Janós Balázs

Marlene

Marlene

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4. Aug. 2011
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Hallo,

heute Nachmittag bin ich durch die überfüllte Altstadt (Anlass: Eröffnung der Biergartensaison) zur Philharmonie gegangen in der ein mir bis vor einigen Stunden unbekannter Künstler aufgetreten ist. Wegen dieses Umstandes und infolge des herrlichen Wetters – so dachte ich –, werden wohl nicht so viele Besucher kommen. Irrtum, die Philharmonie war erstaunlich gut besetzt.

Bei dem Pianisten handelte es sich um Janós Balázs, einen recht jungen Ungarn. Viel mehr konnte ich im Internet nicht über ihn finden. Ich bin sicher, dass sich das schnell ändern wird. Aus dem Programmheft konnte ich entnehmen, dass er 2002 seine Ausbildung an der Begabtenschule der Franz-Liszt-Akademie in Budapest begann. Mit 16 Jahren gewann er den Ersten Preis beim internationalen Liszt-Wettbewerb im ungarischen Pécs. Im August 2011 gewann János Balázs den Ersten Preis beim Aspen International Piano Competition in den USA und den Dritten Preis beim internationalen Liszt-Wettbewerb. Er hat mehrere Male in Japan und den USA gastiert. Er hat drei CDs mit den Werken Franz Liszts eingespielt und eine vierte mit Werken von Chopin aufgenommen. János Balázs sieht es als seine Aufgabe an, klassische Musik einem modernen Publikum nahezubringen.

Das heutige Konzert in der Philharmonie hat mich auf eine Gipfelreise geführt. Balázs hat mit der „Sturmsonate“ begonnen und danach Schumanns Canaval, Scènes mignonnes sur quatre notes op. 9 gespielt. Mit diesen beiden Stücken hat mich der Pianist schon ziemlich gefangen genommen. Nach der Pause hat er dann das Rondo capriccioso E-Dur op. 14 von Felix Mendelssohn Bartholdy und Chopins Andante spianato e Grande polonaise brillante op. 22 gespielt. Es war wundervoll und ich habe den musikalischen Berg schon ein beträchtliches Stück erklommen. Danach folgte „Pensée des morts“ aus „Harmonies poétiques et religieuses S 173“. Ich habe – aus gegebenem Anlass – sehr genau die Triolen spielende Hand beobachtet und auf den Klang geachtet. Dass ich kurz davor war den Gipfel des Berges und die grandiose Aussicht zu erreichen war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Das letzte Stück des Konzerts habe ich irgendwann einmal bei YT gehört und mich damals darüber gewundert, dass es beim Zuhörer zu solch einem Aufruhr führen soll. Das Stück hatte mir damals nicht sonderlich gefallen. Daher habe ich - vorhin im Konzert - keinerlei Erwartungen gehegt. Was in den letzten zehn Minuten vor der Zugabe passiert ist war kaum auszuhalten. Balázs hat den Mephistowalzer Nr. 1, Tanz in der Dorfschenke, so gespielt, dass mir fast die Luft weggeblieben ist vor Erstaunen über diese Klänge. Meine Körperchemie ist derart hochgekocht, dass ich während der Fahrt nach Hause darüber nachgedacht habe, wann ich jemals von Musik derart in Besitz genommen wurde.

Fazit: Es war ein überwältigendes Konzerterlebnis!

Hat von Euch schon jemand Baláz auf der Bühne erlebt und wenn ja, wie hat er Euch gefallen?

Liebe Grüße
Marlene
 
bin gespannt, was andere Clavios davon halten.

Von diesen zwei Aufnahmen: nicht sehr viel.

habe wenig Lust, mir mehr davon anzuhören.

Was man nie so genau weiß: ob ein Pianist mit einem bestimmten Stück nicht eine "Sternstunde" hinbekommen hat, das kann passieren... ich schätze, wenn jemandem ein Stück besonders liegt, und er es besonders intensiv erarbeitet hat.

Ansonsten, hat Balázs zumindest schon einige internationale Preise bekommen: sagt Wiki

Sehr viel mehr weiß ich aber auch nicht.
 
Danke, Mick, für die Links.

Der Bach hört sich in meinen Ohren an wie einfach mal schnell lieblos heruntergespielt. Den Chopin finde ich da schon besser. Zwischen diesen Aufnahmen und dem gestrigen Konzert liegen mindestens vier Jahre. Alleine seine Körpersprache unterscheidet sich deutlich von seiner gestrigen. In den Videos wirkt er auf mich angespannt, gestern war er völlig gelassen, selbst als eine Mutter ihr schreiendes Kind nach draußen getragen hat.

Die Sturmsonate hat mich beim gestrigen Konzert noch relativ unbewegt gelassen, aber der Schumann war recht beeindruckend. Aber dann nach der Pause... :).

Auf Google ist offentlichtlich nicht unbedingt Verlass (außer als Datenkrake). Als ich gestern den Namen des Pianisten eingegeben habe kamen nur Seiten mit Ticketanbietern.

