Hallo chiarina,
sicherlich ist das Tempo, sofern keine Metronomzahl bekannt ist mit einer gewissen interpretatorischen Breite versehen und stellt somit jeden Interpreten vor eine ungeheuer schwere Wahl. Ferner ist es freilich auch logisch, aus der Bezeichnung "Adagio cantabile" eine innere Ruhe abzuleiten. Allerding unterlagen diese Tempobezeichnungen in der Vergangenheit verschiedenen Anwendungen, bzw. auch einem Wandel in der Anwendung, sodass deren Verwendung im Endeffekt doch härter ist als gedacht. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Meister van in seiner 7. Sinfonie den 2. Satz mit "Allegretto" titulierte oder den 2. der 9. mit molto vivace, auch gibt es einige Sonaten (Hab jetzt keine zur Hand, meine aber das bei Mozart ml gesehen zu haben...) in denen das Tempo zwischen "Molto Allegro" und "Allegro assai" wechselt, was ist nun schneller, was ist langsamer?
Blöderweise ist es so, dass aus diesen ungenauen Tempobezeichnungen der richtige Rahmen an Tempo aus dem musikalischen Fluss und dem Gefühl des Interpreten zu folgen hat, weshalb ich keine Meinung zu ruhigem, villeicht gar langsamen spiel widerlegen kann. Ich lehne sie lediglich ab (für mich), da sich meines Erachtens nach aus dem musikalischen Material auch eine gewisse, wie ich finde nicht zu unterschätzende Tragik ergibt, die wohl auch ein schnelleres, wohl gar schrofferes Spiel fordert. Oder soll gar nur der Anschein von Ruhe erwecket werden? - Ein Gefühl das mir sehr oft bei Beethoven kommt, dieser bitter-süße halb-Sieg, der in jeder noch so frohen oder ruhigen Situation einen faden oder melancholischen Beigeschmack zu erzeugen scheint.
Zum op. 13 -Versuch einer Kurzanalyse-
1. Grave: Dieses beinahe schleppende Tempo zu beginn klingt nach Depression und Verzweiflung, wird aber jäh unterbrochen turch träumerische Themen, die selbst wieder im Abgrund zu münden scheinen. Es folgt das "Allegro die molto e con brio", also ein gehobenes Tempo und mit Feuer. Da ist mir Zimerman fas zu leichtfüßig. Es klingt eigentlich nach Verwirrung oder gar Hektik gepaart mit schönen Erinnerungen. Wieder folgt das Grave im Wechsel mit dem con brio... usw. (soll genügen). Eigentlich fast wie die 9te, der erste Satz scheint das Werk schon nahe an den Abgund zu treiben.
Hier wird also meines Erachtens eine Depression gespielt.
2. Adagio cantabile: An sich die "Ruhe nach dem Sturm". Erinnert entfernt an op 132 (Heiliger Dankgesang). Die Depression ist (so gut wie) überwunden. Aber wer ist nach einer Depression schon völlig entspannt und in vollkommener innerer Ruhe? Im Werk dargestellt durch (vergleichsweise) hämmernde Bassthemen. Das Beharren auf der Begleitstimme (16tel) in der rechten Hand erzeugt eine eher erzwungene Ruhe, frei nach dem Motto: "Zwinge dich zur Ruhe auf das die Depression nicht wiederkehre!"
3. Rondo Hier bleibe ich ganz kurz: "Man lebt noch aber man hat es nicht leicht!" - Momente der Ruhe und andächtiger Freude sind selten und werden bald (vom Ritornell) unterbrochen, ja zerstört...
Das ist wie gesagt nur ein Versuch andere Gedanken wären gern gesehen.
Beethovens Werke erzählen meistens eine Geschichte und sind sehr selten "nur" Musik. Diese Geschichten sehe ich überwiegend bei Beethoven, seltender bei Mozart und so gut wie nie bei Haydn. Aber eben diese Geschichten sind bei Beethoven so intensiv, dass es meines Erachtens nach ohne große Mühe möglich sein sollte von den anliegenden Sätzen auf die Ausführung des beachteten Satzes zu schließen. Anhand meiner Ansichten auf den ersten Satz und den schweren 3. wehre ich mich gegen ein zu ruhiges oder gar zu glattes Spiel des 2. Satzes. Eben hier mag ich die nicht komplette Schlüssigkeit oder besser die nicht ganz runde Form die Immerseel zu Taae legt. Dieses zwangahfte -ahhhr, es ist selten aber mir fehlen die korrekten Worte....
Oje, jetzt hab ich mich in geistigen Ergüssen noch und nöcher ergeben, ich hör lieber auf, sonst werd´ ich selbst noch Deprssiv... :D