Das leidige Thema "Klavier selber stimmen"

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tridonicss

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17. Juni 2010
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Hallo und Gruß an alle Pianisten und Organisten (und an alle die es noch werden wollen), ich darf mich kurz vorstellen:

Mein Name ist Bernhard, ich bin 37 Jahre alt und habe vor 2 Jahren angefangen, Klavier und Kirchenorgel zu erlernen! Trotz meines Alters komme ich mehr oder weniger flott voran und ich will auch so lange weiten Unterricht nehmen, bis ich einfache Sonatinen bzw. Sonaten spielen kann!

Doch jetzt zum eigentlichen Thema: Klaviere selber stimmen! Ich habe sämtliche Theads hier durchgelesen und bin auf Stimmprogramme wie Tunelab und Verituner gestoßen, es gibt aber noch deutlich mehr! Deshalb meine Frage, wie groß sind die Unterschiede dieser Software Stimmprogramme und wie unterscheiden sie sich zu fertigen Stimmgeräten?

Das Programm Tunelab (Ich hoffe ich darf den Namen hier erwähnen, soll keine Werbung sein) habe ich als Trial Version auf meinem Laptop. Es gibt sehr viel Einzustellen, macht insgesamt einen sehr guten Eindruck!
Verituner gibt es, soweit ich weiß, nicht als Trial, bei Youtube findet man aber einige Vids von Unsern, so wie das aussieht, ist das ein richtiger Profituner, der Preis ist leider entsprechend hoch.

Bei Ebay werden reihenweise unter-vierzig-Euro-Programme angeboten, welche ich jedoch nicht kenne und auch nichts darüber weiß, hat vielleicht jemand Erfahrung damit?

Zu guter letzt habe ich einen Holländer im Net gefunden, welcher ein Stimmprogramm extra für Anfänger anbietet (Preislich ein klein wenig günstiger wie Tunelab). Dieser behauptet, dass sein Programm die "ideale Streckung" durch Aufnahme aller Tasten berechnen könnte. Ist sowas überhaupt möglich?? Und gibt es die "optimale" Streckung überhaupt oder ist das nicht eher Geschmackssache??

Viele Fragen, ich hoffe, dass mir keine erbosten Klavierbaumeister hier eins reinbraten, ich nehme euch schon keine Arbeit weg, es geht hier um 3 Klaviere, welche ich stimmen kann/soll, ein May Berlin, mein Nordiska und ein 30 Jahre altes Schimmel (meiner Eltern)!

Danke schonmal für eure Hilfe!:)

Grüße, Berni
 
Hallo!

Ich kenne die ganze Stimmprograme die du hier aufgelistet hast, nicht. Ich habe aber einmal ein solches Program im Net gefunden und habe damit mein Klavier gestimmt... Katastrophe! Ich weiß zwar nicht wie die andere Programe funktionieren und was sie können, bin aber fast überzeugt, daß man damit keine wirklich gute Stimmung zusammenbringen kann. Es könnte besonders problematisch sein, wenn da Saiten sind, die sich schlecht stimmen lassen; da muss man einfach mit dem Ohr das Beste rauskriegen. Weiter; nicht alle Oktaven sind reine oktaven, sondern werden, damit das ganze Klavier wirklich gut klingt ein kleines bisschen höher gestimmt (z.B. im Diskan).
Auf jeden Fall: eine Oktav mit dem Stimminstrument stimmen und weiter nach Quinten, Quarten und Terzen...

Nun bin ich aber schon neugirig was die sagen, die diese Stimmprograme kennen.

Viel Spaß und Grüße aus Wien,
emmanuel
 
Berni, du solltest mal tiefer im Forum graben. Software für den Laptop ist das geringste Problem. Auch das nötige Werkzeug läßt sich relativ leicht beschaffen. Was dir aber kein Programm und auch kein Werkzeug abnehmen kann, ist das handwerkliche Können und das Gespür dafür, die physikalisch theoreisch präzise vorgegebene Stimmung an das jeweilige Instrument und den Besitzer anzupassen. Einsteiger müssen damit rechnen, daß die mühsam erkämpfte Stimmung nicht lange hält und obendrein nicht mal besonders gut klingt. Ich habe jedenfalls einige Erfahrungsberichte gelesen und die Leute waren höchstens damit zufrieden, was sie an Erfahrung dazugewonnen hatten aber nie wirklich mit dem Stimmergebnis. All diese Berichte sind irgenwann im Sande verlaufen, bis auf den eines Aurtors, der tatsächlich nach ein paar Wochen entschieden hatte, daß die größte Erkenntnis für ihn darin bestand, lieber einen Profi zu engagieren.

