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- 17. Aug. 2009
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Liebe Leser,
Für alle, die daran interessiert sind, den Klang tauber/dumpfer Basssaiten zu verbessern, ohne diese gleich zu ersetzen, wollte ich hier mal einen Bericht erstatten.
Arthur Reblitz beschreibt in seinem Buch "Piano Servicing, Tuning, and Rebuilding" (2. Ausgabe) auf S. 116 eine Methode, mit der man versuchen kann, die Korrosion der Kupferumwicklung zumindest teilweise zu entfernen - zumal der dumpfe Ton durch Korrosion verursacht wird. Man lässt die Spannung soweit ab, bis man die Saite vom Anhängestift entfernen kann - und merkt sich dabei, um wieviele Drehungen die Saite verdrallt ist. Man lässt sie am Stimmwirbel. Optional (steht nicht im Buch, kam aus PianoWorld als Tipp) kann man die Umwicklung erstmal von außen mit feiner Stahlwolle reinigen. In meinem Fall war das vonnöten, weil sie von einer schwarzen, vertrockneten Flüssigkeit verklebt war. Dann macht man eine Schlaufe in die Saite, ca. 15 cm Durchmesser, und schiebt diese Schlaufe wiederholt über die klingende Länge der Saite hin und her. Die Saite wird dadurch aus der Geraden in eine relativ enge Kurve gezwängt, ohne dass man ihr einen scharfen Knick gibt. [EDIT: das lockert vermutlich die innere Korrosion, und diese kann durch die feinen Spalte, die wegen der Biegung entstehen, herausfallen.] Dann hängt man die Saite nach der entsprechenden Verdrallung (ggf. eine halbe Umdrehung mehr) wieder ein, zieht die Spannung leicht an, sorgt für guten Sitz an den Stegstiften und verdichtete Schlingen am Stimmwirbel, und stimmt den Ton. Grundvoraussetzung: der Stimmstock muss noch hinreichenden Halt bieten, weil man den Stimmwirbel ca. eine 3/4 Umdrehung lockern und hernach wieder festziehen muss, und man muss vorher prüfen, dass der taube Ton nicht an lockeren Stegstiften oder -doppeln liegt.
Meine Erfahrung: an meinem alten Zimmermann sind die Bassaiten teilweise recht taub (teilweise auch innerhalb eines zweichörigen Tons unterschiedlich), aber die Stimmwirbel sitzen noch schön fest. Auch ist vor Jahren irgendeine Flüssigkeit an einigen umwickelten Saiten heruntergelaufen (Stimmwirbelfestiger? Cola?) und eingetrocknet. Gestern habe ich die eine Saite vom zweichörigen E, die sehr dumpf klang, mal probeweise behandelt. Der Unterschied war fast erschreckend. Mit dem Fingernagel gezupft, wurde aus "taung" ein klares "zinnng". Nicht ganz neuwertig, aber eine erstaunliche Verbesserung.
Ich weiß, der Zeitaufwand (schätzungsweise 6 Saiten pro Stunde, wenn man die Griffe erstmal heraushat, also Gesamtaufwand vermutlich ca. 6 bis 10 Stunden) lohnt sich für einen professionellen Klavierbauer nicht. Es geht mir aber hier um denjenigen, der es wagt (und verantwortet), selber einen Versuch zu starten, klanglich aus einem alten Instrument nochmal etwas mehr herauszuholen, wo ein neuer Bassbezug (wie in meinem Fall) einfach nicht mehr in Frage kommt. Stichwort: wirtschaftlicher Totalschaden bzw. zeitwertgerechte Reparatur.
Wer also immer schon überlegt hat, ob die von Reblitz beschriebene Methode Aussichten auf Erfolg hat, dem kann ich berichten: ja, sie hat es.
Gruß,
Mark
Für alle, die daran interessiert sind, den Klang tauber/dumpfer Basssaiten zu verbessern, ohne diese gleich zu ersetzen, wollte ich hier mal einen Bericht erstatten.
Arthur Reblitz beschreibt in seinem Buch "Piano Servicing, Tuning, and Rebuilding" (2. Ausgabe) auf S. 116 eine Methode, mit der man versuchen kann, die Korrosion der Kupferumwicklung zumindest teilweise zu entfernen - zumal der dumpfe Ton durch Korrosion verursacht wird. Man lässt die Spannung soweit ab, bis man die Saite vom Anhängestift entfernen kann - und merkt sich dabei, um wieviele Drehungen die Saite verdrallt ist. Man lässt sie am Stimmwirbel. Optional (steht nicht im Buch, kam aus PianoWorld als Tipp) kann man die Umwicklung erstmal von außen mit feiner Stahlwolle reinigen. In meinem Fall war das vonnöten, weil sie von einer schwarzen, vertrockneten Flüssigkeit verklebt war. Dann macht man eine Schlaufe in die Saite, ca. 15 cm Durchmesser, und schiebt diese Schlaufe wiederholt über die klingende Länge der Saite hin und her. Die Saite wird dadurch aus der Geraden in eine relativ enge Kurve gezwängt, ohne dass man ihr einen scharfen Knick gibt. [EDIT: das lockert vermutlich die innere Korrosion, und diese kann durch die feinen Spalte, die wegen der Biegung entstehen, herausfallen.] Dann hängt man die Saite nach der entsprechenden Verdrallung (ggf. eine halbe Umdrehung mehr) wieder ein, zieht die Spannung leicht an, sorgt für guten Sitz an den Stegstiften und verdichtete Schlingen am Stimmwirbel, und stimmt den Ton. Grundvoraussetzung: der Stimmstock muss noch hinreichenden Halt bieten, weil man den Stimmwirbel ca. eine 3/4 Umdrehung lockern und hernach wieder festziehen muss, und man muss vorher prüfen, dass der taube Ton nicht an lockeren Stegstiften oder -doppeln liegt.
Meine Erfahrung: an meinem alten Zimmermann sind die Bassaiten teilweise recht taub (teilweise auch innerhalb eines zweichörigen Tons unterschiedlich), aber die Stimmwirbel sitzen noch schön fest. Auch ist vor Jahren irgendeine Flüssigkeit an einigen umwickelten Saiten heruntergelaufen (Stimmwirbelfestiger? Cola?) und eingetrocknet. Gestern habe ich die eine Saite vom zweichörigen E, die sehr dumpf klang, mal probeweise behandelt. Der Unterschied war fast erschreckend. Mit dem Fingernagel gezupft, wurde aus "taung" ein klares "zinnng". Nicht ganz neuwertig, aber eine erstaunliche Verbesserung.
Ich weiß, der Zeitaufwand (schätzungsweise 6 Saiten pro Stunde, wenn man die Griffe erstmal heraushat, also Gesamtaufwand vermutlich ca. 6 bis 10 Stunden) lohnt sich für einen professionellen Klavierbauer nicht. Es geht mir aber hier um denjenigen, der es wagt (und verantwortet), selber einen Versuch zu starten, klanglich aus einem alten Instrument nochmal etwas mehr herauszuholen, wo ein neuer Bassbezug (wie in meinem Fall) einfach nicht mehr in Frage kommt. Stichwort: wirtschaftlicher Totalschaden bzw. zeitwertgerechte Reparatur.
Wer also immer schon überlegt hat, ob die von Reblitz beschriebene Methode Aussichten auf Erfolg hat, dem kann ich berichten: ja, sie hat es.
Gruß,
Mark
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