Mögt ihr die Opern Richard Strauss'?

Mögt ihr die Opern Richard Strauss'?


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Hallo zusammen,

je häufiger ich sie höre, desto mehr komme ich zu einer Erkenntnis, mit jedem neuen Hören werde ich mir einer Tatsache bewusster:

Die Opern Richard Strauss' sind so unglaublich furchtbar skandalös, wenn nur ein politisch Verantwortlicher Ahnung von Kunst hätte, er müsste sie sofort alle verbieten lassen!

Aber zugleich sind sie so ungemein göttlich, dass man sie jeden Tag spielen müsste, dass hält jedoch niemand aus, denn:

Strauss' Opern peitschen ihren Hörer bis an den Rand des menschlich Tragbaren, seiner Existenz - und darüber hinaus!

Ich habe noch nie so eine Musik gehört, und auch, wenn sie vielleicht gar nicht zu meinem "normalen" Charakter passt, muss ich zugeben:

Die Opern von Richard Strauss werden zunehmend zu meinem musikalischen Nonplusultra!

Daher interessiere ich mich für Eure Meinung bezüglich dieser Meisterwerke, die den Hörer gleichsam innerlich zerreißen: Auch der stärkste Charakter geht in diesem Magnetfeld aus künstlerischer Höchstleistung, dramaturgischer Spannung, textlicher Exzellenz und menschlichem Abgrund zugrunde!

Also - falls ihr Euch jemals das "Martyrium" einer ganzen Strauss-Oper angetan habt - wie steht ihr dazu.

Falls nicht: Seit vorsichtig! Strauss ist gleichsam der Hades der Musik - einmal überschritten gibt es kein zurück mehr!

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie

P.S.:

Wenn ich mir Strauss auf Youtube "antue", dann nur in einer Interpretation, und zwar der von Karl Böhm. Sein Strauss ist für mich der beste, den ich bisher gehört habe. Und die Inszenierungen sind unerträglich realistisch!

Salome:



Elektra:

 
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Ich mag seine Musik ab und zu ganz gerne, aber dieser Bacchus-Part in der Ariadne ist schon übel und fies für die armen Tenöre, der gilt schon fast als so unsingbar wie Wagners Tristan ...

 
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Strauss mochte Tenöre nicht. Und an der Partie des Bacchus hat er das deutlich demonstriert. Diese Partie ist so unsingbar, dass man als Tenor eigentlich nur scheitern kann. Strauss kannte sich bestens mit Stimmen aus, das muss Absicht gewesen sein!

Ich liebe Strauss-Opern übrigens auch sehr - aber nicht alle. Zur Kategorie "Geniestreich" gehören zweifellos Salome, Elektra, Der Rosenkavalier und Ariadne. Auch noch toll finde ich Arabella, Die schweigsame Frau und Die Frau ohne Schatten. Der Rest wird meiner Meinung nach vollkommen zurecht heute kaum noch gespielt, auch wenn teilweise wirklich schöne Musik darin zu finden ist.

Wirklich geniale Musik von Strauss findet man auch unter seinen Liedern. Hier sind ein paar Aufnahmen, die ich sehr mag:

Lucia Popp - Zueignung (Strauss) - YouTube

Hermann Prey - Ständchen, Op. 17, No 2 - Richard Strauss - YouTube

Richard Strauss: Die Nacht (Margaret Price) - YouTube

Allerseelen - YouTube

LG, Mick
 
Mir gehts wie Mick. Bei Strauss darf man den Mut zur Lücke aufbringen.

Am liebsten mag ich den Rosenkavalier, den ich für eine annähernd perfekte Oper halte. Mozart und Wagner im Schulterschluss. Inklusive des genialischen Schlusses - diese Aufhebung der Beklemmung aus dem Schlussterzett.

Meine Probleme mit Strauss-Opern beginnen schon bei der Frau ohne Schatten... weniger musikalisch allerdings...
smiliepfeif.gif
 
manche (wie oben verlinkte berühmte Salome mit Teresa Stratas) gehören zu meinen liebsten Opern ( alleine die bizarre Chromatik am Hof des Herodes und dem Streiten der Juden, die dann plötzlich beim Auftritt der Nazarener -" die Tochter des Iairus hat er von den Toten erweckt..."- in reinste Diatonik umschlägt, ist singulär schön, dazu der geniale Text Wildes).
Elektra ist mir etwas gar zu düster, Rosenkavalier hab ich ganz gern, Arabella ist die erste Hälfte wunderschön , nach dem Ball zieht es sich aber etwas, Capriccio eines meiner absoluten Favoriten, Ariadne naja, Daphne naja, Frau ohne Schatten nein, Intermezzo nein, schweigsame Frau nein....

