Was das Dokumentieren angeht: ich mache inzwischen sehr ausführliche Listen mit den Dingen, die es zu verbessern gibt. Ich verstehe nicht, warum oben davon abgeraten wird. Für mich ist es absolut notwendig, zu wissen, welche Probleme ich genau anpacken und abarbeiten muss. Das ist nicht nur effektiv (man übt genau das Problem und nicht irgendwie drumherum), sondern auch zeitsparend. Dabei nutze ich Exel-Tabellen, da sich mit der Zeit die Eintragungen auch ändern.
Was meiner Meinung nach allerdings sinnvoll ist, ist die positive Art der Formulierung zu wählen, also nicht: "Takt 5, Note e ist zu laut", sondern "Takt 5, Note e schön in die Phrase einfügen".
Hmm, also das waere mir zu buerokratisch: Exel-Tabellen!! Ich habe aber doch geschrieben, dasz ich beim Abhoeren aufgenommener Stuecke durchaus Eintraege in den Notentext vornehme. Allerdings kaeme ich nie auf die Idee, irgendwo "Takt 23, e leiser" hinzuschreiben. Fuer mich waere so etwas ueberhaupt nicht zielfuehrend, da es meiner Meinung nach nicht um Ton x leiser, Ton y lauter geht, sondern nur darum, irgendeine Phrase, ja irgendein Stueck sinnvoll zu gestalten. Dabei richtet sich die Lautstaerke, Tonqualitaet usw. danach, was darum herum passiert. Wenn ich zufaellig den Anfang anders "gestalte" und sei es nur auf Grund eines Fehlers, musz ich alles andere danach ausrichten.
Letztlich sind meine Eintragungen also Gedaechtnishilfen und beschraenken sich auf Anstreichungen und Bemerkungen wie "Phrase", "Artikulation", "Rhythmus (stabil)", "Puls" usw.. Dies bedeutet, dasz ich beim Ueben an diesen Stellen besonders auf diese Gestaltungsmerkmale achte. Zusaetzlich kommen crescendo-, decrescendo-Gabeln bzw. die klassischen Lautstaerkebezeichnungen bzw. Umkreisungen wichtiger Noten zum Einsatz. Sonst noch interpretierende Stichworte wie "Hoehepunkt", "Katastrophe", "leicht", "elegant".
Technisch Hinweise schreibe ich eher selten in die Noten, es kommt aber vor, z.B. "Handgelenk durchlaessig". Trotzdem probiere ich viel, wie es technisch am leichtesten funktioniert. Aber ich schreibe es nicht auf.
Eine Exeldokumentation, wie Du sie beschreibst, waere fuer mich nicht der richtige Weg. Erstens will ich keine "gebastelte" Interpretation, bei der ich immer gleich spiele, das koennte ich gar nicht. Zweitens laese ich eine separate Dokumentation nicht mehr (ich will es in den Noten). Drittens lerne ich keine Bewegungen oder Tastenbilder bewuszt auswendig. Bewuszt lerne ich z.B. den harmonischen Verlauf auswendig, die "Architektur" des Stueckes, die Linien verschiedener Stimmen. Das Verrueckte ist, dasz ich manchmal selbst nicht weisz, welchen Fingersatz ich nehme, ohne es konkret auszuprobieren. Legt ihr das wirklich alles vorher fest? Triller mit 2-3 oder 2-4 oder Fingersaetze bei einfachen Baszlinien z.B. bei Scarlatti usw.? Natuerlich habe ich meine festen Fingersaetze vor allem bei schweren Stellen, wo sie sich automatisch einschleifen, allerdings mit gewissen kleinen Freiheiten bei "leichten Stellen".
Jannis