Konkurrenz?

...und außerdem ist Musik kein Krieg und kein Sport, wo es um höher, schneller, weiter geht.
An erster Stelle sollte unbedingt der Wille zu schöner Musik stehen. Wenn der Wille stark genug ist, dann wirst Du Deinen Weg gehen. Ist er nicht stark genug, gehst Du auch Deinen Weg, aber dann vielleicht einen anderen.
Perfektionsdrang und wettbewerborientiertes Denken führt meiner Meinung nach zu verbissenen Lippen, dann kann man auf keinem Instrument einen schönen Ton zaubern.
Die Atmosphäre auf Wettbewerben muß man mögen. Oft sehe ich dort bleiche Gesichter und ehrgeizige Eltern. Die gruseln mich besonders.
Wobei ich nichts gegen Jugend musiziert sagen will. Es ist ein wunderbares Forum, Gleichgesinnte kennenzulernen und in Musik zu baden.
 
Und ich denke oft darüber nach, ob nicht eine Gesellschaft denkbar wäre, die darauf verzichten könnte.

Ich glaube nicht. Schau Dich in der Welt um, und überall siehst Du das gleiche. Für jedes Hobby, jede ernsthafte Beschäftigung, gibt es sofort irgendwelche Wettbewerbe, Tests, Noten. Höchstens dort nicht, wo Gesellschaften klein genug sind und die Tätigkeiten gängig genug, um auch ohne Wettbewerbe das jeweilige Niveau des anderen zu kennen.
 
Es ist gut und wichtig, sich mit dem Berufsfeld und Berufsbild und auch dem Berufsalltag auseinanderzusetzen. Dazu gehören Konkurrenz, Druck, Neid und sehr, sehr viele Enttäuschungen (nebst finanzieller und beruflicher Ungewissheit). Das sind die negativen Aspekte. Wenn man den Eindruck hat, dass die positiven für einen dennoch überwiegen, kann man diesen Beruf ausüben.

Dazu finde ich auch sehr wichtig zu sagen, dass man seine Entscheidungen und Einstellungen überdenken und jederzeit anpassen darf. Es spricht nichts dagegen, sich nach einem oder fünf oder zehn Semestern für einen anderen Beruf zu entscheiden, oder auch nach fünf oder zehn Jahren Berufsalltag. Wir sind hier doch nicht in einer Einbahnstraße.

Dennoch bin ich der Meinung, dass es ungesund ist, sich ständig damit zu befassen. Wenn man eine Entscheidung getroffen hat, kann man sie erstmal eine Weile stehen lassen und sich ganz sich selbst, der Musik und dem eigenen Fortschritt widmen. Für so etwas kann es für manchen hilfreich sein, an keiner der ganz großen Hochschulen zu studieren, sondern sich erst einmal ein geschütztes Nest zu suchen, in dem man in Ruhe reifen kann.

EDIT: Dasselbe gilt auch für die eigenen Fähigkeiten. Hin und wieder mal abgleichen und checken, ob man auf dem richtigen Weg is, oder ob die Musik doch lieber ein intensives Hobby sein sollte. Aber wenn man sich das jeden Tag fragt, wird man wahnsinnig.
 
Dass dir der Lehrerwechsel schwer fällt, kann ich gut verstehen. Aber ich interpretiere aus deinen Worten, dass ihr euch auch privat kennt, und somit wäre sie ja nicht aus der Welt, auch wenn du wechseln würdest.
Ich habe auch vor kurzem wechseln müssen, obwohl ich meine Lehrerin sehr geschätzt habe, aber wir sind noch sporadisch in Kontakt, haben uns vor ein paar Monaten auch mal zum Vierhändig Spielen getroffen. Ich bin jetzt auch mit meiner neuen Lehrerin sehr zufrieden, sie hat andere Unterrichtsschwerpunkte, ich bekomme ganz neue Tipps und merke, wie wertvoll es ist, von verschiedenen Personen zu lernen.
 
Gerne spreche ich auch nicht darüber. Ich war mir von Anfang an entschlossen, später den musikalischen Weg zu gehen. Aber es kommen immer mehr Zweifel auf und Angst, es könnte nicht klappen aufgrund von Konkurrenz. Habe ich überhaupt Chancen? Vielleicht bin ich ja nicht gut genug/talentiert genug?
Gegenfrage: Wie sieht es mit Tätigkeiten aus, die über das Spiel solistischer Klavierliteratur hinausgehen, die aber z.T. beachtliches pianistisches Können erfordern? Kammermusik? Liedgestaltung mit Sängern? Klavierbegleitung und Korrepetition? Interesse an der Bühne? Improvisation? Tonsatzkenntnisse? Komposition und selbst Musik schreiben? Jazz? Popularmusik?
Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was gut ausgebildete Pianisten so alles machen können. Ein Großteil der späteren Berufstätigkeit wird vermutlich mit Musikvermittlung zu tun haben.

