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....Debussy war manchmal ein Schlingel... dass es in diesem Prelude um die sagenumwobene versunkene Kathedrale geht, erfährt man ja erst, nachdem man es gespielt/gehört hat (das hat schon einen Sinn, dass die "Titel" ungewohnterweise am Ende stehen)Warum hat Debussy eigentlich Teile im "falschen Tempo" notiert, wenn man die ersten Takte als "richtig" annimmt, ab T8-T12, T22 bis T83. In den Henle Noten steht zwar drin, daß er diese Takte doppelt so schnell gespielt hat nach dem Motto " war nicht so gemeint..." oder wie?
Schon seltsam: im feu d´artifice visiert man selten ein falsches (hier zu langsames) Tempo an - in la Cathedrale engloutie hingegen paralysiert der "Titel" offenbar alle: und dann wird viel zu langsam statt fließend und viel zu statisch statt erzählend gespielt... Ich weiß, es gibt extrem langsame ("bedeutungsschwangere") Aufnahmen namhafter Interpreten, das ändert aber nichts daran, dass zu langsam zu langsam ist. Debussy selber spielte es ja nicht überall langsam. Allerdings notierte er (wohl absichtlich) seine Tempogestaltung nicht, sondern überließ es der Musikalität der Intrerpreten, die versunkene Kathedrale zu gestalten. Der falsche Weg hierbei ist, das Metronom einzustellen und ein einziges ruhiges Tempo stur durchzuziehen. Seltsamerweise macht das niemand, auch nicht Richter, beim spielen der ersten Chopinballade (dort ist das Tempo als "moderato" vorgegeben, die Anweisung "agitato" kommt hinzu - ja saperlot, da spielen aber alle allegro con fuoco, und das ist nicht falsch) Debussy setzt erstaunliche Klangmassen in Bewegung - das Prelude erreicht Tonstärkegrade wie Mussorgskis großes Tor oder Rachmaninovs cis-Moll Prelude (!!) ...soll das in einem einzigen stur eingehaltenen langsamem Tempo sein??? ...Debussy selber war wohl nicht dieser Ansicht ;)