"bis an den Rand des menschlich Tragbaren" würde ich zu den vier letzten Liedern sagen....tausendmal diese Wunderwerke hören ist noch viel zu wenig.

PS zu den herrlichen Strauss- Liedern, neben oben erwähnten Prey, Price und Norman bitte unbedingt mal Leo Slezak anhören ( Ich trage meine Minne etc) !!! (zarteres ppp von einem Tenor noch nie gehört)
 
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Herzlichen Dank für Eure ausführlichen Antworten! Mich freut es wirklich sehr, dass diese Meisterwerke hier wohl auf regen Anklang stoßen, habe ich doch auch schon Sätze gelesen, wie: "Mit diesem primitiven Sprechgesang und Orchestergelärme kann ich überhaupt gar nichts anfangen!"

Aber divergente Einzelmeinungen sollen ja nichts heißen....:D

Ich für meinen Teil habe mir jetzt zumindest erstmal die Partitur der Salome bestellt und warte schon heiß und innig darauf, sie endlich in den Händen zu halten. Ich werde mir dann wohl auch noch den Klavierauszug, das Textbuch und die Stratas-DVD bestellen - und das ganze dann nochmal von allen anderen Strauss-Opern...:D

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Schlagt mich, aber ich mag am liebsten die düstere Elektra. Ich kenne keine Bearbeitung des Stoffes seit
Euripides, wo Wut, Verzweiflung und Rachedurst einen so packenden Ausdruck finden.
 
Die Orchesterwerke sind teilweise berauschend.

Till Eulenspiegel, Don Juan oder Zarathustra sicherlich. Werde aber nie verstehen, warum z.B. Gould und Gulda die Burleske gespielt haben, Klavierkonzerte von Rachmaninoff aber nicht weil sie angeblich zu substanzlos seien. Die Burleske empfinde ich als einfallslosen virtuosen Schinken:D. Jetzt gibt es sicher Prügel von den Fachleuten hier im Forum:rolleyes:.
 

Weiss denn jemand Bearbeitungen für Klavier 2-händig der Opern? Je mehr ich Richard Strauss höre für desto genialer halte ich ihn (+ seinen Textdichter HvH).
 
Till Eulenspiegel, Don Juan oder Zarathustra sicherlich. Werde aber nie verstehen, warum z.B. Gould und Gulda die Burleske gespielt haben, Klavierkonzerte von Rachmaninoff aber nicht weil sie angeblich zu substanzlos seien. Die Burleske empfinde ich als einfallslosen virtuosen Schinken:D. Jetzt gibt es sicher Prügel von den Fachleuten hier im Forum:rolleyes:.

Unbedingt dazu gehören auch noch "Don Quixote" und "Tod und Verwesung" (oder so ähnlich :D) - beides Meisterwerke! Die Burleske ist ja beinahe noch ein Jugendwerk von Strauss. Ich finde sie sehr witzig - der Dialog zwischen Klavier, Pauken und Orchesterinstrumenten ist geradezu genial; wie ein Streit verschiedener Charaktere. Dazu die fast grelle, immer überraschende Harmonik ... ich mag das Stück einfach!

Ich muss zu meiner Schande allerdings gestehen, dass ich Rachmaninow-Konzerte auch mag. Substanzlos finde ich sie auf keinen Fall!

LG, Mick
 
Weiss denn jemand Bearbeitungen für Klavier 2-händig der Opern? Je mehr ich Richard Strauss höre für desto genialer halte ich ihn (+ seinen Textdichter HvH).

Die Klavierauszüge gibt es alle zu kaufen - oder glaubst du, die Korrepetitoren müssen das aus der Partitur spielen? Ist schon so schwer genug!

LG, Mick

PS: Hier spielt der Komponist selbst Auszüge aus Salome:

 
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Weiss denn jemand Bearbeitungen für Klavier 2-händig der Opern? Je mehr ich Richard Strauss höre für desto genialer halte ich ihn (+ seinen Textdichter HvH).
von Stewart Grainger gibt es fantastische Klaviertranskriptionen, speziell beim Rosenkavalier (!) (ist aber, wie so oft bei Opernbearbeitungen, seien sie von Liszt, Tausig, Matin oder Busoni, alles andere als einfach zu spielen...)
 