Aber immerhin hat Wikipedia etwas für mich seit gestern nachvollziehbares mitzuteilen:

Mephisto nimmt sich eine Geige von einem der Bauern, stimmt sie (was am Anfang durch die sich aufbauenden Quinten dargestellt wird) und spielt alsdann einen wilden Tanz. Nach einmaliger Wiederholung folgt ein langsamer Zwischenteil mit einem neuen Thema: Faust versucht, eine Frau zu verführen, nach einigem Werben flieht er mit ihr in den Wald. Der Gesang einer Nachtigall erklingt, und die Musik baut sich zu einem mitreißenden Höhepunkt auf – Faust verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit der Frau. Dies gilt als erste Darstellung eines Orgasmus in klassischer Musik.

Den Liebestod hat Wagner etwa zur gleichen Zeit komponiert. Somit frage ich mich, wer von den beiden erstmals musikalisch das höchste der menschlichen Gefühle dargestellt hat. Ist wohl auch egal, die Wirkung der Stücke ist viel interessanter. :D;)
 
Hi Mar ;)

ja, bei diesem Mephistowalzer ( Tanz in der Dorfschenke aus Lenau's "Faust" ) gibts bestimmt manche, die da auf dem Klavier ein diabolisches orgastisches Höllenspektakel abfackeln können.

Mir selbst gefällt der Mephistowalzer nicht so - aber abgesehen davon: die Biographie-Page von Janos Balazs wird ja auch bei wikipedia verlinkt:

Hier englisch:

Biography | Janos Balazs Jr.

Hier deutsch:

Biographie | Ifj. Balázs János

Hier wird er erwähnt, unter "Rising Stars":

Rising Stars: János Balázs, piano

( aber ich hab da immer so Angst, dass solche rising stars zwar kurz hell aufleuchten, aber dann wie ein Komet verglühen...:D - na egal. Bin halt zart besaitet und kann meine lieben und sanften Gefühle da gar nicht so recht kontrollieren - buhuhuhuuu :D:D )

hmm..ansonsten gibts noch den ein oder anderen Konzertrückblick im Web, hab aber da nicht gesondert geklickt - das ist mir meistens zu un-aussagekräftig, wenn andere über ein Konzert schreiben, das ich nicht selbst gesehen habe.

Hmm. Alsooo - LG, Mar, von: Olli !
 
Bin halt zart besaitet und kann meine lieben und sanften Gefühle da gar nicht so recht kontrollieren - buhuhuhuuu :D:D )

Es sei denn, jemand kritisiert Libermann oder eine Interpretation der er selber nicht gewachsen ist :D;).

Danke, Olli, für die Links. Ich war gestern wohl noch so beflügelt, dass meine Augen mir einen Streich gespielt haben.
 
1 ) Es sei denn, jemand kritisiert Libermann oder eine Interpretation der er selber nicht gewachsen ist :D.

2 ) Danke, Olli, für die Links. Ich war gestern wohl noch so beflügelt, dass meine Augen mir einen Streich gespielt haben.


Huhuu Amiga !

Zu Punkt 1 : Das stimmt, das sollte man nicht tun, wie ich bereits andernorts begründete: Kritik an Interpretationen, wenn der Kritiker die Kritikpunkte nicht selbst in seiner seiner Meinung nach "besseren" Weise auf Verlangen darstellen kann, ist lachhaft, da allermeistens nicht aus Nutzwunsch, sondern aus zwar natürlichen ( auf momentanem Menschheitsstatus ) , jedoch nicht überzeugenden Überlegungen ( zumeist Missgunst ) erwachsen.

Bei Libermann's Texten hingegen verteidigt er sich durch seine Aussagen selber ( und wenn nicht, helf ich nach ) , allerdings steht JEDE Methode immer auf dem Prüfstand, so dass auf jeden Fall immer Diskussionen daraus sich entwickeln. Widerlegt ist er - ich betone es, weil Du ihn hier erwähnst - in keinem einzigen Punkt. Im Gegenteil. Seine Überlegungen sind von dem, was versucht wurde, bisher entgegenzuhalten, noch nichtmal ansatzweise angreifbar, auch wenn jedesmal großes Tamtam entsteht, weil wegen Unkenntnis praktischer, natürlicher Herangehensweisen zuviel Müll an zuviele mittelmaß - Leute unterrichtet wird und wurde.