Wer professioneller Klavierspieler werden will, weil er außer Klavierspielen nix anderes kann, wird auch beim Klavierspielen jämmerlich versagen und an der Konkurrenz scheitern. Deshalb lohnt sich der Blick über den Tellerrand, für den es nie zu früh ist. Ich bin heute dem Bezirkskantor dafür dankbar, mich als zehnjährigen vor den Kinder- und Jugendchor gestellt zu haben mit der Anweisung, Du singst die Mädels und Jungs jetzt mal ein. Immer häufiger ergaben sich dann Gelegenheiten, mit Instrumental- oder Gesangsensembles zu musizieren und auch aufzutreten. Der Vater eines Mitschülers hatte ein abgeschlossenes Gesangsstudium hinter sich, wechselte allerdings in eine Verwaltungslaufbahn mit besseren Berufsaussichten - und ich hatte einen Gesangspartner und gute Möglichkeiten, mir das Kunstlied von Mozart bis Fortner künstlerisch vertraut zu machen. Ein katholischer Religions- und Französischlehrer war begeisterter Amateurjazzer und ich machte mich mit Grundlagen des Spiels in Jazzformationen vertraut und gestaltete viele Schulgottesdienste an den Tasten. Und so weiter und so weiter.

Das waren selbstgewählte Aufgaben für mich seinerzeit. Von der damaligen stilistischen Unabhängigkeit profitiere ich bis heute. Das Tolle an diesen Jahren: Viel Zeit sich auszuprobieren und eine Menge kennen zu lernen - auch ohne Internet. Wer das nicht alles mitgemacht hat, machte damals den Großteil der Konkurrenz aus. Dieser Großteil sollte mir später kein Kopfzerbrechen bereiten. Aus eigener Erfahrung zum Nachmachen empfohlen.

LG von Rheinkultur
 
@ChopinPianistin
Zum Thema Neid:
Es gibt einen Spruch „Mitleid gibt es gratis, Neid muss man sich erarbeiten“. Du scheinst also einiges richtig zu machen. Jemand anderer begehrt also etwas was du kannst und er/sie nicht. Also Kopf hoch.

Warum hier einige gleich einen Lehrerwechsel vorschlagen, entzieht sich meiner Kenntnis und erscheint mir doch etwas verfrüht, gar unseriös.

Du kannst nach 7 Jahren Stücke mit dem Schwierigkeitsgrad Henne 7 bewältigen. Du bist sehr gut unterwegs.

Wie viele Stunden pro Woche übst du denn? Diese Info gibt eine sehr gute Idee von deinem Level.

P.S: Falls du dann freiwillig etwas einspielst wie angekündigt , bitte nicht die Schumann Kinderszenen No.1 Von fremden Menschen und Ländern wählen. Weil dann kann ich eventuell nicht mehr sagen ich habe die Beste, weil einzige Version hier, eingespielt.;-):-D
 
Hallo ChopinPianistin,

es ist jetzt schon viel geschrieben worden – hauptsächlich mit Blick auf ein Musikstudium. Ich werfe hier mal meinen Hut als begeisterter Amateurpianist in den Ring.

Ja, es gibt tatsächlich ein sinnvolles musikalisches Leben ohne Musikstudium!

Unser Klavierlehrer hatte meinem Bruder und mir damals dringend davon abgeraten, Musik zu studieren: als Solist an die Spitze zu kommen und davon zu leben ist unglaublich schwer, man muss nicht nur musikalisch und technisch überragend sein, es gehört auch das richtige Netzwerk dazu. Übrig bleibt tatsächlich die Tätigkeit als Instrumentallehrer.

In Deinem Alter hatte ich angefangen, meine Aktivitäten auf drei Beine zu stellen: Elektronik/Radiobasteln, Kunstturnen als Leistungssport und Klavier spielen. Meine Geige trat damals mehr und mehr in den Hintergrund. – Aus diesen Aktivitäten wurde im Studium und Berufsleben: Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik, Trainerlizenz fürs Turnen und später einfach Turnunterricht für Jungs im Verein, Klavier konzertmäßig. Heute ist ein Klavierstück für mich erst abgehakt, wenn ich es im Konzert öffentlich aufgeführt habe.

