Fingersatz Bach WTK I c moll (Fuge)?

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Liebes Forum!

Wahrscheinlich haben doch einige von euch die Henle Ausgabe des WTK....also jedenfalls stammen in meiner Henle Ausgabe die Fingersätze von Andras Schiff. Und da wollt ich als Fugen-Neuling wissen, was ihr von diesem Fingersatz haltet. Unerfahren wie ich bin, kann ich schlecht einschätzen, ob der mitunter komplizierte Fingersatz vielleicht einen musikalischen Grund hat. Nur merke ich, dass er mir sehr unnatürlich vorkommt. Aber bei höherem Tempo entpuppt sich vielleicht eine "leichtere" Variante als in Wirklichkeit viel schwieriger. Hmmm?? Ich möcht halt jetzt nicht dem Schiff seinen Fingersatz ignorieren, vielleicht hat der Mann ja Recht.
Sind hier vielleicht ein paar erfahrene Pianisten, die diese c moll Fuge (1.Band) gespielt haben und mir etwas zum Schiffschen Fingersatz sagen können?

Vielen Dank, Grüße,
Sesam
 
Doch keiner mit Henle Ausgabe unterwegs? :(

Dann frag ich mal anders: gibt es beim Fingersatz für Fugen etwas Grundsätzliches zu beachten? Ich versuche jetzt die Stimmen so zu verbinden, dass ich jeder Stimme ihren natürlich folgenden Finger gönne. Aber das geht oft nicht und ich weiß halt nicht, wie ich verhindern kann, dass die Stimmverläufe von so komischen Fingerfolgen (zumindest optisch) zerissen werden. Klavierunterricht hab´ ich erst Mitte September wieder.

LG, Sesam
 
Hallo Sesam,

ich selbst habe eine aeltere Henle Ausgabe, die Fingersaetze dort stammen, wenn ich mich erinnere, von H.M. Theopold(*). Mich wuerden die Fingersaetze von Schiff durchaus interessieren. Vielleicht kannst Du ja mal Beispiele posten, damit wir darueber diskutieren koennen.

Viele Gruesse,
Kristian

(*) Das bedeutet natuerlich nicht, dass bei dieser Fuge auch diesen Fingersatz verwende.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Kristian,
ich habe keine Ahnung ob das Copyright-mäßig erlaubt ist.... aber ich stell trotzdem einen kleinen Ausschnitt ein.
Das sind die Takte 15 bis 17, nach dem Zwischenspiel, Thema in der Mittelstimme.
Die blauen Markierungen zeigen die Fingersätze, die ich entweder nicht nachvollziehen kann, wie in Takt 15 (warum hier 2-3 und nicht viel naheliegender 1-2??) oder die ich schlecht greifen kann, die mir aber nachvollziehbar sind. Wie in T 16 das Aufsteigen beider Stimmen bleibt an die natürliche Fingerfolge gebunden. Sieht aber bei meinen Verrenkungen abenteuerlich aus. Ich würde an dieser Stelle 3-5 nehmen und in der Oberstimme das folgende a dann nochmal mit 5. In Takt 17 sieht die Mittelstimme etwas ungewöhnlich aus, aber klingt besser, als wenn man 1-2-3-4-1 spielt.

Naja, also um auf dem Teppich zu bleiben, ich bin ja schon froh, wenn ich das Vieh überhaupt irgendwann halbwegs spielen kann. Ist schon schwer für mich. Ich hoffe Fuge für Fuge wird das leichter. Ein Anfang ist gemacht. Und zugegeben ich nehme es sehr genau, spiele jede Stimme für sich, in verschiedenen Kombinationen. Bin halt im Urlaub und habe Zeit. Dass man vorgedruckte Fingersätze nicht immer ernst nehmen muss, dass man sie mitunter ignorieren sollte, ist mir bekannt. Aber Andras Schiff ist ja nicht irgendwer und wird sich schon was dabei gedacht haben, und das würde ich gerne nachvollziehen. Ich glaube, man kann dabei etwas lernen.

LG, Sesam

P.S. Hier übrigens ist eine Schiff Einspielung: http://www.youtube.com/watch?v=FbxiDHSBqAw (nicht wundern geht erst nach 18 Sekunden los)
 

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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das 2-3 in Takt 15 wird vermutlich Analogie sein, denn das Thema wird ja, wenn es alleine links kommt, immer mit 2-3 begonnen.

