Grüezi, Glarean!
Darf ich Deinen Enthusiasmus durch ein paar lästerlichen Bemerkungen stören?
Aber immer gerne, Gomez!
Denn so rundweg falsch liegst du mit deiner Kritik am aktuellen Trend,
die "Klassiker" etwas "populistisch" zu vermarkten, natürlich nicht.
(Auch wenn Autor Kleeb deine Kraftausdrücke wie z.B. "jazzoid"
wohl grinsend als "verbalfaschistoid" retournieren würde
Und auch ich habe in Rezensionen ähnlicher Musikproduktionen
immer wieder die Gefahr solcher ästhetischer Anbiederungen an den
Breitengeschmack unserer "synkopisierten Gesellschaft" angemahnt.
(Ich denke, auch in der fraglichen Besprechung schimmert mein
persönliches Unbehagen zuweilen durch... )
Trotzdem halte ich in diesem Falle an meinem Enthusiasmus fest -
und zwar v.a. aus musikhandwerklichen und aus klavierdidaktischen
Gründen. In beiderlei Hinsicht ist das Heft von hoher Qualität,
das ließe sich en détail problemlos dokumentieren. Der Klaviersatz
ist professionell eingerichtet, und mit diesen Stücken lassen sich
junge Klassik-Muffel hervorragend motivieren für Annäherungen
an die "grossen" Vorbilder. (Habe ich selber in der Unterrichtspraxis
schon mit Erfolg ausprobiert. Und solange man Mozart&Co. nicht
vollumfänglich ersetzt durch Kleeb&Co....)
Nicht ganz ernst nehme ich dein Argument, Autoren wie Kleeb seien Parasiten.
Denn abgesehen davon, dass das Zitieren und Variieren von Tradiertem -
und sei es noch so fokussiert aufs Rhythmische - eine Jahrhunderte alte
Praxis darstellt, ist gegen solche stilistischen Transformationen
da nichts einzuwenden, wo sie ausdrücklich - ja mit Augenzwinkern -
auch als Material zum "Weiterdenken", zum Improvisieren daherkommen.
Und dass Kleeb nicht den Quasi-Zwölftöner Hauer als Melodie-Lieferanten
hernimmt, kann man wohl nicht übelnehmen, wo doch noch nicht mal der
"Klassiker" Schönberg bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist...
Grundsätzlich kann ich die Stoßrichtung deiner Kritik aber, wie gesagt,
durchaus nachvollziehen. Wobei solche Diskussionen zu gerne ins
Ideologische abzudriften drohen. Ich meine, das ganze Thema ist einfach
weniger verkrampft anzugehen. Kleeb&Co. sind ja nur eine winzige Facette
im unendlichen Auge der Musikgeschichte, und dieses darf doch auch mal zwinkern ;)
Zuletzt an Dich, Glarean, die Frage, ob dieser Thread nicht besser in den Bereich für kommerzielle Werbung gehörte.
Mag sein, daß Deine Rezension im "Glarean Magazin" noch aus Enthusiasmus geschrieben wurde
und Du vom Bärenreiter-Verlag keine Zuwendungen dafür bekommen hast...
Leider ja, Zuwendungen gibt's nie (was ich zuweilen bedaure...
Das "Glarean" ist ein strikt nicht-kommerzielles Online-Kulturangebot
und darum in seinen Urteilen absolut unabhängig. (Allerdings wird man darin
kaum je einen totalen Verriss lesen. Einfach deshalb, weil ich miserabler Qualität
keinerlei Resonanz gönne - noch nicht mal schlechte...)
Dank fürs kritische Lesen und Gruss: Glarean (W.Eigenmann)
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