Keyboarder - Fluch und/oder Segen?

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6. Dez. 2011
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Ihr Lieben,

jahrelang war ich militanter Klavier-Purist und habe das Elektrische bzw. Elektro-akustische bestenfalls als notwendiges Übel belächelt. Zur größten Not ein hochwertiges Digitalpiano, ok, aber den Begriff "Keyboarder" habe ich für mich vehement abgelehnt. Ich wollte "Pianist" sein und nicht "Plastik-Tasten-Drücker". Digitale Reproduktionen von Klavier-Sounds machen außerdem über Lautsprecher meistens keinen Spaß, zumindest nicht im Lärm von Proberaum oder Bühne.

Da das elektrische Material aber nicht nur den großen Vorteil hat, tragbar zu sein, sondern auch sehr reizvolle eigenständige Klänge produziert, habe ich mich da ein bisschen reingefuchst. Und vor allem die Analog-Sounds von Fender-Rhodes-Piano und Hammond-Orgel oder deren digitale Simulationen, habe ich mit der Zeit immer mehr ins Herz geschlossen.

Und dann gab es letztens diesen kurzen Moment als in einer simplen Funk-Nummer für ein paar Sekunden alles so schön zusammen kam und ich musste zugestehen: Bei aller ungebrochenen Liebe zum bestmöglichen Klavier- oder Flügel-Sound... So was geht nur als "Keyboarder"!

#Fauch#Schmatz#Knarz#Zerr#

Und diesen Moment wollte ich mit Euch teilen...

Wäre sicherlich noch charmanter mit einem Original-Rhodes, einer halbkaputten Hammond B3, 2 Leslies und einem Jazz-Chorus-Verstärker, aber dann könnte man auch wieder mit ähnlichem Aufwand und Kosten einen Flügel mit sich rumschleppen.

 
Wäre sicherlich noch charmanter mit einem Original-Rhodes, einer halbkaputten Hammond B3, 2 Leslies und einem Jazz-Chorus-Verstärker, aber dann könnte man auch wieder mit ähnlichem Aufwand und Kosten einen Flügel mit sich rumschleppen.



Nun ja, an Keyboardern gibt es zwei Spezies - jene welche in einer Band ne wichtige Funktion haben und jene welche sich als Alleinunterhalter für ein Almosen zum Obst machen.

(Hab bereits beides hinter mir)

Als Alleinunterhalter kann man im Grunde genommen spielen was man will und muß auch nicht unbedingt das Klavier beherrschen, da sich hier die Baßfiguren beliebig einstellen lassen.

In der Band ist schon was anderes, hier geht es darum fehlende Instrumente wie Streicher, Bläser usw. zu imitieren, oder auch den Klavierpart (wie z.Bsp. Queen, Bohemiarhapsodie).

Alleinunterhalter kann also jeder machen welcher Klaviergrundkenntnisse hat und sich mit der Technik auskennt - Keyboarder in der Band muß da schon bisserl mehr drauf haben.
 
Klingt 'n bisschen quiekig, diese Rhodesimitation.

Schade, dass die Rhodes- und Wurlitzerzeiten vorbei sind. Das waren großartige Instrumente.

CW
 
Mit Verlaub, da ist zwar ein Wurlitzer zu sehen, aber keins zu hören, sondern ein akustisches Piano. TopPop war eine holländische Produktion nach dem Vorbild der britischen Top of the Pops. Die Bands mussten zur Studioaufnahme schauspielern, was man beim ELO Video auch deutlich sieht und hört. Live wurde dagegen in der US Show "The Midnight Special" gespielt, und da wurde dieser Titel auch präsentiert. Hier hört man das Wurlitzer, und statt des Streichorchesters des Originals ist ein Mellotron zu hören:

 
In der Band ist schon was anderes, hier geht es darum fehlende Instrumente wie Streicher, Bläser usw. zu imitieren, oder auch den Klavierpart (wie z.Bsp. Queen, Bohemiarhapsodie).
Da hast du was falsch verstanden oder bist aus der Zeit. Spätestens seit Stevie Wonder weiß man, dass man elektrische Tasteninstrumente als eigenständige Instrumente benutzten kann, nicht nur um andere Instrumente zu imitieren.
 
Klingt 'n bisschen quiekig, diese Rhodesimitation.

Schade, dass die Rhodes- und Wurlitzerzeiten vorbei sind. Das waren großartige Instrumente.