Falls du Englisch kannst, hier ein netter Text: http://wiki.answers.com/Q/How_do_you_tune_a_piano
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo und danke für die raschen Antworten!

@ Klavierrestaurator: Das was sie schreiben klingt auf jeden Fall logisch, aus schlecht klingenden Saiten kann kein Programm gut klingende machen. Da ich auch schon an meinem Klavier "rumgeschraubt" habe, weiß ich, wie schwierig es ist, den Saiten eine lang anhaltende Stimmung zu verpassen! Bevor ich aber aufgebe, will ich es noch eine gewisse Zeit versuchen, es heißt ja, die Zeit ist der beste Lehrer:)

@Guendola: Ja ich kann halbwegs Englisch, was ich da gelesen habe, klingt wirklich sehr ernüchternd, vor allem da ich glaube, das bei dem Schreiber wirklich die eigene Erfahrung spricht.
Naja, ich will mal sehen ob sich auch "erfolgreiche Laienstimmer" zu Wort melden. Wie ich schon hier gelesen habe, hat vor allem ein gewisser "Chief" recht gute Erfahrungen mit Tunelab gemacht. Ist der noch aktiv hier?

Viele Grüße, Berni
 
Oje!:p Wuder mir SIE gesagt? :confused: Sag mir,bitte DU. ;)

emmanuel
 
Hallo Berni,

wenn ich mich recht erinnere, gibt es im Online-Chang (wie und wo das ominöse Dokument zu finden ist, bitte im Forum nachsuchen) eine Art Anhang mit sehr viel Anleitung bzw. Information zum Thema stimmen, u.a. auch zur - wörtlich zu nehmenden! - handwerklichen Seite, ferner findest Du hier im Forum unter Wissen > Rund um das Klavier > Klavier pflegen und stimmen nützliche Informationen.

LG

Pennacken
 
hat vor allem ein gewisser "Chief" recht gute Erfahrungen mit Tunelab gemacht. Ist der noch aktiv hier?
Chief war ein "Unikat" und er ist nicht mehr hier. Ich wäre vorsichtig mit seinen Erkenntnissen :D. Ganz einfach: wenn man wirklich mit Tunelab & Co. stimmen könnte, dann wären alle Stimmer arbeitslos. Sind sie aber nicht. Und wer reguliert und intoniert?
 
bin auf Stimmprogramme wie Tunelab und Verituner gestoßen, es gibt aber noch deutlich mehr! Deshalb meine Frage, wie groß sind die Unterschiede dieser Software Stimmprogramme und wie unterscheiden sie sich zu fertigen Stimmgeräten?
Ich weiß von zwei Haken bei diesem Vorhaben:
- die Inharmonizität (aus http://de.wikipedia.org/wiki/Inharmonizit%C3%A4t: "Der Klavierstimmer muss in der Lage sein, die Inharmonizität eines Klavieres gehörsmäßig soweit zu beurteilen, dass trotz dieser „falschen Teiltöne“ das Instrument schließlich gut klingt.") Diese Programme versuchen zwar, sie zu berücksichtigen, aber können es vermutlich nicht so gut wie ein sorgfältiger und engagierter Klavierstimmer (der ist aber vielleicht auch mal schlecht drauf...).
- die Programme können Dir nur den richtigen Ton vorgeben & kontrollieren, aber nicht die Stimmnägel drehen. Das mechanische System ist leider so reibungsbehaftet mit dazwischengestreuten Elastizitäten, dass es keinen festen Zusammenhang zwischen Drehwinkel und Tonhöhe gibt. Die Kunst besteht nun darin, die klingende Länge so zu spannen, dass ihre Spannung in etwa derjenigen der übrigen Elastizitäten entspricht, so dass hernach nicht eine Überwindung der Reibung zu spontaner Verstimmung führt.

Irgendwo las ich "Klavierstimmen ist einfach, jeder kann es lernen, und nach dem 1000sten Mal kann man's dann". Bei Dir Jungspund mit drei Klavieren kann sich das Lernen evtl. noch lohnen, bei mir hingegen wär's wohl Freizeitgestaltung ohne praktischen(ökonomischen) Wert... :rolleyes:
LG
Stuemperle
PS: ich vergaß: Herzlich willkommen, tridonicss!
Und wenn Du's versuchst, würde mich ein Bericht über Deine praktischen Erfahrungen interessieren...
 
