Der Tristan-Akkord

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Musikmacher1

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13. Feb. 2017
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Hallo lieber Forenmitglieder,
ich bin neu hier und wollte Euch erstmal loben, was Ihr hier für ein tolles Forum aufgebaut habt.:super:

Zu meiner Frage: Mein Musiklehrer fordert von mir ein Essay über den Tristan Akkord.
Da ich allerdings Wagners Geniestreich nicht ganz verstehe:puh:, (versuche mich seit knapp 3 Stunden..)
wäre es äußerst nett, wenn einer von euch Profis, mir kurz erklären könnte, was im Detail passiert und welche Deutungen mit dem Tristan-Akkord zusammenhängen.

Schon jetzt vielen Dank !
 
Haha sehr witzig. Ich habe sämtliche Internetseiten durchgeschaut und erhoffte mir hier einfach eine Alternative zu Wikipedia. Also der "mick" kann mir das auch nich erklären und verweist auf Google oder wie schaut aus ?
 
Ich habe sämtliche Internetseiten durchgeschaut

Vielleicht hast du den Fehler gemacht, nur die 32.900 deutschsprachigen Seiten zu lesen, die Google liefert. (Was in knapp drei Stunden trotzdem eine beeindruckende Leistung ist.) Ich hätte direkt darauf hinweisen sollen, dass es hier noch weitere 426.000 Seiten zum Thema gibt. Sorry, mein Fehler!

Aber mal im Ernst: Was erwartest du? Dass jemand das Essay für dich schreibt?
 
Ah stimmt, das hatte ich ganz vergessen.
Allerdings habe ich auch vergessen, dass es wohl in nahezu jedem Forum, wie auch hier, zum größten Teil versnobte Forenmitglieder gibt, die denken, sie würden unbegrenztes Wissen besitzen und müssten andere Mitglieder abwerten. Letztlich jedoch müssen diese (Menschen ?) ihren nicht vorhandenen, realen Freundeskreis kompensieren und ihre enorme Wut, die sich durch fehlenden sozialen Umgang erleiden, hier verbreiten.

Ich wünsch Ihnen noch einen angenehmen Abend.
 
So schnell haben wir ja schon lange keinen mehr vergrault. Wohl persönliche Bestzeit :D
 
Und ich lasse jetzt meine enorme Wut an einem Ei aus, indem ich es brutal zerschlage und in der Pfanne langsam den Hitzetod sterben lasse.
 
@mick Warum hast du nicht einfach das Essay verfasst?

Es ist doch ganz einfach. Man folgt einem von Google angezeigten Link http://www.lehrklaenge.de/HTML/der_tristanakkord.html und erkennt in dem rot markierten Kästchen als erste Auffälligkeit das Doppel D.
Danach sucht man mit Google weiter nach dem Doppel D
und man findet genug Stoff für ein Essay.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mein Kanon "Wind" basiert auf dem Tristan-Akkord.
wind.jpg

als Midi anhören: http://www.abschweb.de/musik/wind.mid

Finde ich übrigens die beste Art, sich mit diesem Akkord zu befassen:
Selber kompositorisch-praktisch zu experimentieren.
Er ist ideal, um einen die tonale Orientierung verlieren zu lassen, ohne deshalb atonal zu wirken.

Grüße
Manfred
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings habe ich auch vergessen, dass es wohl in nahezu jedem Forum, wie auch hier, zum größten Teil versnobte Forenmitglieder gibt, die denken, sie würden unbegrenztes Wissen besitzen und müssten andere Mitglieder abwerten.
So also ist das hier? Gut zu wissen, ich werde es mir merken und sämtliche Snobs mit Misstrauen beäugen.

Das schöne am Tristanakkord ist, dass man ihn sogar (transponiert) auf den weißen Tasten anschlagen bzw. finden kann: h-f1-a1-d2 -- das entspricht transponiert den originalen Tönen f-h-#d1-#g1. Nimmt man einfachheitshalber das transponierte Material (h-f-a-d) und stellt es um (h-d-f-a), stellt man fest: dat is ja nur n simpler Septakkord der II. Stufe der Moll-Tonleiter. Ein Allerweltsakkord, zigtausendfach vor dem Wagner Richard schon verwendet.

