Was heiszt hier "romantisch langsame Version" des ersten Praeludiums aus WTK I? Die "ueblichen Interpretationen" finde ich alles andere als "romantisch" sondern eher der Barockzeit angemessen. Das Tempo hat doch a priori ueberhaupt nichts mit einer Epoche zu tun. Die gute Frau Lim, die ja sicher sehr intelligent und technisch ungeheuer versiert ist, macht aus dem Praeludium irgendeinen impressionistischen Klangnebel, der eben einfach nicht zu Bach paszt. Man koennte ja auch, sogar mit gewisser Berechtigung, das Prelude der Suite Bergamasque ganz in Bach-aehnlicher Manier spielen, das faende dann aber wahrscheinlich niemand gut. Aber auch die Interpretationen romantischer Musik (damit meine ich Musik der romantischen Epoche wie Chopin, Liszt, Brahms, im Prinzip als verspaeteter Spaetromantiker auch Rachmaninov) finde ich ziemlich unertraeglich bis laecherlich. Dieser voellig ueberdrehte Impetus, oder wie @mick es genannt hat, diese "karnickelartig schnellen Tempi" regen mich eher zum Lachen an, als zu ernsthaftem Zuhoeren.
Wahrscheinlich will sie aber eigentlich zeigen, wie toll, abwechslungsreich und "wenig langweilig" klassische Musik ist und was den drive betrifft mit U-Musik mithalten kann, dasz klassische Musik "cool" ist und drive hat. Aber irgendwie geht das schief, die Interpretationen geraten eher zur Karikatur.
Jannis