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Das wichtigste zu dem Thema wurde ja schon gesagt. Die Idee, mal schnell eine Software zu kaufen, um dann drei Klaviere zu stimmen, wird so nicht, oder nur bedingt funktionieren.

Eine kleine Anekdote: Als ich das erste Mal mein Klavier stimmen wollte (ich war damals 17 Jahre alt), kam ich auf die Idee, die Töne einfach von einem Keyboard abzunehmen und auf dem Klavier durch den Vergleich mit dem Keyboard so die richtige Tonhöhe zu stimmen. Die Werkzeuge waren schnell beschafft; Internetforen, in denen mir erfahrene Benutzer mein Ansinnen hätten ausreden können, gab es noch nicht. Also habe ich mich ans Werk gemacht. Meine erste Stimmung hat zwei Tage in Anspruch genommen und danach hatte ich eine große Wasserblase in der rechten Hand. Zudem war ich etwas ernüchtert. Das Klavier klang zwar etwas besser als vorher (immerhin!), aber so richtig sauber klang es längst nicht. Ich habe noch alte Aufnahmen aus dieser Zeit, die ich manchmal anhöre oder auch gelegentlich mal vorspiele. Die meiste Zeit liegen sie jedoch im Giftschrank und das ist auch gut so.

Dennoch, dieses Erlebnis war für mich dann der Ausgangspunkt, mich näher mit dem Thema Stimmung zu befassen.

Eine ganz grundlegende Erkenntnis ist für mich: egal wie man stimmt (nach Software oder Gehör), man muss sehr genau die Hintergründe verstehen, sowohl die Hintergründe der Temperatur und Besonderheiten im Instrument (Inharmonizität), als auch die Hintergründe der eigentlichen Stimmtechnik (Behandlung des Wirbels, Spannungsausgleich auf der Saite), um wirklich gute Ergebnisse zu erzielen. Zudem braucht man tatsächlich Jahre Übung, um den Wirbel so behandeln zu können, dass man erstens schnell arbeiten kann (das mag für eine rein hobbymäßige Ausübung keine Rolle spielen) und zweitens die Stimmung hält.

Es mag wohl einige sehr gute, ja sogar exzellente Stimmer geben, die nach Gehör stimmen und nur wenig Ahnung von der Theorie haben - die Erfahrung und Sicherheit in der Einschätzung der Intervalle und was eine gute Stimmung ausmacht sind hier entscheidend. Doch gerade wenn man mit Software arbeiten will, ist es unmöglich, diese als Abkürzung zu verwenden, da man nicht weiß was man tut und nicht weiß, welche der vielen Einstellmöglichkeiten zu guten Ergebnissen führen.

Dennoch, wenn es jemand lernen möchte, so würde ich immer dazu raten. Wenn man die Bälle flach hält, um des Lernens Willen anfängt, dann bewahrt einen das vor Enttäuschungen. Wenn man anfängt, um sofort gute Resultate zu erzielen, wird man immer nur enttäuscht werden können.

Zu berücksichtigen ist zudem, dass die Ansprüche an eine Stimmung unterschiedlich sind. Manche Menschen lassen ein Klavier zehn Jahre nicht stimmen, erfreuen sich trotzdem an ihrem Instrument, und behaupten sogar, dass jeder Ton stimme (was objektiv immer nur falsch sein kann), andere Menschen reagieren sensibel auf feinste Verstimmungen und lassen ihr Instrument mehrmals im Jahr stimmen. Am extremen Ende der Skala finden sich dann auch solche Naturen, die jeden Stimmer zur Verzweiflung treiben können, weil sie die Flöhe husten hören und nicht akzeptieren können, dass kein Stimmer der Welt geltende Naturgestze außer Kraft setzen kann. Je nachdem, wo man sich selbst einordnet, kann also eine erste selbst durchgeführte Stimmung durchaus auch als akzeptabel bewertet werden.

Noch ein Wort zur Software (ohne dass ich einen Roman zu den Hintergründen schreiben möchte): ungeeignet sind sämtliche Programme (wie auch normale chromatische Stimmgeräte), die keine Messung am Instrument durchführen. Für Klaviere lassen sich nur spezielle Programme verwenden, die die Inharmonizität berücksichtigen. Dazu müssen einige Töne vor der Stimmung gemessen werden (TuneLab z.B. verfährt so). Das m.E. beste Programm, der Verituner, misst sogar jeden Ton und kann dann eine Streckung berechnen.