Der nächste Schritt wäre, sich zu fragen, warum ein so großes Getue um diesen Allerweltsakkord ausgerechnet in Wagners Tristan gemacht wird. Um sich diesen Schritt zu erleichtern, empfiehlt sich der kostenlos bei imslp zu downloadende Klavierauszug des Tristan von Hans von Bülow (da ist das Vorspiel, das ja von Tristanakkord-Stellen nur so wimmelt, für etwas fortgeschrittenere Spieler (die auch paar Harmonielehrekenntnisse haben) überwiegend vom Blatt spielbar und gut lesbar)

Also spielt man mal dieses Klaviergerüst und hört sich´s an, und guckt beim spielen, was da so abläuft und wie der Wagner das gemacht hat.

Da wird man feststellen, dass der gewitzte Wagner diesen altbekannten Allerweltsakkord völlig anders anwendet als seine Vorgänger und Kollegen: er verwendet ihn als Vorhaltakkord zu einer anderen (übrigens ebenfalls altbekannten Dissonanz), nämlich als Vorhalt zu einem quintalterierten Septakkord (im Fall des Originals folgt auf den Tristanakkord die quintalterierte Doppeldominante H7"b5" - klare Sache, dat Dings steht ja in a-Moll) Tja, so ein quintalterierter Septakkord kann traditionellerweise nicht einfach so in der Landschaft herumstehen, also muss es weitergehen - und siehe da, auf die quintalterierte Doppeldominante H7"b5" folgt die Dominante E7, aber raffinierterweise erst mal wiederum mit einem Vorhalt (e-#g-d-#a wird zu e-#g-d-h) ---- und verblüffenderweise wirkt am Ende dieser chromatischen Kette von Dissonanzen (sind ja keine Dreiklänge) der traditionelle Dominantseptakkord beinahe wie eine "Auflösung" (obwohl dieser Septakkord keine Auflösung sein kann!)

Diese Folge von Dissonanzen hat der Wagner recht tricky konstruiert, sie unterstützt (verstärkt) den sehnsüchtigen Charakter der Melodieführung, die abgesehen von einer Sexte in der 2. Stimme nur aus Halbtonschritten besteht.

So ungefähr könnte man loslegen - dazu könnte man Ernst Kurths Buch Romantische Harmonik und ihre Krise in Wagners „Tristan“ zu Rate ziehen (ausleihen oder online gucken) - - - das müsste dann den Musiklehrer zufrieden stellen.

aber ohne eigene (recht gute!) Kenntnisse in Sachen Harmonielehre wird das Projekt unter keinem guten Stern stehen - versnobte Grüße ;-)
 
@rolf

Anekdote "Aus dem Leben eines Strebers"

Um solche Texte nachvollziehen zu können, habe ich mir vorzeiten ein leichtes Billig-Keyboard zugelegt. Ein Casio CTK-1300, ein Federgewicht von 3,3 kg, Kostenpunkt: N´en parlons pas, <100 € und dementsprechend scheußlich klingt es. Mein Mann stand unmittelbar vor dem Verlust seines Glaubens an meine mentale Gesundheit. :lol:

:angst:"WOZU brauchst Du NOCH ein Instrument und noch dazu SO EINS???":angst:

:heilig:"Ich brauche es tatsächlich! In meinem Klavierforum werden so oft interessante Dinge verbal beschrieben, die ich auf der rein verbalen Ebene nicht nachvollziehen kann. Dann muss ich immer das Laptop abbauen, es vom Büro rüber an den Flügel schleppen, dort irgendwie aufbauen, ohne dass der Flügel zerkratzt wird, und unter Verrenkungen spielen, was in dem Text steht. Also verzichte ich nicht selten darauf. Was aber doof ist, will schließlich kapieren, worum es geht. Das kleine Schepperding hingegen kommt ins Büro. Wenn ich es brauche, lege ich mir einfach direkt am Schreibtisch auf den Schoß und spiele das, was im Text steht. Und dann verstehe ich es auch.":heilig:


Much ado about simple things. :teufel: Immerhin leuchtete die Argumentation offenbar ein. Es gab keine Kommentare mehr. :lol:


Das für andere Zwecke (Musizieren und so) eher untaugliche Gerät hat sich gerade eben mal wieder bewährt. :super:
 
Ah stimmt, das hatte ich ganz vergessen.
Allerdings habe ich auch vergessen, dass es wohl in nahezu jedem Forum, wie auch hier, zum größten Teil versnobte Forenmitglieder gibt, die denken, sie würden unbegrenztes Wissen besitzen und müssten andere Mitglieder abwerten. Letztlich jedoch müssen diese (Menschen ?) ihren nicht vorhandenen, realen Freundeskreis kompensieren und ihre enorme Wut, die sich durch fehlenden sozialen Umgang erleiden, hier verbreiten.

