Gleich ein Stück auswendig spielen - wie schafft man's am aller-schnellsten??

... spielt ihr auswendig, oder nicht?

  • Ich hab' lieber die Noten da stehen, da fühle ich mich wohler, das ist mein Ding

    Stimmen: 2 16,7%
  • Ich spiele liebend gern auswendig, habe am liebsten "das Stück im Kopf"

    Stimmen: 10 83,3%

  • Umfrageteilnehmer
    12
Dreiklang

Dreiklang

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14. Nov. 2010
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Hallo zusammen,

diese Frage hat sich mir kürzlich gestellt. Man stellt sich die unbekannten Noten auf den Notenständer - und hat folgendes großes Problem: :D

leider geht dieses neue Stück, das man noch nie gespielt hat, nun mal nicht auswendig wie all die anderen Stücke, an denen man schon lange übt.

Mir ist kürzlich klargeworden:

der Schlüssel, um an einem Stück effizient arbeiten zu können, liegt für mich darin, es erst einmal auswendig zu können (zumindest, die schwersten Stellen). Dann greifen die Übe-Methodiken, die ich einsetze, um zu einem schönen Spiel in der Zielgeschwindigkeit zu kommen, halt erst richtig... es ist sozusagen eine unbedingte Voraussetzung dafür.

Also: wie geht das am schnellsten...? Denn wir werden ja alle nicht jünger :) und gegen eine - wohlgemerkt, in die richtigen Bahnen gelenkte - Ungeduld, beim Klavierspiellernen, ist nicht unbedingt etwas einzuwenden.

Was habt ihr für Tipps und Methoden?

Ich schreibe hier einmal, was ich selbst schon weiß. Sinnvoll und hilfreich ist wohl:

- die Tonart zu kennen, das "Tastengelände" der Tonart
- wichtige Kadenzen in der Tonart ebenfalls
- immer und immer wieder das Stück nach Noten durchspielen (klar. Nur: wie bitte gehts schneller?)
- mit visuellen Gedächtnistechniken arbeiten (Orte, ein Geschichte erfinden, etc.)
- das Stück vorher anhören
- mit der Melodie vertraut sein
- gleiche und ähnliche Passagen im Stück identifizieren
- viel Erfahrung haben mit Auswendiglernen
- viele Stücke spielen, dann (er)kennt man Parallelen

... und langsam gehen mir die Ideen aus. Die letzten beiden "Tipps" sind natürlich keine - es sei denn, jemand kann mir sagen, wie ich mit einem Fingerschnippen (*Schnipp!* :D) "viel Erfahrung" und "viele Stücke spielen" in den Kopf bekomme.

Dann wäre Klavierspielen allerdings eine Sache von Sekunden, und nichts, woran man, mit Genuß, sein Leben lang arbeiten kann.

Mit anderen Worten:

ich suche praktikable Tipps - nach Möglichkeit, andere als die schon genannten.

Ich habe intuitiv, nachdem ich für meinen Geschmack schon zu lange an der ersten halben Seite gesessen war, eine alte "Dreiklang-Spezialmethode" angewendet:
das Stück, die Notenfolgen, mit geeigneten Worten "be-schreiben" versuchen, und diese Beschreibung wirklich auch aufschreiben. Und lernen. Das hat auf einen Schlag etwas gebracht, ich erinnere mich an die Beschreibung, und die kann ich schneller umsetzen als die Noten zu lesen, und vor allem ist der Blick dann schon mal auf den Tasten und klebt nicht mehr am Notenblatt.
Diese Methode ist aber wohl - m.E. - nicht sehr gut für andere Menschen übertragbar, man muß ja auch eine Art "Beschreibungssprache" für ein Stück und dessen Notenfolgen erfinden... nun ja, egal. Erwähnen wollte ich es zumindest.

Aber nun: habt ihr Ideen, und Prinzipien, wie ihr - besonders schnell...! - ein Stück, oder Teile davon, auswendig in den Kopf bekommt...?

Schöne Grüße,
Dreiklang

P.s humorige Ansätze sind natürlich auch erlaubt, bringen aber i.d.R. nicht sonderlich viel :D
Hochwirksam dürfte natürlich z.B. sein:
- auf ein Wunder hoffen
- die Noten unters Kopfkissen legen
- die Notenblätter schön einkochen und als Brei verzehren
- in unseriöse Internet-Angebote investieren
- eine Zauberschule besuchen
- ...
 
hi, Dreiklang,

bei Chang wird ja das Auswendiglernen sehr speziell behandelt. Mit diesem takt- oder phrasenweisen Wiederholen- natürlich getrennte Hände kommt man schon ans Ziel. Wie es nun damit aussieht, das Ganze zu verankern und dauerhaft zu behalten, inwiefern man dabei noch andere "Methoden" braucht, ist bei jedem sicher anders. Lesen, spielen, auswendig, dann üben- so meine Reihenfolge. Probiers mal...;) Erfahrung müssteste ja schon bissel mehr haben.

