Wiedereinsteiger123
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Nach welchen Grundüberlegungen werden Fingersätze üblicherweise entworfen? Das ist eine Frage, die mich immer wieder umtreibt, wenn ich Bach* übe.
Eindruck 1 ist, dass die Autoren immer versuchen, ein pedalfreies Spiel zu ermöglichen, indem sie zumindest der melodisch "dominanten" Stimme einen Fingersatz verpassen, der ein Fingerlegato ermöglicht. Das hat dann nach meinem Eindruck manchmal zur Folge, dass der Fingersatz im Rahmen des Pedalspiels wiederum unnötig kompliziert ist.
Ein Beispiel: Schiffs Fingersatz für das Präludium b-moll aus dem WTK 1. Unter der Prämisse, dass man davon ausgeht, dass die Akkorde generell mit Pedal zu binden sind, weil das Stück sonst für heutige Ohren dünn klingt**, wäre ich davon ausgegangen, dass der Fin gersatz dies widerspiegelt und dementsprechend beispielsweise stille Fingerwechsel vermieden werden, die durch das Pedal ohnehin obsolet werden. Tatsächlich aber hat Schiff solche Wechsel drin, setzt aber an anderen Stellen implizit durch den Fingersatz wieder Pedaleinsatz voraus.
Eindruck 2 ist, dass die Fingersätze noch keine Artikulation nahelegen, sondern grundsätzlich ein Legato ermöglichen wollen.
Ein Beispiel: Die Allemande aus der Französischen Suite c-moll. Wo Theopold für die Henle-Ausgabe stille Fingerwechsel im Sinne des legato vorschreibt, setzen Schiff und andere Pianisten einfach ab. Beispielsweise hier:
Ich weiß, dass sich bei der Frage viele Themen vermischen und es nicht mit einem Satz zu beantworten ist, aber ich würde mich über ein paar Erhellungen, gerne auch Literaturempfehlungen zu dem Thema, freuen.
Später folgt noch ein aktuelles Beispiel, mit dem ich gerade Probleme habe.
* Nicht etwa, weil klangliche Überlegungen beim Fingersatz anderer Komponisten nicht relevant wären, sondern nur, weil die Fingersatzfrage mich bei Bach öfter - vielleicht polyphoniebedingt? - irritiert.
** Ich lasse mich gerne korrigieren, was die Prämisse angeht. Das ist nur mein Eindruck aus dem Hören verschiedener Aufnahmen und dem eigenen Spielen.
Eindruck 1 ist, dass die Autoren immer versuchen, ein pedalfreies Spiel zu ermöglichen, indem sie zumindest der melodisch "dominanten" Stimme einen Fingersatz verpassen, der ein Fingerlegato ermöglicht. Das hat dann nach meinem Eindruck manchmal zur Folge, dass der Fingersatz im Rahmen des Pedalspiels wiederum unnötig kompliziert ist.
Ein Beispiel: Schiffs Fingersatz für das Präludium b-moll aus dem WTK 1. Unter der Prämisse, dass man davon ausgeht, dass die Akkorde generell mit Pedal zu binden sind, weil das Stück sonst für heutige Ohren dünn klingt**, wäre ich davon ausgegangen, dass der Fin gersatz dies widerspiegelt und dementsprechend beispielsweise stille Fingerwechsel vermieden werden, die durch das Pedal ohnehin obsolet werden. Tatsächlich aber hat Schiff solche Wechsel drin, setzt aber an anderen Stellen implizit durch den Fingersatz wieder Pedaleinsatz voraus.
Eindruck 2 ist, dass die Fingersätze noch keine Artikulation nahelegen, sondern grundsätzlich ein Legato ermöglichen wollen.
Ein Beispiel: Die Allemande aus der Französischen Suite c-moll. Wo Theopold für die Henle-Ausgabe stille Fingerwechsel im Sinne des legato vorschreibt, setzen Schiff und andere Pianisten einfach ab. Beispielsweise hier:
Ich weiß, dass sich bei der Frage viele Themen vermischen und es nicht mit einem Satz zu beantworten ist, aber ich würde mich über ein paar Erhellungen, gerne auch Literaturempfehlungen zu dem Thema, freuen.
Später folgt noch ein aktuelles Beispiel, mit dem ich gerade Probleme habe.
* Nicht etwa, weil klangliche Überlegungen beim Fingersatz anderer Komponisten nicht relevant wären, sondern nur, weil die Fingersatzfrage mich bei Bach öfter - vielleicht polyphoniebedingt? - irritiert.
** Ich lasse mich gerne korrigieren, was die Prämisse angeht. Das ist nur mein Eindruck aus dem Hören verschiedener Aufnahmen und dem eigenen Spielen.
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