CW
Amateurmäßig ausgesteuerter PA-Sound, Audio-Spur vom Handy-Film... Da darf man nicht die große Authentizität erwarten. Über Kopfhörer klingen die Roland-Rhodes-Samples ganz gut (aber nicht so gut wie die von Pianoteq)
 
Spätestens seit Stevie Wonder weiß man, dass man elektrische Tasteninstrumente als eigenständige Instrumente benutzten kann, nicht nur um andere Instrumente zu imitieren.
So ganz ist mir nicht klar, warum man da Stevie Wonder bemühen muss. Die Hammond Orgel wurde entwickelt, um einen kostengünstigen Ersatz für eine Kirchenorgel anbieten. Das Fender Rhodes und das Wurlitzer (neben weiteren wie z.B. das Hohner Pianet und später das Yamaha CP80) wurden gebaut, um einen transportablen Ersatz für ein Klavier zu liefern. Allen gemein war, dass sie klangtechnisch eher weniger an das Original rankamen. Dafür hatten sie eine eigene Qualität, weswegen sich der Sound im Rock/Jazz Bereich fest etabliert hat. Wenn man den Sprung in die digitale Aera des Samplens macht, dann ist es schon so, dass es damit möglich war, existierende Instrumente mit bis dahin nicht gekannter Authentizität nachzuahmen. Heute kann kein samplebasiertes Keyboard auf Piano-, Rhodes-, Wurli- und Hammond Sounds verzichten, und selbstverständlich gibt es dort auch Bläser, Streicher etc, und diese werden auch genutzt, denn eine Bläsersektion oder gar Streicher auf der Bühne muss sich eine Band "leisten" können.
 
Die alten Originale haben natürlich Charme, aber da hatte man ganz schön was zu schleppen und vor allem die Hammond Orgeln waren irgendwie auch havarieanfällig. Und die Leute, die die reparieren können, werden immer weniger. @Tastenjunkie welche Orgel spielst du da?

Von den hier erwähnten Originalen hatte ich alle. Angefangen mit dem Hohner Pianet T, das war mein allererstes Keyboard. Ansonsten Hammond A100 als Kofferumbau von Bertram mit Röhrenleslie 251, noch 2 andere Hammonds und Leslie, diverse Rhodes, ein Wurlitzer, und Yamaha CP70 auch noch. Und einen Moog Source nannte ich auch mein eigen sowie ein Hohner Clavinet C6. Da bin ich heute echt froh, dass es diese Sounds in einer von führenden Orthopäden empfohlenen Version all in one gibt :001:
 
Hallo,

wie anderso im Forum hier beschrieben habe ich mir neben einem mir häufig zugänglichen C3 Flügel von YAMAHA eines der für mich besten bühnentauglichen Masterkeyboards geleistet, das MONTAGE M8x, auch ein YAMAHA, und ich muss sagen, als Leichtmatrose am Klavier in Sachen Virtuosität, vor Jahren Klavierunterricht und eigentlich Bassist, hat das Ding mehr als ich brauche, und ich bin klanglich sehr anspruchsvoll. Tastatur, Auswahl (allein über 100 gute authentische und dem Original nahe "Pianosounds" incl. hochwertiger Samples der Klassiker). Für das Wohnzimmer eine Wucht, wenn der Platz knapp bemessen ist und man um Mitternacht niemanden stören will, einen Studiokopfhörer vorausgesetzt. Und bei einer Feierlichkeit wird es wie ein Bügelbrett weggeklappt und verschwindet. Als Interimslösung sicher Luxus, indes macht es sehr viel Laune damit zu üben. Gleichwohl sehe ich mir am Samstag abermals einen C3 in der Region an, wo Preis und Leistung evtl. stimmen, mal sehen. Der wäre dann aber für mich daselbst an einem anderen Orte, da ich berufsbedingt pendele, und dann nach Feierabend für mich auf einem echten Flügel üben könnte.
Sind die Kinder dereinst alle aus dem Haus, sieht die Sache anders aus, dann wandert so ein schöner Flügel spätestens in die eigenen vier Wände.

Gruß Paul
 

So ganz ist mir nicht klar, warum man da Stevie Wonder bemühen muss.
Stevie Wonder hat in seinen Perfect Run Alben von 1972 bis 1976 bis zu 140 Studiomusiker beschäftigt, trotzdem intensiv elektronische Tasteninstrumente benutzt, also definitiv nicht als Imitation von anderen Instrumenten, das hatte er nicht nötig, sondern als eigenständige Instrumente.
Die Hammond Orgel wurde entwickelt, um einen kostengünstigen Ersatz für eine Kirchenorgel anbieten. Das Fender Rhodes und das Wurlitzer (neben weiteren wie z.B. das Hohner Pianet und später das Yamaha CP80) wurden gebaut, um einen transportablen Ersatz für ein Klavier zu liefern.
Es ändert sich auch nichts dadurch wofür die E-Tasteninstrumente ursprünglich gebaut wurden. So wie der E-Bass transportabler Ersatz für die Kontrabassgeige sein sollte, hat in Jaco Pastorius den zu einem eigenständigen Instrument gemacht. Spätestens seitdem ist der E-Bass kein Ersatz mehr, sondern ein eigenständiges Instrument.
In der Band ist schon was anderes, hier geht es darum fehlende Instrumente wie Streicher, Bläser usw. zu imitieren, oder auch den Klavierpart (wie z.Bsp. Queen, Bohemiarhapsodie).
Auf diese deine Auffassung bezieht sich mein Post. Die ist eben so nicht richtig, verkürzt oder eben sehr altbacken. Es gibt sicher Keyboarder, die etwas imitieren wollen/müssen, aber eben auch welche, die genau den Sound des Keyboards wollen, so wie Stevie Wonder, Herbie Hancock und viele andere, die sicher nichts imitieren wollten.
 
