Komponisten spielen ihre eigenen Werke

  • Ersteller des Themas Marlene
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Schostakowitsch war ein sehr guter Pianist, der mit Erfolg in Warschau beim Chopinwettbewerb angetreten ist.
Seine Aufnahmen eigener Werke (Konzert; op. 87, Kammermusik) sind extrem leichtfüssig. Nichts von fettem russischem Ton
 
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Das fünfte spielt der Komponist selbst. Er hat ein sehr kraftvolles Spiel. Die z.T. häufigen Tonartenwechsel empfand ich beim fünften etwas anstrengend. Beim zweiten muss wohl Rachmaninoffs drittes Pate gestanden haben. In einem spätromantischen Stil sind die ersten drei geschrieben. Dann hat der Komponist diesen Pfad wohl verlassen oder - wie man will - sich weiterentwickelt, bleibt aber auch im fünften der Verwendung der Folklore seines Herkunftslandeslandes treu. Erwartungsgemäß ist die Aufnahmequalität des fünften nicht besonders gut. Aus diesem Grund sind alte Originalaufnahmen von Komponisten meist nur für Studienzwecke interessant. Dazu kommt noch der Umstand, dass sich die Interpretationskultur im allgemeinen und auch im besonderen mit der Zeit geändert hat.
 



Alexander Skrjabin ist der Interpret der ersten neun Stücke.

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Eine Frage, die sich mir in dem Zusammenhang stellt, ist, warum es in der europäisch geprägten Kunstmusik im 20. Jahrhundert eher unüblich wurde, die eigenen Kompositionen als Komponist selbst solistisch aufzuführen. Es geht dabei ja um die Trennung von Komposition und Interpretation. Was spricht für die Personalunion, was dagegen? Spielt vielleicht das, was in der Literaturwissenschaft als „Tod des Autors“ * bezeichnet wird, eine Rolle?


*https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tod_des_Autors
 
Eine Frage, die sich mir in dem Zusammenhang stellt, ist, warum es in der europäisch geprägten Kunstmusik im 20. Jahrhundert eher unüblich wurde, die eigenen Kompositionen als Komponist selbst solistisch aufzuführen. Es geht dabei ja um die Trennung von Komposition und Interpretation.
Etwa zeitgleich gab es ja eine Trennung in vergleichsweise wenige Musiker, die zeitgenössische Musik spielten (darunter durchaus auch noch eigene Werke) und der großen Mehrheit, die nur noch "museale" Werke spielten. Inzwischen sind wir aber auch in der zeitgenössischen Musik bei einer weitgehenden Trennung zwischen Komponisten und Ausführenden, was sich ja auch in der Ausbildung widerspiegelt. Liegt es eventuell daran, dass die Komplexität (spieltechnisch, kompositorisch) ein hohes Niveau auf beiden Feldern extrem schwer macht?
 
Schostakowitsch war ein sehr guter Pianist, der mit Erfolg in Warschau beim Chopinwettbewerb angetreten ist.
Seine Aufnahmen eigener Werke (Konzert; op. 87, Kammermusik) sind extrem leichtfüssig. Nichts von fettem russischem Ton
Beispielhaft diese Aufnahme seines ersten Klavierkonzerts:


Äußerst bedauerlich ist der Umstand, dass eine chronische Rückenmarksentzündung zu immer stärkeren Lähmungserscheinungen der rechten Hand führte, die das Konzertieren und Aufnehmen im Studio zunehmend erschwerten und in den 1960ern unmöglich machten.


Glücklicherweise blieb dieses Dokument erhalten. Es soll als letzte erhaltene Einspielung Schostakowitschs eine Privataufnahme der beiden Interpreten aus dem Jahre 1968 existieren, auf der die Auswirkungen der schweren Erkrankung unüberhörbar sind.

LG von Rheinkultur
 


Die Behauptung, dass das Video von irgendjemand Namenlosem mit einem Camcorder in irgendeinem Konservatorium auf einem Reproduktionsklavier aufgenommen wird, halte ich bestenfalls für amüsant. Überliefert ist zwar, dass er nach Skrjabins Tod ihm eine Reihe von Klavierabenden widmete, aber einzig die akustische Aufnahme vom Prélude fis-moll aus Op.11 ist verfiziert von Rachmaninoff eingespielt.

Die Aufnahme ist ein Hoax, so wie es alle Jahre wieder mal angeblich überlieferte Aufnahmen von Franz Liszt gibt.
 
Die Behauptung, dass das Video von irgendjemand Namenlosem mit einem Camcorder in irgendeinem Konservatorium auf einem Reproduktionsklavier aufgenommen wird, halte ich bestenfalls für amüsant. Überliefert ist zwar, dass er nach Skrjabins Tod ihm eine Reihe von Klavierabenden widmete, aber einzig die akustische Aufnahme vom Prélude fis-moll aus Op.11 ist verfiziert von Rachmaninoff eingespielt.

Du meinst vermutlich das:




Die Aufnahme ist ein Hoax, so wie es alle Jahre wieder mal angeblich überlieferte Aufnahmen von Franz Liszt gibt.

Wer will das so genau wissen? Auf CD befindet sich anscheinend nur Skrjabins op. 11 Nr. 8, gespielt von Rachmaninov, enthalten in dieser Sammlung.

