Nur jemand dreistes / freches wendete solche Frontal-Angriffe wie im Musical America an.
Die beliebteste Spitze war: „Da ist nichts neu, bei Synkopierung. Alle alten Meister haben es verwendet.“
Diese Kritiker ignorierten [allerdings] die Abwesenheit europäischer Musik seinerzeit, abwesend von den Afrikanischen Polyrhythmen, an denen Ragtime reich ist, und ebenso ignorierten sie die grundlegende ERFINDUNG der Ragtime-synkopierten Oberstimmen gegen den regelmäßig akzentuierten Bass.
Sie finden Ragtime überall, in der Ausdrucksweise des Schottischen Reel, in ungarischer Zigeunermusik und in den Klassikern von Frescobaldi bis Brahms.
Höhnisch in dieser Art Herabwürdigung ist die Glosse eines A. J. Goodrich im Musician vom November 1901:
„Ungewöhnliche / ungebräuchliche rhythmische Kombinationen und Synkopierungen wurden so extensiv ( intensiv ) von high-class-Komponisten gebraucht, dass es für Nigger [sic] – Liedkomponisten unmöglich ist, irgendetwas diesbezüglich zu ERFINDEN.“
Anmerkung Olli: FAST der größte Unsinn, den ich je gelesen habe. „UNGEBRÄUCHLICHE Phänomene wurden also demnach EXTENSIV gebraucht / verwendet ?“ Da hörts auf.-
Die wirklich Intellektuellen verarbeiteten diese These vermittelst gelehrsamerer Zeilen.
Indes, die Taktiken würden fehlzünden, und dies geschah einem Schreiber in der Ausgabe des Musical Opinion ( London ) vom Februar 1913:
Tapfer begann er, seine Aussage zu untermauern, dass Ragtime-Synkopierung in jeder Musik existiere – indem er zuerst die Spirituals der Farbigen erwähnte / zitierte / anführte. ( Anm. Olli: LOOL !! )
Dann zitiert er eine kurze Beethoven-Passage und erwähnt ziemlich schwach:
„Ich würde sagen, dass diese Stelle aus „Leonore Nr. 3“ lieber als Synkopierung denn als Ragtime
beschrieben werden sollte, obwohl, wenn man mich plötzlich fragen würde, warum.... . Ich kann nur sagen, dass ich es in meinen Knochen fühle, dass es so ist.“
Als er dann nach einem Trumpf herumstochert, um sein zerbröckelndes Argument zu untermauern,
kommt er mit einem Edelstein: Golliwog(g)'s Cake-Walk von Debussy.
Ein unbekannter Schreiber, zitiert 1916 im Opera Magazine, ließ folgendermaßen Dampf ab, ermüdet von dieser Art Heckenschießerei aus dem „ja, ich auch“ - Lager:
„Wenn irgendein Musiker NICHT in seinem Herzen die Komplexitäten des Robert E. Lee ( Anm.: ein Rag ) fühlt / spürt, dann sollte ich ihm nicht zugestehen / zutrauen, diejenigen von Brahms in seinem Herzen zu spüren / fühlen.“
Enthusiastisch führte er sein Argument weiter aus:
„Ragtime hat die Komplexität der rhythmischen Unterteilung des Taktes zu einem Punkt vorangebracht, der nie zuvor in der Musikgeschichte erreicht wurde. Er hat subtile Konfliktrhythmen etabliert und ist viel weiter als die meiste andere Popular-Musik gegangen bezüglich der Freiheit von (B)Innenstimmen ( ja, ich meine Polyphonie ) und der harmonischen Modulation.“
Die seriöse alte London Times schrieb:
„Ragtime ist absolut charakteristisch für seine Erfinder – von nirgendwo außer den USA konnte solche Musik gekommen sein. Auch kann kein Zweifel bestehen über seine Vitalität, überschäumend vor Leben. . . . Hier ist, für diejenigen, die Ohren haben zu hören, die Saat, aus der eine Nationalkunst vielleicht letztlich entspringt.“