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Stevie Wonder hat in seinen Perfect Run Alben von 1972 bis 1976 bis zu 140 Studiomusiker beschäftigt, trotzdem intensiv elektronische Tasteninstrumente benutzt, also definitiv nicht als Imitation von anderen Instrumenten, das hatte er nicht nötig, sondern als eigenständige Instrumente.Bläsern
Was soll mir das jetzt sagen? Dass S.W. damals aufgrund seiner Erfolge das Budget hatte, um die Studio(!)musiker beschäftigen zu können? Dass es damals nicht die Technologie gab, das kostengünstiger zu produzieren? Welcome to 2024. Ich finde es bemerkenswert, wenn heutzutage es jemand schafft, eine Band mit 4-6 Bläsern auf die Bühne zu bringen, und der Keyboarder ein B3 Chop und ein Leslie auf die Bühne stellen kann, wobei seine Rhodes/Moog Sounds halt doch aus einem schnöden Nord Keyboard kommen.



Was Lachy Doley betrifft. Glaubst du, der kann seine C3 von Australien in die Welt mitnehmen? Der ist froh, wenn die Veranstalter ihm eine "echte" Hammond mit Leslie stellen. Wenn das nicht der Fall ist, dann nimmt er halt ne XK-5, oder gar nen einmanualigen Clone. Manchmal muss er gar auf ein Leslie verzichten.

 
ist es wirklich so schwer das zu verstehen? Die einen versuchen mit elektronischen Instrumenten „echte“ Instrumente nachzuahmen (@Henry), andere benutzten die als eigenständige Instrumente. Es gibt mehr als Alleinunterhalter und Nachahmer „echter“ Instrumente, die elektronische Tasteninstrumente spielen.
 
ist es wirklich so schwer das zu verstehen? Die einen versuchen mit elektronischen Instrumenten „echte“ Instrumente nachzuahmen (@Henry), andere benutzten die als eigenständige Instrumente. Es gibt mehr als Alleinunterhalter und Nachahmer „echter“ Instrumente, die elektronische Tasteninstrumente spielen.

Ich habe es nicht abgestritten daß man auf Keyboards auch solistisch spielen kann.

Macht nur in einer Band wenig Sinn...

Ich kann mich noch erinnern, wir hatten damals das DX7, des war schon was zur damaligen Zeit.

Und ich hab mir mal den Spaß gemacht, bei einer "Mucke" das Instrument "voll auszulasten"

Kam in der Band überhaupt nicht gut an - ich sollte bei einem Stück (sinnvollerweise) nur die Strings unterlegen, und spielte stattdessen die ganze Melodie mit.

Auch das Publikum schien über meinen eigenwilligen Soloauftritt nebst Band ned so sonderlich angetan gewesen zu sein.

Die Band, schickte mich dann an den Tresen mit den Worten "wir holen Dich wieder wenn wir dich brauchen"....

Bis zum Feierabend haben die nur noch Stücke gespielt, wo kein Keyboard von Nöten war.
 
Ich habe es nicht abgestritten daß man auf Keyboards auch solistisch spielen kann.
Es geht nicht darum ob solistisch oder begleitend. Bei Stevie Wonder gibt es wenig Keyboardsolos. Bei Past Time Paradise z.B. benutzt er aber eine Art synthetischen Streichersound obwohl er ein ganzes Streichorchester zur Verfügung hätte. Er will also genau den Sound und eben kein Orchester nachahmen.
Das hängt natürlich von der Musikrichtung und vor allem von dem Musiker ab.
Und ich hab mir mal den Spaß gemacht, bei einer "Mucke" das Instrument "voll auszulasten"

Kam in der Band überhaupt nicht gut an - ich sollte bei einem Stück (sinnvollerweise) nur die Strings unterlegen, und spielte stattdessen die ganze Melodie mit.
Solche Musiker gibt es immer, Bassisten, die an jeder möglichen oder unmöglichen Stelle Slappen oder sliden, Gitarristen, die immer volles Brett spielen oder Keyboarder (meißt originäre Klavierspieler), die den Bassbereich zuballern obwohl ein Bassist da ist. Letzteren kann man die linke Hand an den Rücken binden, ansonsten muss man das eben so machen wie hier:
Die Band, schickte mich dann an den Tresen mit den Worten "wir holen Dich wieder wenn wir dich brauchen"....

Bis zum Feierabend haben die nur noch Stücke gespielt, wo kein Keyboard von Nöten war.
 
Genau, es gibt nicht nur 2 Spezies, wie @Henry meint, sondern mindestens 3 und dann noch Kombinationen davon. Jetzt scheint es verstanden.
P.S. wie kommst du darauf, dass ich es anders sehe @Dromeus ?
 
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