Die Opern von Richard Strauss werden zunehmend zu meinem musikalischen Nonplusultra!
das ist ja erfreulich, dass dir die Opern von Richard Strauß so sehr gefallen! :):)
vielleicht findest du dann auch zu Puccini, Mussorgski, Shostakowitsch, Wagner, Verdi, Rimski-Korsakov Zugang

...aber entre nous: es hätte doch genügt, wenn du deine Begeisterung im schon vorhandenen Faden https://www.clavio.de/forum/umfragen/8471-moegt-ihr-oper.html platziert hättest ;)
 
Strauss-Opern: das ist etwas für Fortgeschrittene Klassik-Fans. Es ist deftige Kost – gewöhnungsbedürftig (vor allem die Sopran Duette) und wenn man sich dran gewöhnt hat, ist man auch schon fast süchtig.

Ich finde, dass die Musik Richard Strauss‘ – eben vor allem seine Opern – zu den wenigen Stücken der Musikgeschichte gehören, in denen man so etwas wie „Jugendstil“ (in der Musik) erkennen kann. Jugendstil ist ja vor allem eine Erscheinung der bildenden Kunst und ist in der Literatur und in der Musik schwer dingfestzumachen. Doch die Rosenüberreichung aus dem Rosenkavalier – wenn das nicht reiner Jugendstil ist? Diese typischen Klangtupfer (vor allem gespielt von der faszinierenden Kombination von Streichern und Celesta) haben mich stets fasziniert.

Empfehlen würde ich Strauss‘ Musik aber nicht, genauso wenig, wie man „harte Drogen“ empfiehlt ;-) ;-)
 
Ich finde, dass die Musik Richard Strauss‘ – eben vor allem seine Opern – zu den wenigen Stücken der Musikgeschichte gehören, in denen man so etwas wie „Jugendstil“ (in der Musik) erkennen kann. Jugendstil ist ja vor allem eine Erscheinung der bildenden Kunst und ist in der Literatur und in der Musik schwer dingfestzumachen.
fin de ciecle, Praeraffaeliten, Wiener Sezession, Jugendstil, Symbolismus - diese Früh- oder Vorform der expressionistischen Moderne gibt es durchaus in Literatur (Hofmannsthal, Bely, Sologub, Liliencron) und Musik (Rachmaninov, Skrjabin, Medtner, Richard Strauß, Cyrill Scott u.a.) und ist nicht nur auf die Malerei begrenzt ((wenn ich mich richtig erinnere, gibt es sogar eine Reclam Anthologie zur Jugendstil Literatur) -- und freilich ist eine abgrenzende Schubladisierung nach *ismen weder eindeutig möglich noch nötig. So finden sich bei Debussy impressionistische, jugendstil-symbolistische und expressionistische Sachen, ohne dass man deswegen den Debussy streng und eindeutig einer einzigen "Schule" zuordnen könnte oder müsste. Strittig ist, ob man den Symbolismus noch zur Spätromantik oder schon zur Frühmoderne zählen soll; bzgl. der Literatur wäre letzteres sinnvoller. Und natürlich gilt für die anderen Komponisten der Jahrhundertwende dasselbe: manche machten mehrere Phasen durch (z.B. romantisch anfangen und expressionistisch enden).
Aber danke für die sehr schöne Anregung, Straußopern wie insbesondere den Rosenkavalier im Umfeld des Jugendstil zu betrachten!
 
Hilfe! Ich habe einen Fehler in meiner geliebten Aufnahme der Salome mit Teresa Stratas in der Titelpartie gefunden! :D

In vierten Takt nach Probenziffer 116 - S. 94 in der Studienpartitur - lautet der Text eigentlich:

Die Granatapfelblüten in den Gärten von Tyrus, glüh'nder als Rosen, sind nicht so rot.

Dabei erklingen folgende Notenwerte:

4tel - 8tel - 8tel - 2be

Stratas singt hingegen voller Inbrunst folgenden Text:

Die Granatapfelblüten in den Gärten von Tyrus, Rosen sind nicht so rot.

auf einer ganzen Note!

Das wollte ich Euch als aufmerksamer Hörer nur mitteilen! :D

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Es gibt sogar noch einen Textfehler der Stratas:

Im fünften Takt nach Probenbuchstaben 324 lautet der Text:

Öffne doch die Augen, erhebe deine Lider, Jochanaan!

Stratas singt aber:

Öffne doch die Augen, so hebe deine Lider, Jochanaan!

:D :D :D
 

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