Klavirus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ziel Auswendigspielen...

Was ist mit der Möglichkeit, die einzelenen Stimmen/Hände getrennt aufzunehmen und dann dazu jeweils die andere Hand zu spielen?

Geht natürlich am Besten bei E-Pianos, bietet zusätzlich die Möglichkeit, auch das Übungstempo zu beeinflussen.

Klimpertante
 
Hallo Dreiklang,

eine Alternative zum Beschreiben des Notentextes ist es, diesen einfach aufzuschreiben. Zum Beispiel abschnittsweise aus dem Kopf oder im allerersten Schritt auch einfach abschreiben.. Einfach etwas Notenpapier, Bleistift und Radiergummi in die Hand nehmen und los geht es. Dies mag im Zeitalter von Notensatzprogrammen etwas merkwürdig wirden, aber in meinen Augen besteht so die Möglichkeit, sich genau Gedanken über den Text zu machen, ohne diesen umschreiben zu müssen. Und dazu läßt sich das schön langsam durchziehen, damit die grauen Zellen auch genug Zeit haben, die Aufgabe zu erfüllen.

Viele Grüße,
Kristian
 
Hey,

du nanntest "immer und immer wieder das Stück nach Noten durchspielen", aber du meintest doch hoffentlich nicht das ganze Stück? ;)
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass du sagst, du übst besser, wenn du ein Stück auswendig kannst; genau deshalb lerne ich auch von vornherein auswendig.

Geh nach Phrasen. Das ist viel effektiver, als das ganze Stück in einem Sitz herzunehmen ;) Fang von vornherein damit an; lerne eine Phrase erst technisch, überleg dir den Fingersatz, und dann schau nicht in die Noten und spiel sie mal; wenn du irgendwo hängenbleibst, kannst du einen Blick in die Noten werfen.... dadurch, dass du es versuchst, zwingst du dich, mitzudenken und eine innere Vorstellung zu entwickeln, die dann Stück für Stück korrigiert wird. Das macht die Sache zu einem ganz bewussten Vorgang!

Wenn du dir Phrase dann auswendig spielen kannst, probier sie mal auf dem Tastendeckel aus; dabei offenbaren sich in der Regel Fingersatzschwierigkeiten, falls vorhanden ^^ und du übst die innere Klangvorstellung mit.
(Wenn man noch weiter gehen will, spielt man sie mal mental durch, dabei zeigt sich dann jeder übriggebliebene Schwachpunkt, würde ich sagen ;) )

Meiner Erfahrung nach zahlt sich das sofortige Auswendiglernen jedenfalls aus, auch, wenn man dabei teilweise das Gefühl bekommt, langsamer voranzukommen als sonst. Die Zeit ist schnell wieder eingeholt...

Liebe Grüße,
Rebecca
 
hi, Dreiklang, (...) Erfahrung müssteste ja schon bissel mehr haben, Klavirus

Hallo Klavirus,

ja, ich rolle in letzter Zeit allerdings einige Dinge nochmal neu auf. Vielen Dank für Deinen Beitrag. Über den online-Chang war ich sogar schon gestolpert; richtig zu Gemüte führen, werde ich ihn mir am Wochenende. Und vielleicht auch einige andere seiner "Beiträge". So ganz unfundiert scheint mir nicht zu sein, was er streckenweise so schreibt.
Im Forum einmal richtig herumzustöbern, wäre sicher auch generell einmal eine gute Idee. Will ich auch mal tun, und ansonsten wünsche Dir stets viel Freude mit Deinem anspruchsvollen Klavierspiel,


Was ist mit der Möglichkeit, die einzelenen Stimmen/Hände getrennt aufzunehmen und dann dazu jeweils die andere Hand zu spielen?

Geht natürlich am Besten bei E-Pianos, bietet zusätzlich die Möglichkeit, auch das Übungstempo zu beeinflussen.

Klimpertante

Hallo Klimpertante, das finde ich einen wirklich interessanten Tip! Er ist geistig notiert,


Hallo Dreiklang,

eine Alternative zum Beschreiben des Notentextes ist es, diesen einfach aufzuschreiben. Zum Beispiel abschnittsweise aus dem Kopf oder im allerersten Schritt auch einfach abschreiben..

Hallo kristian, ebenfalls eine charmante Idee...! So wird man gezwungen, Zeit für jeden einzelnen Ton aufzuwenden, finde ich gut,

... du nanntest "immer und immer wieder das Stück nach Noten durchspielen", aber du meintest doch hoffentlich nicht das ganze Stück? ...

Hallo Rebecca,

nein, das meinte ich tatsächlich nicht unbedingt...! :). Auch Dir vielen Dank, eine schöne Beschreibung des Auswendiglern-Prozesses, und ich kann Dir bei keinem Deiner genannten Aspekte widersprechen. Noch ein kleines herzliches willkommen im Forum von meiner Seite, falls es noch nicht gewünscht wurde...!

