aber beide - Schüler und Lehrer - die Möglichkeit, sich ohne besserwisserische Aufsicht aufeinander einzulassen. So wie du es berichtest, wäre es für mich als Schüler kaum auszuhalten, - aber auch als Lehrer nicht! Wie soll ein Lehrer in so einer Situation seine pädagogische Kompetenz umsetzen...?

Grüße von
Fips
 
off topic & topic again

...
Das war auch ganz spontan mein Gedanke: Unbedingt den Unterrichtsraum von der Wohnung des Schülers trennen! Eine Unterrichtsstunde soll ja ein Entwicklungsraum für optimales Lernen sein. Dafür brauchen aber beide - Schüler und Lehrer - die Möglichkeit, sich ohne besserwisserische Aufsicht aufeinander einzulassen. So wie du es berichtest, wäre es für mich als Schüler kaum auszuhalten, - aber auch als Lehrer nicht! Wie soll ein Lehrer in so einer Situation seine pädagogische Kompetenz umsetzen...?

Grüße von
Fips

Ja, ich gehe bei denen ins Haus. Der Schüler kennt nichts anderes, darum ist es für ihn auszuhalten. Und ich habe gelernt, meine pädagogischen Kompetenzen nicht nur dem Schüler gegenüber umzusetzen. Natürlich ist es im Prinzip sinnvoller, die Schüler "holen" sich das Wissen und fahren dazu zur Lehrkraft. Die Reitlehrerin kommt ja auch nicht nach Hause und beide Üben auf der Sofakante...

Also zum Ursprungsthema: über Verzierungen kann man - wie schon geschrieben - Doktorarbeiten schreiben und lesen. Doch um welches Niveau handelt es sich bei unserem Faden? Ich denke, im Anfangsunterricht sollte eine sinnvolle umsetzbare Lösung vorgegeben werden. Das tun auch viele Klavierschulen, die dann die Triller und Mordents ausnotieren (oder im Urtext Notenbeispiele drunter setzen). Wenn man dann im künstlerischen Bereich tätig ist (MuHo, Konzerte, CD-Einspielungen) dann sollte man die Dinge konkreter untersuchen. Manche Anfänger können den "richtigen" Mordent noch gar nicht bewältigen. Aber in 2 Jahren sieht das dann schon anders aus. Da wächst man rein. Ich habe auch schon Schülern empfohlen, die Triller fürs erste (!) einfach mal zu ignorieren. Reift das Stück, so kann man sich der Sache besser annehmen. Außer: Alla Turca aus A-Dursonate von Mozart. Da kann man die Vorschläge natürlich NICHT ignorieren...
;)
 
Hallo,

ich habe meiner Klavierlehrerin am Donnerstag beim Unterricht die Übersicht über die Ausführung der verschiedenen Verzierungen gezeigt und sie hat es durchaus positiv aufgenommen, dass ich Dinge hinterfrage und mir selber Informationen besorge.

Ich denke trotzdem, dass ich mich längerfristig nach einem kompetenteren KL umsehen sollte. Mein momentane Lehrerin fällt eher in die Kategorie klavierspielende Hausfrau und hatte beim Vorgespräch gleich gesagt, dass sie nicht auf höherem Niveau (Studienvorbereitung) unterrichtet. Ich komme bei ihr auf jeden Fall besser voran als vorher ohne Unterricht, aber sie ist noch immer jede Woche überrascht, in welchem Tempo ich vorwärts komme. Öfter erklärt sie auch ein Stück für erarbeitet, wenn ich den Eindruck habe, dass sich da noch einiges verbessern ließe.

Auch wenn ich mich noch lange nicht für eine Meisterschule reif fühle, werde ich deshalb vermutlich NaMu's Vorschlag mal aufgreifen. Schließlich gibts da im Dezember ein Klassenvorspiel.

Nochmals vielen Dank für eure Hilfe

Susanne,
die sich jetzt gleich wieder Knecht Ruprecht zuwenden wird :klavier:
 

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