Ich wünsch Ihnen noch einen angenehmen Abend.
Dabei hast du die echte Phalanx der Snobs hier noch gar nicht kennengelernt. Warte erst mal, wenn die aus der Deckung kommen...
 
Ein paar Gedanken zum Tristan-Akkord...

Was im Detail dort passiert und wie man den deuten kann, ist im Forum schon öfter besprochen worden...hier zum Beispiel von rolf zusammengefasst.

Sehr schöne Vorarbeit hat Wagner in der Walküre geleistet, was hier ebenfalls bereits besprochen wurde.

Die klassische Dur/Moll-Tonalität ist ein formales System mit Axiomen und Schlussregeln. Die Axiome definieren, welche Intervalle Konsonanten sind und welche Dissonanten sind . Die Schlussregeln definieren die Akkordverbindungen und die Akkordfortschreitungen. Sie definieren damit die Funktionen der Akkorde.

Nun hat man auch vor Wagner schon gesagt, dass Dissonanzen völlig OK sind. Die bringen Spannung in die Musik und machen die Sache erst interessant. Der Komponist soll aber bitte zusehen, dass er bei Gelegenheit daraus wieder eine Konsonanz macht. Und durch die Schlussregeln wird mal grob die Richtung vorgegeben, in die der Komponist dabei gehen kann. Wenn wir mit unseren Hörgewohnheiten eine typische Schlusskadenz hören, dann wissen wir im Prinzip schon, was nach D7 kommt und würde die Musik dort einfach stehen bleiben, würde uns etwas fehlen. Wenn Komponisten das vor Wagner gemacht haben (wofür es ja einige Beispiele gibt), wollte sie genau diesen Effekt erreichen.

Was macht der Wagner nun... Er bringt eine scharfe Dissonanz ("schräge Akkorde", huhu @walsroderpianist :-D) f-h-dis-gis. Der ist erstmal nicht so leicht zu fassen. Man weiß nicht so recht, woher der kommt und da es sich um einen alterierten Akkord handelt weiß man auch nicht so recht, wohin der gehen will. Die Funktion ist erstmal nicht eindeutig bzw. ist sie mehrdeutig. Der Tristan ist aber selbstverständlich noch ein tonales Werk und den Regeln zufolge, muss Wagner aus dieser scharfen Dissonanz, irgendwie wieder einen konsonante, wohlklingende Harmonie machen.

Und wenn man das spielt (am Klavier ausprobieren)...

upload_2017-2-14_22-47-18.png

...klingt das, was da am Ende übrig bleibt doch eigentlich ganz OK. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass da am Ende aber ein E7 steht. Das ist ein dissonanter Akkord und nach den Schlussregeln müsste er den z.B: nach a-Moll auflösen...macht er aber nicht. Und das Geniale dabei ist, dass das für unser Ohr völlig in Ordnung ist. Man kann das gerne mal spielen und einen a-Moll-Akkord hinterherspielen. Das klingt irgendwie überflüssig und deplatziert. Wagner schafft das durch mehrere Effekte. Ein wichtiger Effekt ist zum Beispiel, das er diesen scharf dissonanten Tristan-Akkord mit Akzent, also laut spielen lässt und zum E7 hin leiser wird, so wie wir es gewohnt sind (Dissonanz lauter als Konsonanz). Absolut genial kommt dieser Effekt in der Todesverkündigung (Walküre) zur Geltung mit den anschwellenden Akkorden in den Tuben.

