Kaufberatung Joh. Kuhse Dresden Klavier

Julian98

Julian98

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Hallo Leute,

Ich habe die Möglichkeit, dieses wunderschöne antike Klavier für ca. 200€ zu bekommen.
Leider kenne ich mich in dieser Materie kaum aus. (Und die ältere Dame, der das Klavier gehört auch nicht)
Zu dem besagten Hersteller sind Informationen auch eher rar.
Ich habe das Klavier heute besichtigt, die Mechanik scheint soweit in Ordnung, Pedale erfüllen auch ihren Zweck. Kein Holzwurm oder Motten erkennbar. Ok, auf die Tasten wurde auch mal gekritzelt, sollte aber kein Problem sein, das wieder zu entfernen denke ich.
Daß von diesem Kuhse keine Klangwunder mehr zu erwarten sind, dem bin ich mir durchaus bewußt, es soll für mich hauptsächlich ein schönes Möbelstück sein, auf dem ich nach Feierabend gemütlich das ein oder andere Lied üben kann. Ich hoffe, die angehängten Bilder geben euch einigermaßen einen Anhaltspunkt über den Zustand.
Wie schätzt ihr das ein, Lohnt es sich oder ist es ein hoffnungsloses Groschengrab?
Weiß auch jemand, wie alt das gute Stück in etwa sein könnte?

Vielen Dank schonmal im Voraus

Julian
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Mir wäre das keine 200 € + Transport- und Überholungskosten wert.
 
Aufgrund Oberdämpfer (wenn ich das richtig seh) und Kerzenleuchtern würde ich als Laie auf jeden Fall einmal auf ca >= 100 Jahre tippen. Ist es gestimmt bzw. überhaupt noch stimmbar? Eine Einschätzung überlass ich besser den Experten hier...

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Also was das Alter anbelangt kann ich nur sagen, daß im Gehäuseinneren mit Bleistift in Sütterlinschrift "Gestimmt 15.02.1924" steht :D
Gestimmt wurde es natürlich schon seitdem wieder aber in den letzten 10 Jahren nicht.
Ob es noch stimmbar ist, kann ich jedoch nicht beurteilen. Es klingt zumindest nicht völlig schräg.
 
Es ist sehr hübsch, tolles Furnier, ABER eben ein Oberdämpfer. Und die Saiten sind total verrostet. Nimm unbedingt einen Klavierbauer zu Rat, der es sich anschaut und prüft, ob es noch stimmbar bzw. weitere Schäden vorhanden sind.
 
Das Furnier ist der Hammer... :super: Ich mag diesen Gründerzeit-Stil eigentlich gar nicht, aber das Teil ist optisch ausgesprochen apart.

200 € soll das kosten? Klavierbauer drüberschauen lassen und nehmen, falls dieser sein OK gibt!

Hast Du Dich schon im Internet über die Firma informiert? So wenig Informationen sind das eigentlich gar nicht. ;-)
 
@Barratt Allerdings sollte man bedenken, daß auch der Klavierbauer die Begutachtung eines antiken Klaviers nicht kostenfrei macht und diese eigentlich im Interesse des Verkäufers liegt (der sein Instrument teurer anbieten wird, sobald er weiß, was der Klavierbauer dazu sagt).
 
Zu dem besagten Hersteller sind Informationen auch eher rar.
Das muss nicht so bleiben:
http://www.klavierstimmer-bayreuth.de/kuhse-piano-1882.html

