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dermb
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- 30. Dez. 2009
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Liebe Freunde des Tastenkastens,
hier bin ich auf etwas gestossen:
http://www.das-andere-klavier.de/de/fluegel.html
Eine vom Standard abweichende Art und Weise, die Repetitionsmechanik einzustellen, wie sie Anfang der 20. Jahrhunderts üblich gewesen sei und unlängst noch in Freiburg praktiziert worden wäre. Der Effekt soll sein, dass der Druckpunkt weg ist und der Ton extrem leicht und sensibel zu erzeugen sei.
Folgende Eckdaten sind für die Regulierung genannt:
Zitat:
"
1. Den Punkt des Auslösen auf 1 mm stellen.
2. Die Repetierfedern viel schwächer stellen, so daß das
Auslösen knapp stattfindet.
3. Die Stoßzungen nach hinten (in Richtung der Fänger)
neigen.
4. Die Repetierschenkel so einstellen, daß die Köpfe der
Stoßzungen 0,3 - 0,5 mm über den Schenkeln hinausstehen.
5. Den Punkt des Abnickens so wie den des Auslösen stellen.
6. Die Steighöhe erweitern, so daß die Hammerköpfe das
Hammerklotzpolster leicht berühren.
"
Hierzu folgende Überlegungen meinerseits:
a) Warum könnte die Spielart leichter werden?
- Die Repetierfeder wird erst gespannt, wenn die Auslösung vorbei ist, d.h. im Nachdruck oder frühestens wenn der Hammer bereits in der Luft ist. Außerdem soll sie sehr schwach eingestellt werden.
- Das Hammerröllchen liegt unmittelbar auf der Stoßzunge und damit "an der Taste", und startet sehr früh mit der Kippbewegung Richtung Auslösung.
- Der Weg der Stoßzunge von der ausgelösten Position in die Ruheposition ist geringfügig kleiner, da sie bereits vor der Repetierschenkel-Oberfläche stoppt.
- Im Ergebnis wird der Druckpunkt einigermaßen auf den Hammerweg verteilt.
b) Welche Probleme könnte es geben?
- Wenn die Stoßzunge in Ruhe über dem Repetierschenkel steht, dann kehrt sie ohne Luft weniger gut unter das Hammerröllchen zurück und verkantet sich womöglich. Vielleicht gibt es einen höheren Verschleiß am Hammerröllchen.
- Ist die Stoßzunge weiter als üblich Richtung Fänger geneigt, muß sie zum Auslösen einen längeren Weg unter Reibung am Hammerröllchen zurücklegen, und die geometrischen Verhältnisse begünstigen die Bewegung nicht, sondern verhindern sie eher: Die Stoßzunge müßte erst zum Scheitel des Hammerröllchens gezogen werden, bevor sie zur Auslösung gleiten kann.
- Die größere Steighöhe muß zu einer größeren Spieltiefe führen.
- Womöglich repetiert die Mechanik überhaupt nicht mehr.
Hat das schon mal jemand von Euch ausprobiert? Kann das funktionieren? Und war diese Art der Regulierung tatsächlich gebräuchlich? Mein Gefühl ist eher, dass das nicht zielführend ist, und der Effekt des veränderten Druckpunktes (und der leichteren Repetierfedern) nicht so groß sein kann. Ich würde die Stoßzunge z.B. eher weiter Richtung Taste stellen, um den Druckpunkt abzumildern.
Den beschriebenen Effekt, dass die Taste extrem sensibel ist, kenne ich übrigens von alten Bechstein mit Herrburger-Schwander Mechanik, und habe sie aber immer auf die grundsätzliche Geometrie der Mechanik und das Gewicht der Hammerköpfe zurückgeführt, nicht auf eine spezielle Regulierung.
Viele Grüße
Michael
hier bin ich auf etwas gestossen:
http://www.das-andere-klavier.de/de/fluegel.html
Eine vom Standard abweichende Art und Weise, die Repetitionsmechanik einzustellen, wie sie Anfang der 20. Jahrhunderts üblich gewesen sei und unlängst noch in Freiburg praktiziert worden wäre. Der Effekt soll sein, dass der Druckpunkt weg ist und der Ton extrem leicht und sensibel zu erzeugen sei.
Folgende Eckdaten sind für die Regulierung genannt:
Zitat:
"
1. Den Punkt des Auslösen auf 1 mm stellen.
2. Die Repetierfedern viel schwächer stellen, so daß das
Auslösen knapp stattfindet.
3. Die Stoßzungen nach hinten (in Richtung der Fänger)
neigen.
4. Die Repetierschenkel so einstellen, daß die Köpfe der
Stoßzungen 0,3 - 0,5 mm über den Schenkeln hinausstehen.
5. Den Punkt des Abnickens so wie den des Auslösen stellen.
6. Die Steighöhe erweitern, so daß die Hammerköpfe das
Hammerklotzpolster leicht berühren.
"
Hierzu folgende Überlegungen meinerseits:
a) Warum könnte die Spielart leichter werden?
- Die Repetierfeder wird erst gespannt, wenn die Auslösung vorbei ist, d.h. im Nachdruck oder frühestens wenn der Hammer bereits in der Luft ist. Außerdem soll sie sehr schwach eingestellt werden.
- Das Hammerröllchen liegt unmittelbar auf der Stoßzunge und damit "an der Taste", und startet sehr früh mit der Kippbewegung Richtung Auslösung.
- Der Weg der Stoßzunge von der ausgelösten Position in die Ruheposition ist geringfügig kleiner, da sie bereits vor der Repetierschenkel-Oberfläche stoppt.
- Im Ergebnis wird der Druckpunkt einigermaßen auf den Hammerweg verteilt.
b) Welche Probleme könnte es geben?
- Wenn die Stoßzunge in Ruhe über dem Repetierschenkel steht, dann kehrt sie ohne Luft weniger gut unter das Hammerröllchen zurück und verkantet sich womöglich. Vielleicht gibt es einen höheren Verschleiß am Hammerröllchen.
- Ist die Stoßzunge weiter als üblich Richtung Fänger geneigt, muß sie zum Auslösen einen längeren Weg unter Reibung am Hammerröllchen zurücklegen, und die geometrischen Verhältnisse begünstigen die Bewegung nicht, sondern verhindern sie eher: Die Stoßzunge müßte erst zum Scheitel des Hammerröllchens gezogen werden, bevor sie zur Auslösung gleiten kann.
- Die größere Steighöhe muß zu einer größeren Spieltiefe führen.
- Womöglich repetiert die Mechanik überhaupt nicht mehr.
Hat das schon mal jemand von Euch ausprobiert? Kann das funktionieren? Und war diese Art der Regulierung tatsächlich gebräuchlich? Mein Gefühl ist eher, dass das nicht zielführend ist, und der Effekt des veränderten Druckpunktes (und der leichteren Repetierfedern) nicht so groß sein kann. Ich würde die Stoßzunge z.B. eher weiter Richtung Taste stellen, um den Druckpunkt abzumildern.
Den beschriebenen Effekt, dass die Taste extrem sensibel ist, kenne ich übrigens von alten Bechstein mit Herrburger-Schwander Mechanik, und habe sie aber immer auf die grundsätzliche Geometrie der Mechanik und das Gewicht der Hammerköpfe zurückgeführt, nicht auf eine spezielle Regulierung.
Viele Grüße
Michael