Zurück zum E7. Dadurch, dass unser Ohr diesen Akkord als Ergebnis der Akkord-Progression akzeptiert, verschwindet also auch die Auflösungsnotwendigkeit. Der Akkord, der hier eigentlich der D7 wäre (wir befinden uns in a-Moll) wird somit seiner Funktion beraubt. Wir nehmen aber sehr wohl noch ein bisschen war, dass mit diesem Akkord, dieser emanzipierten Dissonanz, irgendwas nicht stimmt. Man hört eine gewisse Klangfarbe, die an die Stelle der Funktion tritt.

Jetzt geht es aber noch weiter, denn die Oper ist ja ganz schön lang. Wagner weiß genau, was er da macht und dass das etwas Neues und für die Hörer Ungewohntes ist, daher erzieht er zunächst sein Publikum (in der Walküre macht er das ebenfalls). Nach diesen ersten paar Takten herrscht kurze Stille. Der Zuhörer kann ganz kurz verdauen, was er da gerade gehört hat. Und damit der Zuhörer dieses Neue endgültig akzeptieren kann, wiederholt Wagner das Ganze noch mal eine kleine Terz höher (nur aus der kleinen Schicksals-Sexte zu Beginn wird die noch schmerzhafterer große Sexte) und spätestens nach dieser Wiederholung ist alles in Butter. Probiert bitte mal am Klavier aus wie fantastisch diese Wiederholung wirkt und wie fast selbstverständlich uns der G7 am Ende erscheint.

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Wenn man sich den Tristan nun weiter anschaut stellt man fest, dass sich der Tristan-Akkord in unterschiedlichste Tonarten auflösen kann. Manchmal kommt auch ein Ton im Bass hinzu, was eine eindeutige Funktionsbestimmung möglich macht.

Und nun kommt das Fatale: Vergleicht man die unterschiedlichen Situationen, in denen der Akkord vorkommt mit allen enharmonischen Verwechslungen etc. kommt man zu dem Schluss, dass sich kein Schluss ziehen lässt. Die jeweiligen Zieltonarten scheinen in keinem Zusammenhang zu stehen. Der Akkord passt sich einfach den unterschiedlichsten Situationen an und ändert seine Bedeutung je nach Zusammenhang.

So...jetzt fällt mir nichts mehr ein. :müde:

Viele Grüße!
 
Auch interessant... Wenn man die Noten eines schönes Liedes vom Schwiegervater durchsieht, findet man das hier.

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Wie kann das sein?
 
Auch interessant... Wenn man die Noten eines schönes Liedes vom Schwiegervater durchsieht, findet man das hier.

Den Anhang 14006 betrachten

Wie kann das sein?
Und der Schwiegervater war in vielem früher dran als der Schwiergersohn. Wenn man bedenkt, welche formalen und harmonischen Revolutionen allein in der h-moll- Sonate stecken!

Zurück zum E7. Dadurch, dass unser Ohr diesen Akkord als Ergebnis der Akkord-Progression akzeptiert, verschwindet also auch die Auflösungsnotwendigkeit. Der Akkord, der hier eigentlich der D7 wäre (wir befinden uns in a-Moll) wird somit seiner Funktion beraubt. Wir nehmen aber sehr wohl noch ein bisschen war, dass mit diesem Akkord, dieser emanzipierten Dissonanz, irgendwas nicht stimmt. Man hört eine gewisse Klangfarbe, die an die Stelle der Funktion tritt.

Und was haben wir schließlich, wenn bei einem Septakkord ( E7 in diesem Fall) die Dissonanz nach dem Vorangegangenen so milde wirkt, dass sie ihre Dissonanzhaftigkeit so gut wie verliert, aber das "Sehnsuchtsvolle", "Eingetrübte", "Expressive" behält?
Na klar: einen BLUES.
 

Das ist ein absichtliches Zitat, das Liszt erst nachträglich in das Lied eingebaut hat. Komponiert hat er das Lied zwar vor dem Tristan, veröffentlicht allerdings erst, nachdem er zumindest den ersten Akt des Tristan kannte.

Und der Schwiegervater war in vielem früher dran als der Schwiergersohn.

Selbst, wenn er früher dran gewesen wäre - die Stelle im Lied ist harmlos. Liszt notiert ja anstelle des Tristan-Akkords nur einen gewöhnlichen verminderten Septakkord. Ein "echter" Tristan-Akkord wäre in diesem harmonisch recht konventionellen Lied auch eher unpassend.
 
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