Ich lese immer wieder, dass nur der Diskant und der Bass gestreckt sind. Diese Auffassung ist falsch. Bereits die erste Oktave, die man vom ersten Referenzton (den man von der Stimmgabel o.ä. abnimmt) aufwärts oder abwärts stimmt, ist gestreckt, denn bereits hier wirkt die Inharmonizität, weshalb die beiden Saiten unsauber klingen, wenn man nur die Grundfrequenzen in Einklang bringt. Die Streckung in der Temperaturoktave ist allerdings nur sehr gering.
 
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Ich bringe gerade das Stimmen einer Freundin bei. Die kommt seit einem Jahr fast einmal die Woche zu mir in den Laden. Davon ausgehend, dass sie nicht jede Woche kommt und auch nicht jede Woche gestimmt hat sondern auch mal reguliert oder Hämmer abgezogen hat, schätze ich, dass sie an ca. 30 Tagen Stimmen geübt hat. Mittlerweile ist sie so weit, dass die Mehrzahl der Choire (längst nicht alle) doch halbwegs gut klingen :D

Meistens stimmt sie mit Tunelab, aber ich versuche auch, ihr das Stimmen nach Gehör beizubringen. Das größte Erfolgserlebnis hatte sie, als sie neulich ein ganzes Klavier mit Tunelab in ca. 5 Stunden durchgestimmt hat und ich nur 5 oder 6 Choire nachstimmen musste. Der Rest war nicht perfekt, aber irgendwie akzeptabel. Gänzlich verzweifeln tut sie noch an der Temperatur und somit auch an Oktaven stimmen und mit Quarten und Quinten zu kontrollieren. Aber es sind definitiv große Fortschritte zu erkennen. Dennoch ist sie noch weit davon entfernt, ein Klavier ganz alleine für Kunden stimmen zu können.

Ich denke, was ich damit sagen möchte, ist klar: Geduld und Übung sind die Hauptsache. Software macht die Sache wesentlich leichter, aber wenn man nicht gelernt hat nach Gehör zu stimmen, dann hat man auch keine Kontrollmöglichkeiten und ist auf Gedeih und Verderb der Technik ausgeliefert.

Wenn ich an meine eigene Lehre zurückdenke: da hab ich bestimmt 3 mal die Woche Stimmen geübt und das über 3,5 Jahre. Und erst am Ende der Lehre hat man mich auf Kunden losgelassen, wobei dann eine Stimmung auch 2,5 Stunden gedauert hat - ohne Gerät natürlich.

Softwarevergleich: ich nutze Verituner, meine "Praktikantin" Tunelab. Wenn es um kleine Klaviere mit hoher Inharmonizität geht, macht Verituner definitiv die besseren Stimmungen. Da liegen die Ergebnisse im Bass durchaus mal 8 bis 10 Cent auseinander, je nachdem, wie man Tunelab einstellt. Wir sind immer noch am rumprobieren, welche Einstellungen da am besten sind. Hat da jemand einen Tipp? Am besten erscheint mir bisher im Bass 6:3 und im Diskant 3:1. Bei hohen Klavieren mit geringer Inharmonizität liefern beide Geräte ähnliche Ergebnisse. Es stimmt schon, dass Verituner etliche Teiltöne misst: in der Kontraoktave die Teiltöne 3 bis 10, in der großen Oktave TT 2 bis 8, in der kleinen Oktave TT1 bis 8, in der eingestrichenen ebenfalls, in der zweigestrichenen die TT 1 bis 4, in der zweigestrichenen die TT 1 und 2, danach nur noch den Grundton. Was man durchaus verbessern könnte, ist die Berechnung der Stimmung: perfekt wäre es, wenn Verituner auch die Lautstärken der jeweiligen Teiltöne berücksichtigen würde, so wie es ein Stimmer nach Gehör macht. Mal ehrlich: wer von euch achtet bewusst auf einen ausgewählten Teilton? Bevor ich nach Gerät gestimmt habe, hatte ich immer nur zum Ziel, alle Schwebungen irgendwie zu minimieren und nicht ein konkretes Teiltonpärchen zu beruhigen. Anders hat es mir auch niemand beigebracht und ich denke nicht, dass das heute z.B. in Ludwigsburg anders gelehrt wird. Und die Gesamtheit aller Schwebungen hängt ja auch davon ab, welche Teiltöne gerade am prominentesten sind und das wiederum ist ja evtl. auch von Taste zu Taste unterschiedlich. Wenn Verituner das auch berücksichtigen würde, wäre es die perfekte Wunderwaffe :-D
 
Hallo @ all,

und vielen Dank für die ausführlichen Antworten...

