Hallo chiarina,
deine Beiträge sind ja immer extrem hilfreich für einen Anfänger wie mich.
Aber das
"Nach dem Üben verschiedener Stellen nicht mehr durchspielen."
verstehe ich jetzt nicht.
Warum sollte man das vermeiden?
Ich habe es bis jetzt öfters so gemacht, dass ich erst die schwierige Stelle alleine geübt habe, wenn das passt, mit dem Takt vorher und dem Takt nachher.
Und wenn auch das passt, dann im Zusammenhang.
Vielen Dank nochmal für die ganzen Infos.
Lieber Charly 70,
wenn du eine schwierige Stelle erst herausgreifst, dann ins Vorher/Nachher integrierst, hast du dieser Stelle deine volle Aufmerksamkeit geschenkt und deshalb einen Übeerfolg erzielt.
Was passiert, wenn du dann das Stück durchspielst? Deine Aufmerksamkeit richtet sich auf viele verschiedene Aspekte und die schwierige Stelle, von der es meistens viele/mehrere gibt, bekommt nur noch wenig oder deutlich weniger Aufmerksamkeit und soll gleich auf Anhieb klappen. In der Regel passieren dann Fehler und die gerade so schön geübte Stelle wird fehlerhaft.
Dieses fehlerhafte Spiel ist das dann letzte, was du tust, und speichert sich daher ab. Die Folge: diese Stelle bleibt fehleranfällig.
Das Letzte, was man an einem Tag mit einer Stelle tut, sollte immer das sein, was man gespeichert haben will. Also möglichst perfekt in Klang, musikalischer Vorstellung und Bewegungsausführung sein. Spielt man eine Stelle mal so, mal so, übt man auch, diese Stelle mal so, mal so zu spielen. Fehleranfälligkeit ist die Folge.
Spielt man am Anfang ein Stück durch, ist das kein Problem, weil man danach ja noch die entsprechenden Stellen übt. Das Letzte wird gespeichert und im Hirn über Nacht verarbeitet.
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Ich finde es sehr wichtig, im Unterricht auch Stellen zu erarbeiten, bei denen der Schüler Probleme hat. Wenn er sagt: "Ich brauch nur noch ein bisschen Zeit, es ist sonst alles klar", ist das kein Problem. Aber oft stimmt etwas nicht und es ist sehr hilfreich, das Problem in viele kleine Einzelschritte aufzudröseln und gemeinsam mit dem Schüler individuelle Übestrategien zu entwickeln. Diese Einzelschritte überfordern den Schüler nicht und klappen sofort, so dass der Schüler weiß, was er zu Hause tun kann.