Allerdings sollte man bedenken, daß auch der Klavierbauer die Begutachtung eines antiken Klaviers nicht kostenfrei macht und diese eigentlich im Interesse des Verkäufers liegt (der sein Instrument teurer anbieten wird, sobald er weiß, was der Klavierbauer dazu sagt).
Das hilft dem Verkäufer allerdings nichts, wenn er aufgrund seiner Preisvorgabe das gute Stück gar nicht mehr verkauft bekommt. Der Markt ist nämlich übervoll mit "antiken" Instrumenten, die oft völlig überteuert angeboten werden und sich am ehesten noch für Interessenten eignen, die vorrangig Literatur aus der Zeit spielen wollen, in der das Instrument hergestellt worden ist. Instrumente jüngeren Baujahrs sind wie die älteren auf das Ziel hin konstruiert worden, die bis dahin entstandene Literatur zeit- und gattungsübergreifend so adäquat wie möglich interpretieren zu können. Naturgemäß ohnehin schon ein Kompromiss, aber es haben sich auch klangliche Idealvorstellungen von einem zeitgemäßen Klavierton im Laufe der Jahre stark gewandelt. Es genügt dazu bereits schon, historische Aufnahmen von Klavierwerken im Vergleich mit neueren oder gar aktuellen Einspielungen anzuhören - wobei man sich an die Einschränkungen durch limitiert leistungsfähige Aufnahmetechniken gewöhnen müsste. Geht man dann in der Musikgeschichte noch weiter zurück in ein Zeitalter, als es noch gar keine Schallaufzeichnung gab oder diese erst im Entstehen begriffen war, gelangt man zu einer uns heute sehr fremdartig anmutenden Hörerwartung, die durch die Begegnung mit so alten Instrumenten zu neuem Leben erweckt wird. Diese Erfahrungen sind nicht unbedingt nur zur Freude derer, die sie heute machen.

LG von Rheinkultur
 
es soll für mich hauptsächlich ein schönes Möbelstück sein, auf dem ich nach Feierabend gemütlich das ein oder andere Lied üben kann.
Das ist leider ein Widerspruch in sich - einerseits ein schönes Möbel zum Anschauen, andererseits funktioniert "üben" nur, solange der technische Zustand des Instruments noch musikalische Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Sonst reicht es eben nur zum einfachen Durchspielen ohne besondere Erwartungen, solange einem gewisse Unebenheiten im Klang und schlecht kontrollierbare Tasten nicht viel ausmachen.

Weiß auch jemand, wie alt das gute Stück in etwa sein könnte?
Auf den Fotos ist keine Seriennummer des Instruments erkennbar, die sich im Inneren befinden müsste. Es existieren für viele Hersteller Verzeichnisse, in denen den fortlaufenden Seriennummern zumindest der Zeitraum der Herstellung zugeordnet ist. Einen Artikel über ein Instrument von 1882 habe ich verlinkt - von der Optik her tippe ich eher auf ein etwas späteres Herstellungsjahr (1895 oder später).

"Antike" Instrumente gelten in der Regel nur dann als ausgesprochen wertvoll und interessant, wenn sie dies vom musikhistorischen Standpunkt her sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sie im Besitz namhafter Persönlichkeiten der Musik- und/oder Zeitgeschichte waren, die möglicherweise im Dialog mit innovationsfreudigen Herstellern agierten. Klaviere und Flügel aus dem Besitz berühmter Pianisten und Komponisten können im Wert bis zur Unverkäuflichkeit steigen. Das gilt allerdings für die allerwenigsten der am Markt noch existenten Modelle meist weniger bekannter Hersteller für groß- bis kleinbürgerliche Käufer, die oft schon vor Jahrzehnten ihre Produktion eingestellt haben. Diese meist weniger langlebigen Instrumente sind oft in einem mangelhaften bis irreparabel beschädigten Zustand und vielfach sogar geschenkt noch zu teuer... .

LG von Rheinkultur
 
Es sollte von einem Klavierbauer vor Ort erst einmal sichergestellt werden daß hier keine Finalschäden vorhanden sind. Die originalen Kerzenleuchter allerdings könnten die 200 € durchaus wert sein.....
LG
Henry
 

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für eu're Antworten.

Um es gleich mal zu sagen, ich habe das Klavier gekauft, morgen wird es vom Umzugsdienst geliefert!
Natürlich erwarte ich kein neues Klavier und ich wollte auch kein neues ;) Der typische Klang eines (verstimmten) Oberdämpfers ist für dieses Kuhse nur authentisch und hat auch seinen eigenen Charakter, so soll es ja auch sein :)
Einige satinierte, abgeriebene Schellack-Stellen werde ich selbst ausbessern, da ich mit Schellack bereits einige Erfahrung habe.
Pedale und Kerzenleuchter werde ich auch mit einer feinen Politurpaste wieder glänzend machen.
Wie ich die beschmierten und vergilbten Elfenbeintasten wieder sauber bekomme, weiß ich noch nicht, evtl. könnte es ja durch Bleichen mit Chlor oder Wasserstoffperoxid funktionieren. Vielleicht hat dahingehend der ein oder andere unter euch schon Erfahrungen.

