Weil wir mit einem vorsichtigen Trenn-Skalpell das VOLKSLIED vom VOLKSTÜMLICHEN Lied trennen sollten.
Das Volkslied hat es geschafft, im GANZEN VOLK und generationenübergreifend bekannt zu sein ( kein schöner Land, z.B. ).
Das volksTÜMLICHE Lied ist meines Erachtens etwas komplizierter zu erfassen, denn beispielsweise das "Kronenwirt"-Lied ( ich habe es auch als Noten ) ist auf KEINEN FALL überall bekannt, ebenso wie das schöne Weserlied "Hier hab ich schon so manches Mal mit meiner Laute gesessen", das ebenfalls eine tolle Klavierversion aufweist...) : Solche und auch spezielle andere Lieder sind in kleineren Bereichen Deutschlands ( z.B. Bayern, oder Teile davon ) bekannt, haben es aber nur unter günstigen Voraussetzungen z.B. bis ans Ohr des Saarländers oder Berliners geschafft.
Zusätzlich lässt sich das "volkstümliche Lied" auch unter dieser und anderen "begrenzenden Sichtweisen" ( z.B.: "Nur ( bzw. immerhin ) denjenigen Leuten bekannt, die sich in den 50ern oft Kinofilme ansahen" oder ähnliche Gruppen, oder: "Nur Pfadfinder", usw.. ) finden, aus deren Kreisen es nur mit etwas ANSTRENGUNG an die Ohren des Gesamtvolkes gelangen kann...
Werke im Liedbereich von Klavier-Komponisten, wie etwa die neulich von mir erwähnten "Kinderlieder" von Carl Reinecke, gehören ebenfalls WEITENTEILS zu den "volkstümlichen": Sie sind teilw. "ausgebuddelt" aus alten Sammlungen, die kaum noch einer kannte, und manches Mal gar mit neuen, dem "Neukomponisten" gefälligen Melodien versehen worden. Es gibt also solche "volkstümlichen" Lieder, die noch nicht die Schwelle zum gegenwärtig allseits lange bekannten Volkslied übertreten haben, zum Teil in völlig anderen Melodieversionen: Dies erschwert ihren Schritt zum Volkslied.- ( Siehe z.B. "Spannenlanger Hansel" ( jaja, ich weiß: "nudeldicke Dirn" folgt dann. Das weiß ich aber nur, weil es zufällig in meinem Grundschulliederbuch unter dem Titel "Spannenlanger Hansel" steht, und nicht etwa unter dem von REINECKE gesetzten Titel "Wie Hansel und Gretel Birnen schütteln" mit dem Zusatz: " ( Volksthümlich ) ", ferner setzt Reinecke es ( oder die von ihm gefundene Version ) in einen 3/8 Takt, "im langsamen Walzertempo", und die Melodie ist überhaupt nicht zu vergleichen mit derjenigen in meinem alten Schulliederbuch.
Volkstümliche Lieder sind auch dem Wandel der Zeiten unterworfen, und das Gesagte gilt m.E. nicht nur für die "alten" volkstümlichen Lieder, sondern auch für
M. Krauses "Orange trägt nur die Müllabfuhr" ( und seinen eigentlichen Melodie-Ursprung: *) Fußnote )
Alte Leute kennen das zum Beispiel gar nicht, es hat NICHT den Status eines Volksliedes, aber dank Malle / Ballermann immerhin eines volkstümlich werdenden, mit der Chance auf mehhhhhhr :):) .
Anders siehts dann bei getrennten Betrachtungen aus: Bei m. Krauses "Jan Pillemann Otze Arsch" liegt ein sehr sehr schönes , ich glaube flämisches Lied zu Grunde bzw. dessen Melodie, "Was wollen wir trinken 7 Tage lang", aber hier sollte man nat. in Erwägung ziehen, dass alte Einflüsse und Ursprünge in Vergessenheit geraten könnten, weil Krauses Lieder witziger und - im MOMENT vielleicht - zeitgeschmack-treffender sind. So könnten aber alte Ursprünge GANZ verschwinden aus dem Bewusstsein...und es kann dann nie zum allgemeingültigen und bekannten originären Deutschen Volkslied werden...
LG, Olli!
*) Fußnote: Dieser ist evtl. sehr alt, nämlich beim Canon in D von Pachelbel zu suchen, der weitere zahllose Derivate nach sich zog, wie etwa "I just can't get enough", oder auch "Altogether now - in no-man's-land" und viele weitere. Der Canon sollte meiner Meinung nach das Volkslied sein: Doch er ist es, den man vergaß und den die Jugend heut' nicht mehr kennt, oder, noch schlimmer, nicht kennen WILL!!!