Durch ein Musikstudium gewinnst Du einen Beruf und verlierst ein überaus wertvolles Hobby. Klavier auf einem hörbaren Niveau zu spielen ist aber mehr als ein sonst übliches Hobby.

Schau mal die Palette Deiner eigenen Begabungen an, Musik ist bestimmt nicht das einzige Talent, das Du hast. – Welche Schulfächer liegen Dir am meisten (außer Musik)? Sport? Was machst Du sonst gerne, wenn Du nicht Klavier spielst?

Strebe einen Brotberuf an, mache selbst gute Musik und gebe außerdem Konzerte.

Dein Anliegen zu Beginn dieses Fadens war die Frage nach der Konkurrenz. Klicke Dich auf Youtube durch, was die Schüler und Schülerinnen in Deinem Alter schon alles spielen und was bei Jugend musiziert gespielt wird. Dort gibt es viele Anregungen, was Du spielen könntest und – wenn Du schon bei Konkurrenz bist: dort kannst Du Deine künftigen Konkurrenten heute schon ansehen und spielen hören. (Mein bescheidener Rat: lass die Finger davon!)

Alles Gute für Deine (hoffentlich vielfältigen) Aktivitäten – mit lieben Grüßen

Walter
 
Es stört mich etwas, dass das Musikstudium hier so prominent mit einer solistischen Karriere verknüpft wird.
Die überwältigende Mehrheit der Musikstudierenden unterrichtet nach (und während ) des Studiums.
Die Existenz als unterrichtender Musiker ist so schlecht auch nicht. Ich selbst habe während des Studiums begonnen zu unterrichten und habe bis heute eine meist recht erfreuliche Doppelexistenz mit Unterrichten und spielen.
Man sollte vielleicht auch darauf hinweisen, dass die Zwänge und Unbequemlichkeiten einer (selbst erfolgreichen) Konzertkarriere nicht für jeden Pianisten angenehm oder auch nur erträglich sind. Bei geringerem oder nachlassendem Erfolg kann dies durchaus existenziell sein. Insbesondere spielt die Abhängigkeit und Erpressbarkeit (Repertoire, Spielorte, 'Gefälligkeiten', ...) auch noch eine Rolle, wie man in letzter Zeit (Domingo bei Sängerinnen) gesehen hat.
Eine Existenz wie sie Colette Maze bis heute hat (übende Klavierlehrerin) hat durchaus ihre Reize!
 

Am Dasein als Berufsreiter hat mich am meisten gestört, dass man die eigenen Pferde außerhalb der Arbeitszeit trainieren muss (wozu man nach einem verd*** anstrengenden Tag eigentlich keine Lust und auch keine Energie mehr hat).
Ähnlich stelle ich mir es auch bei anderen Berufen vor, wenn man das Hobby/die persönliche Leidenschaft zum Beruf macht. :konfus:
 
Das deckt sich mit meiner Erfahrung, ich habe ein Hobby zum Beruf gemacht, es ist kein Hobby mehr. Allerdings ist es ein Beruf den ich gerne mache, trotzdem bin ich froh, dass es ursprünglich nur ein Nebenhobby war.
 

Ja klar - so meine fleißigsten Kunden welche so etwas beruflich betreiben, üben wegen meiner so um die 8 Stunden am Tag - Du scheinst ja hier besonders fleißig zu sein.....vielleicht könntst Deine Übungszeit noch auf 48 Stunden am Tag ausdehnen……...mei, einige Moderatoren hier und einige Nutzer vermagst Du hier ja perfekt verscheißern zu können - aber für wie bescheuert hältst Du mich eigentlich?
 
Sag mal, @Henry, ist Dir Dein Bier schal geworden oder warum bist Du so grantig?
25 Stunden pro Woche entsprechen grob dreieinhalb Stunden pro Tag.
Ich hätte während meiner Schulzeit zwar nicht so viel Zeit gehabt, aber wenn ich so viel geübt hätte, hätte ich am End vielleicht auch drüber nachgedacht, Klavier im Hauptfach zu studieren :party:

[Nachtrag: @Albatros2016 und @Livia waren schneller.]
 
Gut, dann habe ich es mißinterpretiert. Aber ganz unter uns Pastorentöchterchen......ich trau hier "dem Braten ned so recht". Gibt es von der TE ne Einspielung? Nö. Und die angeblich 13 Jährige ist meineserachtens ned 13.....hab selbst n 13 Jährigen Buben....aber des mal nur so nebenher.
 

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