Doch noch ist "Polen nicht verloren" ;) denn es gibt auch andere vernünftige Herangehensweisen und Überlegungen, und wenn man das bündeln würde, und ein Gesamtkonstrukt entwickeln würde, zum Beispiel aus Libermann, Leimer / Gieseking und zum Beispiel Feuchtwanger, das hätte schon irgendwie einen gewissen Reiz. Aber das werde ich nicht mehr erleben, und jüngere Generationen sind da gefragt, die jetzt so 23, oder 24 sind. Die haben vielleicht genug Zeit dafür. ;)

Zu Punkt 2:

Das ist der eigentlich wichtige Punkt: Denn auch mir passiert es oft, dass ich Verlinkungen bei Wikipedia- Texten nicht sehe / übersehe, weil das schon irgendwie zur Gewohnheit geworden ist, nur die Textinhalte zu "überfliegen" und dann weiterzuklicken. In diesem Fall hatte ich es aber DOPPELT bemerkt: Bei Wikipedia - und bei der Web-Recherche. ;)

LG, Olli !
 
Zu Punkt 1 : Das stimmt, das sollte man nicht tun, wie ich bereits andernorts begründete: Kritik an Interpretationen, wenn der Kritiker die Kritikpunkte nicht selbst in seiner seiner Meinung nach "besseren" Weise auf Verlangen darstellen kann, ist lachhaft, da allermeistens nicht aus Nutzwunsch, sondern aus zwar natürlichen ( auf momentanem Menschheitsstatus ) , jedoch nicht überzeugenden Überlegungen ( zumeist Missgunst ) erwachsen.

Cariño mío, bueno, dann darf ich sagen, dass ich den Klang Deines Klavieres so grauselig finde, dass ich es nicht geschafft habe, Deine Einspielungen mehr als eine halbe Minute anzuhören (was ich schade finde).

:D:D
 
Diese Aufnahme hier zeigt vielleicht eher, warum Marlene so begeistert war.



(allerdings, werden auch dort m.E. keine neuen Maßstäbe in Sachen Klangfarben, Nuancen, Differenzierung, Musikalität gesetzt. Da ist noch "Luft" nach oben hin.)
 

Diese Aufnahme hier zeigt vielleicht eher, warum Marlene so begeistert war.

Das bin ich noch immer, besonders nachdem ich mir bei YT mal einige Mephistowalzer angehört habe.

(allerdings, werden auch dort m.E. keine neuen Maßstäbe in Sachen Klangfarben, Nuancen, Differenzierung, Musikalität gesetzt. Da ist noch "Luft" nach oben hin.)

Das Video wurde 2007 hochgeladen und in der Zwischenzeit hat der gute János fleißig geübt. :)
 
besonders nachdem ich mir bei YT mal einige Mephistowalzer angehört habe.

Meine favorisierte Einspielung ist übrigens diese Liszt - Mephisto Waltz No. 1, S. 514 [André Laplante] - YouTube

Das Video wurde 2007 hochgeladen und in der Zwischenzeit hat der gute János fleißig geübt. :)

Ich hab' die eher traurige Erfahrung gemacht, daß es ab einem bestimmten Level an Beherrschung des Konzertflügels, nur selten weitergeht. Es "genügt" den meisten Hörern und Kritikern, wenn ein Pianist den Flügel so und so gut im Griff hat. Deswegen kann der Pianist aber längst nicht alles Vorstellbare am Flügel realisieren. Jede feinste Dynamikabstufung beim Spiel z.B. zielgerichtet einsetzen, jede Klangfarbe, die der Flügel bietet, im richtigen Augenblick "hervorzaubern" usw., all diese Mittel nutzen und einsetzen, um ein Stück klanglich außerordentlich zu veredeln.

Eher arbeiten Pianisten dann daran, sich technisch schwerere Stücke anzueignen, bevor diese "Hausaufgaben" erledigt werden (all das ist natürlich auch eine Zeitfrage, denn die Übezeit ist ja für jeden begrenzt).

Und das macht dann den Unterschied: der eine Pianist hat den Ehrgeiz, und auch die nötige Fähigkeit/Begabung, den Flügel in der überhaupt noch vorstellbaren Art und Weise zu beherrschen. Andere tun und präsentieren das, was eben "genügt".

Das erstere begeistert mich (nach Vollkommenheit und Perfektion streben, und diese zu erreichen), das zweite nicht. Und ein einfaches Stück, in Vollkommenheit präsentiert, begeistert mich mehr als zehn Ultrafingerbrecher, die mir musikalisch immer irgendwo eine Ecke schuldig bleiben.

Das andere ist Musikalität bzw. musikalisches Gestaltungsvermögen an sich. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum manche Pianisten (und Dirigenten usw.) offenbar mit so viel davon "gesegnet" wurden, und manche wohl mit weniger auskommen müssen.

Schönen Gruß.
 
Meine favorisierte Einspielung ist übrigens diese Liszt - Mephisto Waltz No. 1, S. 514 [André Laplante] - YouTube

Darüber musste ich schmunzeln, denn als ich mir

...bei YT mal einige Mephistowalzer angehört habe.

war es genau dieses Video, das mir gefallen hat und das dem am Sonntag gehörten Mephistowalzer schon recht nahe kommt. Aber Balázs hat das Locken, das Werben, die Verführung, diese sanfte Steigerung der Erregung noch mitreißender herausgespielt.
 

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