In Takt 16 spiele ich die Oberstimme hier wie angegeben, die Mittelstimme aber nicht mit 12321, sondern 21221. 34 auf es-g wäre mir doch recht unangenehm. Warum Schiff hier 4 4 und nicht eine Achtel später 5 5 macht, kann ich mir aber, glaube ich, denken: Er spielt vermutlich die Oberstimme hier gebunden, und mit 5 5 würde man ein größeres Loch hören. Denn erstens ist fis-g mit demselben Finger leichter "gebunden" zu spielen als g-as, und zweitens tut die Mittelstimme beim Wechsel von g zu as gerade nichts, sodass man die Lücke dort erst recht hören würde.

Takt 17 finde ich auch sehr überraschend und mich wundert, dass 12321 (?) hier besser klingt als 12341. Das muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren...
 
Hallo Sesam,

vielen Dank für die Fingersätze. Ich habe die Fuge längere Zeit nicht gespielt, und hier im Büro habe ich natürlich meine Noten nicht zur Hand.
Zu Takt 17: Ich bin sicher, in der alten Henle-Ausgabe wird, wie kleines Cis beschrieben hat, 12341 gespielt. Du hast sicherlich schon den Trick des Schiff'schen Fingersatzes gemerkt. Wenn Du versuchst, den zweiten Finger (g) unter den dritten (fis) zu setzen, gibt es einen echten Fingertwister. Ich kenne die Bewegung so, dass die Hand einfach ein wenig zurückgezogen wird, und dann fällt der zweite Finger förmlich aufs g. Zuerst kannst Du Dir ein Übersteigen des Zeigefingers vorstellen, aber das trifft es nicht ganz.
Dabei kann durchaus gewollt eine kleine Non-legato Lücke entstehen. Als Grundlage dient die Vorstellung, die vier 16tel eines Viertels als eine Einheit zusammenfassen, ein durchgehendes legato an der Stelle ist deshalb wohl gar nicht gewollt. Es gibt ja auch Pianisten, die spielen in dieser Fuge kaum zwei aufeinanderfolgende 16tel legato, da geht das natürlich noch leichter.

Zu Takt 16: Ich habe den Fingersatz im Kopf, dass ich Fis-C mit 3-1 spiele, dann D(2) und G-Es mit 4-1(!). Ich finde das Hinaufwandern des Daumens auf die schwarze Taste eigentlich ganz bequem.

Zu Takt 15: Dadurch, dass sich die linke Hand eh verschieben muss, kommt mir der Themeneinsatz mit 2 ganz gut. Kleines Cis hat das ja schon erklärt.

Viele Grüße,
Kristian
 
Hallo,
so nach weiteren Stündchen mit dieser Fuge habe ich mich für einen vorläufigen Fingersatz entschieden:

Takt 15: bleibe ich bei 1-2, ist mir am bequemsten und ich habe mit dem kräftigen Daumen gleich das Thema im Anschlag sozusagen (anders als Kleines Cis vermutet kommt bei Schiff der Einsatz links in Takt 7 und in Takt 26 auch mit 1-2 und nicht mit 2-3)


Takt 16: Da ich die Achtel eher absetze und sie auf keinen Fall binde, nehme ich die Oberstimme (fis-g-a) mit 4-5-5. Das größte Problem bei Schiffs 4-3 Fingersatz ist für mich, dass ich das es in der Mittelstimme als Viertel nicht halten kann und mir somit das Thema abbricht.

Takt 17: Hier habe ich Schiffs Finger übernommen. Denke darüber dasselbe wie Kristian, dieser Fingersatz vermeidet ein unlogisches legato der Mittelstimme

Ach Leute, wenn ich das alles nur spielend so klar umsetzen könnte, wie ich es mir denke. Da muss ich wohl noch viel üben. Aber der ganz große Schrecken von vor einer Woche ist schon gewichen.

Lieben Dank für eure Mithilfe, wenn sich weitere verquere Stellen auftun oder ich Alternativen ausprobiere (erst wenn ich den Notentext halbwegs flüssig kann), dann melde ich mich nochmal.

LG, Sesam
 

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