Schöne Grüße, und vielen Dank euch allen!

Dreiklang
 
Hallo Dreiklang,

wichtig ist noch: Wiederholen! Z.T. ergibt sich das von selbst durch die Arbeit an der Technik und der musikalischen Gestaltung - trotzdem (und gerade bei den "leichten" Stellen): Unbedingt am nächsten Tag wiederholen, d.h. auswendig spielen und zwar langsam und bewußt. Wenns nicht klappt, nochmal versuchen (etwas nachdenken - wie geht's jetzt weiter) und im Notfall in den Noten nachschauen. Dasselbe am übernächsten Tag, dann können die Abstände allmählich größer werden (am übernächsten Tag, nach einer halben Woche). Während dieser Lernphase kann es nützlich sein, die Noten in greifbare Nähe etwa auf einen Stuhl zu legen, so daß man ohne große Umstände hineinsehen kann, sie aber nie direkt vor Augen hat.

LG

Pennacken
 
Hi,

also ich spiele jetzt seit gut einem Jahr Klavier und wende eigentlich bei jedem Stück immer wieder die gleiche Vorgehensweise an:
- Ich suche mir Abschnitte, die ich übe: das kann 1 sehr schwerer Takt sein, 2 mittelschwere Takte oder auch mal 4 Takte, die technisch und rhytmisch nicht so anspruchsvoll sind. Dabei wähle ich die Abschnitte so, dass sich mindestens 2 Töne immer überschneiden. Ich versuche damit zu vermeiden, dass ich 2 Takte super flüssig spielen kann, die nächsten 2 auch, aber dass ich die Verbindung nicht hinbekomme. Das klappt ziemlich gut.
- Ich suche mir einen passenden, angenehmen Fingersatz: viele Stücke haben zwar einen Fingersatz vorgegeben, der macht z.T. auch Sinn, aber bisher habe ich immer Kleinigkeiten anders gemacht. Dafür gehe ich die Abschnitte, die ich mir gesucht habe, immer und immer wieder durch und probiere an entsprechenden Stellen mehrere Fingersätze aus. Dabei lernt man schwere Stellen schonmal von den Noten her auswendig, den Rhytmus vernachlässige ich i.d.R. dabei. Wobei es auch Sinn macht, sich zu überlegen, einen anderen Fingersatz zu wählen um eine Stelle bspw. schneller spielen zu können. Wenn ich nur 1/4-Noten spielen muss, ist der Fingersatz aufgrund des Tempos ja im Prinzip egal.
- Ich spiele die Noten ein paar mal mit beiden Händen (bei schweren Stellen auch nur einhändig) durch, dabei achte ich in der Regel ein wenig auf den Rhytmus, aber vor allem der richtige Fingersatz und das "treffen" der Töne ist mir dabei wichtig. Dabei fange ich auch schon an, Vortragsbezeichnungen, die die Dynamik oder Betonung betreffen zu beachten und einzubauen.

Wenn ich das gemacht habe, kann ich eine Stelle i.d.R. schon weitesgehends auswendig, ohne Notenblätter spielen. Sobald ich die Stelle dann einigermaßen flüssig spielen kann, versuche ich abwechselnd auswendig, mit Blick auf die Tasten, und "blind", also ohne auf die Tasten zu schauen, zu spielen. Beim "blind" spielen versuche ich dann die gespielten Töne in den Notenblättern zu verfolgen. (Schwere Stellen, wie z.B. Sprünge oder schnelle Fingersatzwechsel spiele ich nicht blind, einfach weil ichs nicht kann :D )
Bei den meisten Stücken kann ich dann nach ein paar Tagen der Wiederholung eine Stelle flüssig auswendig spielen. Ich verbleibe dabei pro Tag auch nicht mehr als max. 30 Minuten an einem Abschnitt, so wie ich sie mir suche.
Die Erfahrung, die auch gemacht habe, ist, dass es bei mir z.B. keinen Sinn macht, einen Abschnitt stundenlang zu üben. Ich lerne effektiver, wenn ich nach max. 30 Minuten weiter im Text gehe und den nächsten Abschnitte bearbeite. Am Schluss versuche ich dann meist, nochmal alles möglichst flüssig hintereinander zu spielen. Und dann schlafe ich erstmal eine Nacht darüber!
Das "darüber schlafen" wirkt bei mir Wunder. Wenn ich am nächsten Tag, die gleiche Stelle nochmal spiele, bin ich zum einen viel entspannter beim spielen und ich habe dadurch einen viel besseren Überblick, was ich noch üben muss, also wo es noch hakt. Oder ich merke, dass ich eine Phrase anders betonen möchte. Das fällt mir beim einstudieren meist garnicht richtig auf.

Ich hoffe, dass ich dir vielleicht ein Bisschen weiterhelfen konnte, auch wenn meine Lerntechnik etwas eigenwillig zu sein scheint (laut meiner Klavierlehrerin).

Liebe Grüße
Mojo
 

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