Mondscheinsonate Interpretation 1. Satz

[Flieger]

Auch wenn Beethoven das Tempo vorgab, überwiegen hier nun doch mMn die, die es etwas langsamer bevorzugen?

Naja, vorgegeben hat er es in Worten, nicht in einer festen Metronomzahl. Über die 'korrekte' Geschwindigkeit von Beethovensonaten wird auch unter Experten diskutiert. Da gibt es unter anderen die Meinung, dass ein Missverständnis vorliegt und tatsächlich eigentlich immer das halbe Tempo des heute üblichen gemeint ist.
Mein Vorschlag ist: Spiel so, dass dir die Melodiestimme gefällt und dass du da noch gut phrasieren kannst. Wenn die Melodie auseinanderfällt, weil die einzelnen Töne zu weit auseinander liegen, ist es zu langsam (oder die Phrasierung schlecht...).

 

[rolf]

Naja, vorgegeben hat er es in Worten, nicht in einer festen Metronomzahl.

Naja:
op.27,2 1801
Mälzels Metronom Ende 1815

 

[mick]

Die Tempobezeichnung (bzw. Charakterbezeichnung) ist „Adagio sostenuto“ im Alla-breve-Taktmaß. D.h. das Maß sind nicht Viertel, sondern Halbe.

Wenn das so selbstverständlich ist - warum gibt Beethoven dann im 2. Satz der 3. Sinfonie das Tempo mit Achtel = 80 an? Auch hier haben wir ja keinen 4/8-Takt, sondern einen 2/4-Takt.

 

[Flieger]

@rolf Das war ja auch kein Vorwurf an Beethoven... ;)

 

[Tastatula]

Naja:
op.27,2 1801
Mälzels Metronom Ende 1815

war das nicht kapputt?...

 

[Demian]

Wenn das so selbstverständlich ist - warum gibt Beethoven dann im 2. Satz der 3. Sinfonie das Tempo mit Achtel = 80 an? Auch hier haben wir ja keinen 4/8-Takt, sondern einen 2/4-Takt.

Vielleicht ist es eine (willkürliche?) Ausnahme. Falls nicht, ist scheint es ja geradezu beliebig zu sein, wie eine gerade Taktart notiert wird. Was sagt denn die Musikwissenschaft dazu?

 

[mick]

Vielleicht ist es eine (willkürliche?) Ausnahme.

Du meinst, so willkürlich wie die Vorschrift Achtel=88 in der 4/4-Einleitung der ersten Sinfonie oder Achtel=84 in der 3/4-Einleitung der Zweiten?

Willkürlich ist das sicher nicht. Bei so langsamen Tempi ist ein unterteilter Puls manchmal notwendig.

Zu Beethovens Entlastung sei allerdings mitgeteilt, dass die ersten Metronome erst bei 50 Schlägen pro Minute „anfingen“; Beethoven hätte also gar nicht sowas wie Viertel=44 schreiben können. Allerdings ist es auch ein Hinweis darauf, dass man zu der Zeit einen langsameren, nicht unterteilten Puls eher nicht für praktikabel hielt.

 

[virtualcai]

Außerdem trägt der Ton der Klaviere der Beethoven-Zeit weniger als der der modernen Flügel.

Gert Hecher den Satz einmal auf diesem Instrument mit Dauerpedal angespielt:

Klavier-Atelier: Hecher Flügel

Das hat das tatsächlich gut funktioniert.
Leider gibt es nicht einmal ein Stückchen der CD online zu hören.