@ jensen1:
Ja das sehe ich genauso, ich habe mich natürlich über die Technik des Klaviers best möglichst informiert und weiß um die unterschiedlichen Spannungsverhältnisse einer Klaviersaite! Es ist auch mein Ziel, erstmal ruhig und gelassen an die Sache ran zu gehen, aufgeben will ich natürlich auch nicht! Das kommt erst, wenn ich es Monate versucht habe und dabei am Ende nichts Brauchbares raus gekommen ist:)

@Tastenscherge:
Hört sich sehr interessant an, das mit deiner Freundin, sie ist wohl technisch begabt und hat keine Angst, stundenlang vor der Kiste zu sitzen, das ermutigt mich natürlich ungemein:)
Ja, das stimmt, die Ansprüche sind seeehr unterschiedlich! Ich hatte mein erstes Klavier so mehr oder weniger gestimmt und dann meiner Bekannten was vorgespielt. Obwohl ich nur eine Art Vorstimmung gemacht hatte und die einzelnen Saiten noch zig Cent verstimmt waren, war sie mit dem Ergebnis zufrieden und das ist kein Märchen.

@fisherman: Gut ich habe ja einige Antworten vom Chief gelesen, er war halt sehr direkt und hat kein Blatt vor den Mund genommen, mir schien, dass er erfolgreich mit seiner Art zu Stimmen war und ausgekannt hatte er sich mit Tunelab anscheinend auch!?

Gut, ich suche ja schon länger nach der "Eierlegendenwollmilchsau" sprich Stimmcomputer/Software, der/die alles kann und auch noch bezahlbar ist! Über My Space bin ich vor einiger Zeit auf schon besagten Holländer gestoßen, der eben genau dieses Problem mit der Inharmonizität und der Schwierigkeit, ohne jahrelange Erfahrung perfekt jede Saite zu stimmen, in seinem Programm gelöst haben will! Ich hatte ihm ne Mail geschrieben, ob und wie sich das verhält und ob es eine Testversion gibt. Die Testversion gibt es zwar, leider kann man damit aber nur eine einzige Oktave stimmen, was mir zum Vergleich mit Tunelab nicht ausreicht!
Da ich sehr hartnäckig sein kann und nicht so schnell locker lasse, will ich mal versuchen, ihn aus der Deckung zu locken! Da er noch einige andere Softwarelösungen anbietet, gehe ich davon aus, dass er Ahnung von der Materie hat!! Auf seiner HP steht auch, dass alle Klaviersaiten gemessen werden und das hat mich natürlich Neugierig gemacht!!

So, danke nochmals an alle:-D Ich bin übrigens angenehm überrascht über die Atmosphäre hier, da habe ich schon anderes erlebt8)

Viele Grüße, Berni
 

Ja, das stimmt, die Ansprüche sind seeehr unterschiedlich! Ich hatte mein erstes Klavier so mehr oder weniger gestimmt und dann meiner Bekannten was vorgespielt. Obwohl ich nur eine Art Vorstimmung gemacht hatte und die einzelnen Saiten noch zig Cent verstimmt waren, war sie mit dem Ergebnis zufrieden und das ist kein Märchen.

Das glaube ich dir gerne. Ich habe Kunden, die mich nur alle 5 Jahre anrufen und deren Klavier dann so klingt, als habe jemand mit der Axt reingehauen! Nach getaner Arbeit fragen die dann meistens: "Und, war es überhaupt verstimmt?"

Auf seiner HP steht auch, dass alle Klaviersaiten gemessen werden und das hat mich natürlich Neugierig gemacht!!

Kannst du mal den Link posten?
 
Hallo Tastenscherge :):) das hört sich ja lustig an: " War das Klavier überhaupt verstimmt, mir hats nämlich vorher besser gefallen":shock:

Ohne Witz aber ich habe als Kind auf einem 100 Jahre alten Klavier ein Jahr gelernt, danach haben meine Eltern ein neues Klavier gekauft; ich fand den neuen Klang schrecklich, viel zu steril und sauber, mir war als Kind dieser alte Kneipenklang viel lieber:o

Hm, den Link muss ich erst suchen, bin da über My Space drauf gestossen, kann dir aber die Email Addy geben, die habe ich in meinem Postfach gespeichert, die HP Adresse dürfte aber ähnlich aussehen: [dirksprojects@gmail.com]

Grüße, Berni
 
Hallo,

gibt’s hier eigentlich keine Organisten, die sich zu Wort melden? Oder antworten die ausschließlich in der Orgelsparte?