Ich würde mal gerne ein Konzert eines der Meister auf Reproduktionsklavier hören.


Nachtrag:

 
Zuletzt bearbeitet:

Diese Aufnahme ist irgendwie erwähnenswert; ohne mehr darüber zu wissen erscheint sie mir glaubhaftiger als das durchschnittliche Falsum. Die Chancen sind wahrscheinlich gering, sie noch zu authentifizieren. Oder weiß hier jemand mehr?

 
Eine Frage, die sich mir in dem Zusammenhang stellt, ist, warum es in der europäisch geprägten Kunstmusik im 20. Jahrhundert eher unüblich wurde, die eigenen Kompositionen als Komponist selbst solistisch aufzuführen. Es geht dabei ja um die Trennung von Komposition und Interpretation. Was spricht für die Personalunion, was dagegen? Spielt vielleicht das, was in der Literaturwissenschaft als „Tod des Autors“ * bezeichnet wird, eine Rolle?


*https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tod_des_Autors

Mir ist nicht klar, wie Du diese 2 Aspekte in Einklang zu bringen gedenkst. Meinst Du, dass der in Mode gekommene, vom Lebens der Autors losgelöste interpretative Ansatz es für Komponisten unattraktiv gemacht hat, eigene Werke zu interpretieren, weil sie vom eigenen Hintergrund keinen Abstand nehmen können?

In CPEBachs Versuch gibt es laut meiner Erinnerung eine kurze Abhandlung über die Gründe, warum Werke oft am besten durch Fremde vorgetragen werden. Seine Argumente sind etwas direkter, in etwa: der Komponist kennt sein Stück zu gut, um dessen Banalitäten schön und eindrucksvoll zur Schau zu stellen, und außerdem ist er vielleicht im Allgemein kein guter Spieler.

(Hier scheint mir nicht unwichtig, den Begriff der Interpretation im Sinne der Literatur und in der Musikaufführungspraxis klar genug zu unterscheiden. Ein Musikinterpret deutet weniger als er vorführt. Wenn es darum ginge, wie Komponisten selbst über ihre Werke schreiben, wäre der Vergleich einfacher.)

Der Tod des Autors spielt sicherlich eine Rolle bei der Vertonung von Gedichten, wenn z.B. ein Komponist Gedichte im inneren Ohr mit der Stimme des ihm persönlich bekannten Dichters liest, oder sich gerade dazu zwingen muss, dies nicht zu tun.
 
Der Tod des Autors spielt sicherlich eine Rolle bei der Vertonung von Gedichten, wenn z.B. ein Komponist Gedichte im inneren Ohr mit der Stimme des ihm persönlich bekannten Dichters liest, oder sich gerade dazu zwingen muss, dies nicht zu tun.
@kitium ein super Gedanke!!!
Etwa in den slawischen Kulturen war und ist es üblich, dass Lyrik mit immensem Pathos deklamiert wird - man könnte nachsehen, ob und welche Dichter Tschaikowski, Mussorgski usw vertont haben und ob sie diese deklamieren hörten bei Lesungen.
(Ich habe ein paar russische Lyrik Deklamationen gehört - saperlot, das wirkt schon etwas befremdlich)
 
Hast Du davon Beispiele, die ich mir anhören/-sehen könnte ?
@kitium ein super Gedanke!!!
Etwa in den slawischen Kulturen war und ist es üblich, dass Lyrik mit immensem Pathos deklamiert wird - man könnte nachsehen, ob und welche Dichter Tschaikowski, Mussorgski usw vertont haben und ob sie diese deklamieren hörten bei Lesungen.
(Ich habe ein paar russische Lyrik Deklamationen gehört - saperlot, das wirkt schon etwas befremdlich)
 
Hast Du davon Beispiele, die ich mir anhören/-sehen könnte ?
das ist schon gut 30 Jahre her, und ich glaube nicht, dass da Aufnahmen gemacht wurden - - wenn du einen ungefähren Eindruck von solcher pathetischer Deklamation haben willst: erstaunlicherweise hat Karl Kraus, dessen Texten man das nicht ansieht, auch so in diese Richtung pathetisch deklamiert.
Bzgl. etwas älterer russ. Lyrik glaube ich, dass es kratzige Tonaufnahmen gibt, wie Majakowski (immerhin ein recht cooler Futurist: "iß' Ananas, Bourgeoise, dein letzter Tag bricht heran") selber so affektiert-pathetisch rezitiert (seine eigenen avantgardistisch-futuristischen Sachen!). Natürlich gibt es keine Aufnahmen von Lyrikrezitation zu Tschaikowskis Lebzeiten, aber ich sehe keinen Grund, warum das in Russland zu seiner Zeit anders gewesen sein sollte.
(noch was nebensächliches in diese Richtung: wenn bei einer "feierlichen" Abendgesellschaft in Polen oder Russland ein Toast ausgebracht wird, dann auch so gravitätisch-langsam voller Pathos)
 
@Granados ja, der Majakowski !!! Das meinte ich.
 
Paderewski spielt sein Menuett in g-Dur.
Die Aufnahme ist von 1936 und hat einen sehr schlechten Klang. Die Darbietung ist ziemlich "speziell"... 😉

 

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