Natürlich, es ist immer so, daß jemand führt. Das ist wie in einem Gespräch. Einer redet, der andere hört zu, nickt wohlwollend, oder verschränkt die Arme. Und dann redet der Andere. Genau so läuft es in der Musik. Im Orchester spielt nicht nur die erste Geige.
Besondere Momente gibt es nur beim miteinander musizieren. Da kann es ohne Ende brizzeln.
Ich erinnere mich, einmal bei einem Theaterjubiläum, in dem alle möglichen Theaterstücke kurz angespielt wurden, auf dem Klavier den Soundtrack gespielt zu haben. Eigentlich sollte die jeweils passende Bühnenmusik per Anlage eingespielt werden. Da diese spontan ihren Dienst versagt hatte, fragte man mich, ob ich vielleicht den Job übernehmen könnte. Gesagt, getan. Ich kannte die Szenen nicht und habe geschaut, was passiert. Und dann gab es die besondere Szene, daß jemand über einen Steg ging, sich ganz an´s Ende setzte, und, mir den Rücken zugewandt, ein Messer schliff. Es ergab sich ein Dialog zwischen uns, mit jedem Wetz spielte ich einen Akkord, er wurde langsamer, ich mit ihm und dann dachten und fühlten wir beide (er: Sie spielt noch einen Akkord, ich: er wird noch einmal wetzen), und auf den Punkt musizierten wir zusammen diesen besonderen Moment. Ich wußte nicht, wie der Schauspieler aussah, so weit weg war er. Das hätte keine Aufnahme je gekonnt. Nimmst Du Spuren einzeln auf, dann muß sich die andere Stimme, die als nächstes aufgenommen wird, exakt danach richten. Da gibt es keinen Dialog...