Hallo
Tja, erstens kommt alles anders und zweitens... na, ihr wisst schon...
Zwar habe ich meinem weiter oben formulierten Ansinnen, ein fabrikneues Klavier zu kaufen nicht gänzlich abgeschworen, mein Auswahlprozess hat aber dennoch nochmal eine ziemlich andere Kurve genommen.
Es hat sich gezeigt, dass natürlich nichts über ein ausführliches vergleichendes Anspielen geht und dass - Schmickus, hattest doch recht
- eigentlich letztlich nur "der Bauch" Ausschlag gebend war.
Ausgeschlossen habe ich gestern:
Yamaha-Klaviere der B- und P-Serie; sie haben mich nicht berührt, ich fühlte mich nicht gut an der Klaviatur; zu hart, zu seelenlos, manchmal, vor allem im Diskantbereich an der Grenze zum Scheppern, zumindest für mein Laienohr klang es so. Je mehr ich andere Klaviere vergleichsspielte, mochte ich mich nicht mehr an die Yamahas setzen. Enttäuscht hat mich vor allem (nochmal) das P 116, das ich fast noch leerer empfand.
Dann das
Kawai K-3, im Vergleich zu den Yamahas fast schon eine Offenbarung vom Tastengefühl her, unheimlich leichtgängig, ermöglicht ein viel feineres Spiel, der Klang gefälliger, irgendwie schillernder, durchaus berührend. Dennoch: diese Leichtgängigkeit, der durch den Einsatz von Verbundstoffen leichteren Hebelmechanik geschuldet (laut dem beratenden Klavierbauer), war für mich bisweilen an der Grenze zur "Ausgeleiertheit", manchmal fehlte mir das letzte Quäntchen Präzision, insbesondere das Repetitionsverhalten hat mich nicht ganz überzeugt.
Einen eher blassen Eindruck hinterliess auch das (eigentlich bisher von mir favorisierte)
W.Hoffmann im eingehenderen Spielvergleich. Es stand nur das höherwertige T 120 zur Verfügung, das (auf dem Papier) mit eindrücklichen Merkmalen des bechsteinschen Qualitätsklavierbaus glänzt, aber es konnte mich im Spiel nicht erwärmen, es klang für mich - kann man sagen in der Grundtonalität? - zwar angenehmer als die Yamahas, aber insgesamt doch etwas dumpf, etwas verhalten. Nicht unangenehm, aber ohne Prickeln.
Dann hab ich mich, aus reiner Neugierde oder sagen wir aus Übermut, mal an ein ganz anderes, etwas kompakteres Klavier gesetzt und meine immer gleichen Motive aus "Les Misérables" von Boubil/Schönberg gespielt. Und siehe da: Meine Liebste, die bisher in der Spielecke unser Söhnchen bei Laune gehalten hatte, taucht aus dem Hintergrund auf und sagt: "Moment, was war das für ein Klavier eben? Das war schön, das war anders." Mir ging's genau so, hier war ich sofort zuhause. Ein Instrument, das mich mit einem wunderbaren Anschlagsgefühl verzaubert hat - besser noch als bei einem um Welten teureren Bechstein, das ich auch kurz probiert hatte - ein Klavier, das mich vor allem aber bezüglich der Klangfeinheit, eines vielschichtigen Ausdrucks berührt hatte, der bei keinem anderen gespielten entstanden war; hier hatte ich das Gefühl, dass so etwas wie eine Verbindung entsteht zwischen meiner gefühlsmässigen Hingabe :) und dem musikalischen Ausdruck. Das erstaunlichste: das
Schimmel C 114 Modern ist nur gerade 114cm hoch, hat für mich aber unendlich viel mehr Musikalität wie die zuvor gespielten 120er-Klaviere entwickelt, wenngleich bauhöhenbedingt sicher etwas weniger Wumms, aber das suche ich gar nicht.
Bisher also mein Favorit, trotz der geringen Bauhöhe so ziemlich das, wonach ich wohl insgeheim suchte. Klar, ein C 116 wäre vielleicht noch reizvoller, aber da wird's halt schon wieder teurer und als Wiedereinsteigerklavier und evtl. späteres Lerninstrument für den Filius, also kurz für meine Zwecke, dürfte es ein gewisses Ideal darstellen.
Ach ja, die Silent-Funktion... Hab ich fallen gelassen - man glaubt es kaum, nicht? :D Weder das Yamaha noch das Kawai-Gequäke konnte mich recht überzeugen, den saftigen Mehrpreis zu berappen. Der serienmässige Moderator beim Schimmel ist zwar auch nur ein Kompromiss, aber dürfte in vielen Situationen reichen. Ansonsten, bzw. für die nächtlichen Übungssessions werde ich mir wohl bei Gelegenheit ein günstiges Stagepiano mit einer halbwegs anständigen Anschlagsdynamik besorgen - bezahlbare Empfehlungen hierzu nehme ich gerne entgegen.
So, mal sehen, noch warte ich auf das definitive Angebot für das Schimmel, dann sehen wir weiter.
Sorry fürs Ausufern, aber kürzer gings nicht... :p
Beste Grüsse
Patrick