lieber Bachopin,
anfangs war gefragt, wie man mit den Oktavtremoli in op.13 zurecht kommt (das scheint sich erledigt zu haben, was schön ist), die Kreuzgriffe hatte ich mir als weiteres Problem zu erwähnen erlaubt (in höherem Tempo sind sie eines, was z.B. Brendel erklärt)
vorausgesetzt, man kann den Kopfsatz problemlos und flüssig mit z.B. Halbe = 120 spielen (das sind 2 Halbe oder 4 Viertel oder 8 Achtel in einer Sekunde; das entspricht 4 Sechzehnteln bei einem Viertel von 120, wenn man es sich in einem anderen Takt- bzw Propotionsverhältnis denkt - und 4 Töne bei 120 ist nicht exotisch, so lange es keine Doppelgriffe sein müssen), dann kann man sich peu a peu an ein höheres Tempo gewöhnen. es mag altmodisch erscheinen, aber Metronom und häufiges spielen helfen da. vermutlich ist es individuell verschieden, wie sehr man den Puls wird steigern können - aber das ist nur eine quantitative Angelegenheit. wer das machen will und genügend Geduld hat, kann sich steigern. ich wiederhole: vorausgesetzt man kann es schon mit 120 - nicht das Missverständnisse zu Grimmigkeiten führen. WENN man dann das Tempo steigern WILL (das muss ja niemand), sollte man das in kleinen Schritten tun und zunächst über das Hören mit den größeren Notenwerten praktizieren (z.B. nur die Viertel & Halben der rechten Hand). Gewöhnt man sich hier an den zunächst minimal beschleunigten Puls, werden sich die Achtel automatisch anpassen.
das kann Monate dauern, bis man von 120 wirklich sicher und gekonnt bei 144 oder schneller angelangt ist - das ist abhängig von der schon angesammelten Erfahrung (ist op.13 das aktuelle schwierigste Stück, dann darf man stolz sein, es mit 120 zu können und sollte es lange Zeit bei diesem Tempo lassen!)
- - wenn man irgendwo das Gefühl hat, dass es schneller nicht mehr schön ist, sollte man nicht weiter steigern.
(bzgl mit 120 können: das bedeutet, dass es egal ist, ob man gerade Exposition, Durchführung oder Reprise spielt)
ab einem gesteigerten Tempo, etwa ab 144 je Halbe, wird man eine erstaunliche Veränderung wahrnehmen: die Tremoli sind leicht, aber die Achtelläufe, die Verzierungen einzubauen und die Kreuzgriffe sind auf einmal das, was sich gegen weitere Steigerungen sträubt. Die Relationen, die man zuvor hatte, haben sich verschoben.
prinzipiell geht es von hier an nicht anders weiter: so leid es mir auch tut, es gibt keine Wundertipps. es gibt individuell verschiedene Obergrenzen. und zum üben gibt es das Metronom, welches beim verautomatisieren von Bewegungsabläufen sehr hilfreich sein kann - Geduld vorausgesetzt.
bei 180 flitzen die Achtel wie lisztsche oder chopinsche Passagen - eine Geschmacksfrage, ob man das für op.13 für angemessen hält (manches an Pathos verliert sich bei diesem Tempo auf den ersten Blick) - mit besagten Passagen im technischen Tornister ist das allerdings machbar.
dass mir 180 als Puls gefällt, heisst noch lange nicht, dass man dieses Tempo wählen müsste - es geht schneller und es geht langsamer.
wenn ich mich recht entsinne, bist Du doch mit Chopins op.10 Nr.1 beschäftigt (und diese Etüde ist schwieriger als op.13) - da gilt für das Steigern des Tempos genau das gleiche: ein Tempo wirklich restlos können, und dann allmählich steigern. je nach Erfahrung und Hintergrund in Sachen Klavierspielen kann das länger oder kürzer dauern - - - egal wohin man gelangt: es sollte einem Freude machen, solche Stücke zu üben.
liebe Grüße, Rolf