Ist es denn schwierig, Jagdhorn zu erlernen? Wenn das Ding nur fünf, sechs oder sieben Töne hat, sollte doch die Aufgabe überschaubar sein.
Allzu schwierig ist das gewiss nicht. Die gängigen Hornsignale (Stelldichein, Aufgesessen, Horrido, Halali und noch irgendeins, dessen Bedeutung ich nicht richtig begriffen habe, muss so was sein wie "Fuchs gesichtet, hinterher!" o.dgl.) werden (besser: wurden) traditionell von musikalischen Laien aus dem Verein des Jagdherren geblasen - gern von älteren Reitersleuten, die der Mut oder die Kondition zum aktiven Mitmachen verlassen (oder noch nie befallen) hatte. Zum Üben zog die Bläsergruppe sich ein Stückchen in den Wald zurück und stocherte so lange herum, bis die richtigen Töne saßen.
*nostalgisch-seufzt* Fuchsjagden waren früher schöne Erlebnisse (solange niemand dabei umkam). Mein Mann hat regelmäßig auf "geladenen Jagden" mit Meute gejagt, dafür gibt es noch einige Signale mehr. Auf solchen professionell ausgerichteten Jagden war ich nie.
Dafür ist die Schwäbische Alb auch eher prädestiniert als das Rhein-Main-Gebiet. Hierzulande musste man dankbar sein, wenn man die Erlaubnis bekam, in den Verkehr einzugreifen, damit die Jagdgesellschaft die zahlreichen Straßen überqueren kann, und wenn der Waldkindergarten seinen Herbstausflug nicht just über die Jagdstrecke dirigiert...
Heutzutage scheint diese Tradition weitestgehend zum Erliegen gekommen zu sein. Eine Meute zu unterhalten und zu trainieren, kostet irres Geld. Auch ohne Meute fallen für den Jagdherrn beträchtliche Kosten an. Irgendwann in den Achtzigern wurden Fuchsjagden zunehmend selten und durch "jagdliche Ausritte" ersetzt ("Wollen wir mal antraben?" - Panisches Quieken aus dem Feld: "Waaaah, bitte nicht!!! Meiner ist so griffig heute."). Die nachrückende Generation wurde NIE an das Galoppieren im Pulk und über feste Sprünge herangeführt - VIEL zu gefährlich!
Und nicht zuletzt: Ist ja nicht so, als sei da nicht allzu selten richtig was passiert. Der eine oder der andere schwere Unfall/Todesfall wurde regelmäßig zum Aufhänger genommen, im Jahr darauf keine Jagd mehr auszurichten, und so schlief es ein. Heutzutage gibt es auch kein persönliches Risiko mehr. Für alles muss irgendjemand haftbar gemacht werden. Es wird viele Ausrichter abschließend abgeschreckt haben, wenn die Polizei erst mal ermittelt, ob der Horst schlicht schon beim Bügeltrunk zu tief ins Glas geschaut hat und deshalb beim zufälligen Rumpler seines grottenbrav springenden Pferdes kopfüber aus dem Sattel katapultiert wurde, oder ob von Seiten des Ausrichters versäumt wurde, einen Ast aus dem Weg zu räumen/zu sägen, ob für genügend Helfer gesorgt wurde, die an unzugänglichen Stellen im Handumdrehen die Sprünge abbauen, damit der Rettungswagen auf die Strecke fahren kann undundund...