Amerikas Metronome Magazine, 20. Mai 1901, freute sich hämisch:
„Ragtimes Tage sind gezählt. Es tut uns leid, aber wir glauben, dass jedermann sich vorstellen / davon ausgehen sollte, dass Ragtime von sehr geringer / der geringsten musikalischen Bedeutung war. Es war eine beliebte Welle – in die falsche Richtung.“
Auf der anderen Seite sagte der konservative, angesehene Komponist Charles Wakefield Cadman, im Musical Courier vom 12. August 1914:
„Unter all der Eselhaftigkeit des Großteils vom Broadway-Output wird der Virus des National-Ausdrucks gefunden....Die rastlose Energie und der unzähmbare Wille Amerikas sind irgendwie symbolisiert in intelligenter Synkopierung. Ein paar Amerikanische Komponisten haben bewusst oder unbewusst bestimmte große Orchester- und Kammermusikwerke nach diesem Muster kreiert....warum nicht dahingehend noch weiter voranexperimentieren?“
Myron A. Bickford teilte die kriegführende musikalische Bruderschaft in Cadenza ( Boston ), September 1913, in fünf Klassen ein:
1 – die, die Ragtime spielen können und es ordentlich spielen.
2 – die, die es nicht spielen können und es wissen, aber es gerne können würden.
3 – die, die es nicht spielen können und das nicht wissen.
4 – die, die es spielen können, und nicht spielen werden.
5 – die, die es nicht spielen können und ( auch ) nicht versuchen werden.
Zur VIERTEN Klasse beobachtet er, „dass zu hören, dass sie dies kundtun, sie die Mehrheit sind, aber sie vorsichtig sind, ihre ANGEBLICHEN FÄHIGKEITEN EINEM TEST ZU UNTERZIEHEN.“
Ein Harvard – Grundstudiums-Student, John N. Burk, schrieb scharfsichtig im Harvard Musical Review vom Januar 1914:
„Unvorteilhaftes Umfeld stellt wahrscheinlich den Hauptgrund dafür dar, dass Ragtime keine Anerkennung in der Musikwelt erfährt. Es gibt wenige von denen, die oberhalb der Ragtime-Sphäre sind, die zugeben werden, seine Faszination zu erleben / erlebt zu haben. Die meisten Leute scheinen eine besondere, hochsensibilisierte Fähigkeit zu haben, ihre Ohren gegenüber dem zu verschließen, was sie – wider ihres Willens – als Musik (an)erkennen.“
Und er fügt hinzu, mit einer Weisheit, die seiner Zeit voraus ist und jenseits derjenigen der meisten seiner älteren Mitbürger:
„Als Ragtime ganz in der Hand der Negroes war, denen sein Ursprung zu verdanken ist, da hatte er wenig seines modernen Makels....sein fröhliches, sorgenfreies Naturell …. wurde kreiert mit einer ununterdrückbaren Liebe zur Musik und einem außergewöhnlichen Rhythmusgefühl.“
1901, mitten in der „Schlacht“, erklärte die American Federation of Musicians einen Notstand und befahl ihren Mitgliedern, mit Ragtime-Spielen aufzuhören.
Der erhabene Präsident sagte:
„Die Musiker wissen, was gut ist, und wenn das Volk es nicht weiß, dann müssen wir es ( es ) lehren.“
Die Cincinnati Post kommentierte dieses offizielle Disaster:
„Wenn Du Musik hörst und sie Dir gefällt, dann sei sicher, jemand wird Dir erklären, dass sie popular ist und daher unmoralisch; dass sie keine Seele hat, dass sie keine Technik hat und keinen Schwung. Lasst uns unsere KOHLENSCHWARZE LADY!“ ( Anm. Olli: Damit wird wohl RAGTIME gemeint sein....) .