Wenn ich nach meiner Ausbildung etwas mehr Geld angespart habe, werde ich auch im Innenleben eine Rundum-Erneuerung vom Fachmann vornehmen lassen - sprich: die angerosteten Saiten austauschen, neue Filze und was sonst noch zu tun ist.

Zum Thema Originalzustand: Verbastelt dürfte es lt. der Besitzerin nicht sein, da es sich seit Beginn an in deren Familienbesitz befindet. Abgesehen vom gelegentlichen Stimmen, wurde daran nichts angefaßt.

Eine Antwort an den Dieter:

Der schwer erkennbaren Seriennummer 61?2 nach wäre das Instrument 1881/82 hergestellt worden.
Dieter

Nachdem mir der Seriennummerstempel bei der Besichtigung entgangen ist, aber ich die Bilder noch in voller Auflösung habe, müßte darauf folgendes stehen:

3193 und unten drunter 1883, was wahrscheinlich das Herstellungsjahr sein dürfte.
Demnach wäre es 134 Jahre alt! Wahnsinn!
Wenn ich das Klavier morgen bekomme, mache ich noch einmal gute Fotos und stelle sie hier zur Verfügung.

Schönen Sonntag noch und Grüße
Julian
 
Für die Tasten (vorher ausbauen!) nimmst du H2O2, mit Pinsel auftragen und in die Sonne legen. Handschuhe tragen, echt ätzend! Dann mit Wiener Kalk polieren.

Viel Spaß mit dem Stück!
 
Wie ich die beschmierten und vergilbten Elfenbeintasten wieder sauber bekomme, weiß ich noch nicht, evtl. könnte es ja durch Bleichen mit Chlor oder Wasserstoffperoxid funktionieren. Vielleicht hat dahingehend der ein oder andere unter euch schon Erfahrungen.
Hier gibt es das recht gut dokumentiert inkl. Bildmaterial:
https://www.clavio.de/threads/ein-klavierabenteuer.15490/page-9#post-411318

(auch Folgebeiträge!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Abend miteinander,

Nach einigem Spielen und Probieren nun die versprochenen Bilder :)

IMG_2638.JPG

Blick auf den Resonanzboden


IMG_2639.JPG

Die Seriennummer mit Datumstempel - 1883!

IMG_2777.JPG

Ich habe damit begonnen, den teilweise verkratzten und matt gewordenen Schellack wieder aufzufrischen, schon beim ersten Durchganz ein deutlich verbesserter Glanz!

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Im Zuge der Schellackaufbereitung ergibt sich ein Blick auf die Oberdämpfermechanik

IMG_2570.JPG

Das Klavier kurz nach seiner Auslieferung


Die Mechanik läuft soweit noch sehr gut, logischerweise müssen noch die Hammer- und Dämpferfilze ausgetauscht werden. Die Una-Corda Funktion muß ebenfalls noch aufgearbeitet werden.
Stimmen ist obligatorisch, im Moment noch um einen Halbton nach unten verstimmt.

Gruß
Julian :)
 
Stimmen ist obligatorisch, im Moment noch um einen Halbton nach unten verstimmt.

Laß es bloß nicht zu hoch stimmen, daß überleben unter Umständen die Baßsaiten nicht. So alte Perlen klingen schon bei 432 Hz recht gut. Ansonsten stimme ich da @Peter zu, das Wurzelfurnier ist wirklich eine Augenweide, allerdings könnten die messingen Leuchter auch ruhig mal geputzt und versiegelt werden.

LG
Henry
 
Wäre es nicht sinnvoll gewesen erst mal die Technik zu machen?
Ein altes Auto lackiert man ja auch nicht um nachher festzustellen, daß die Rostlaube fahruntüchtig ist. :denken:
 

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