Das nächste Thema wäre nämlich: Pfeifenorgel selber stimmen, hat das jemand von euch schon mal in Angriff genommen?

Ich selber spiele in einer kleinen Kirche mit einer sehr verstimmten Orgel! Und da kein Geld da ist, wird auch kein Orgelstimmer geordert, daher mein Traum, zumindest die einfachen Flöten selber etwas nach zu stimmen! Die Mixturen hätten es zwar auch bitter nötig, da lasse ich aber lieber die Finger von:)

Vielleicht gibt es ja doch den ein oder anderen, der selbst "Hand angelegt" hat, wäre toll, wenn er/sie sich melden würde, danke schonmal!!

Und nochmals zu dem neuen Klavierstimmprogramm: Es soll zwar mal eine Trial Version geben, die ist im Moment aber nicht verfügbar! Herr Dirk hat mir daher angeboten, eine "Beta" Version zu schicken! Die kann zwar sonst nichts ausser aufnehmen und berechnen, dafür kann man damit alle Tasten aufnehmen und stimmen, wer will denn mehr:-D
Der Name ist übrigens: Dirks Klavier Stimmprogramm

So denn, ich hoffe, dass sich ein paar Organisten melden, vielleicht auch ein paar "Späteinsteiger" wie ich!!


Viele Grüße, Berni
 
Hallo,

Ich habe schon an diversen Orgeln einige Pfeifen gestimmt, insbesondere
1) Zungenpfeifen (die sich relativ zu den anderen recht stark verstimmen), z.B. 16' Posaune auf 16' Gedackt Subbass gestimmt, oder 8' Krummhorn auf 8' Rohrflöte. Oftmals stimme ich diese Pfeifen am Samstag durch, wenn ich Sonntag Orgeldienst habe, und ggf. sogar am Sonntagmorgen nochmal vereinzelte Pfeifen. Der Ton von Labialpfeifen steigt mit der Temperatur an, weil die warme Luftsäule schneller schwingt als die kalte. Lingualpfeifen dahingegen sind m.W. temperaturstabiler, weil die Tonhöhe durch die (verstellbare) Zunge bestimmt wird. Sie sind aber in meiner Erfahrung mechanisch nicht so stimmstabil wie Labialpfeifen, weil die Stimmkrücke "verrutschen" kann.
2) Gedeckelte Labialpfeifen wie Gedackt oder Rohrflöte, inklusive vorsichtiges Nachbiegen des Pfeifendeckels, wenn er nach ein, zwei Wochen immer wieder hinunterrutscht. Bei meinem Stimmen von gedeckelten Labialpfeifen beschränke ich mich aber immer auf einzelne Töne oder Intervalle, die offensichtlich verstimmt sind.

An offene Labialpfeifen, die man durch Herunterklopfen oder Hochrollen eines aufgerollten Metallstreifens (Stimmrolle) stimmt, oder ggf. durch Verbiegen eines Bartes, gehe ich nur selten, zumal ich an älteren Orgeln schon gesehen habe, dass die Rolle oder der Bart leicht brüchig wird.

Ciao,
Mark
 
Hallo Klimperer,

das hört sich doch schonmal gut an:) Nicht dass ich jetzt alle Geräte die nur irgendwie in meine Nähe kommen, stimmen will, ich mag es nur nicht, wenn Musikinstrumente, auf denen ich spiele, so verstimmt sind, dass es keinen Sinn mehr macht, darauf zu spielen. Und dazu gehört auch die Orgel, auf welcher ich immer übe; die klingt von Jahr zu Jahr schlimmer!

Die nächste Frage wird natürlich sein, ob es mir der Pfarrgemeinde Rat erlaubt,
daran "rumzuschrauben", ich denke eher, nicht:sad:

Viele Grüße, Berni
 
Hallo Tastenscherge,

in wie weit das mit Patentrechten aussieht, weiß ich leider nicht, ich weiß nur, was ich am Wochenende gehört habe und das war ein frisch gestimmtes ca. 30 Jahre altes May Berlin Klavier:p

Ich habe mittlerweile eine Beta-Testversion von Dirks Klavier Stimmgerät, damit kann man sämtliche Saiten aufnehmen und anschließend "stretchen" lassen!

Mein Eindruck nach dem Stimmen hat sich mit dem der Besitzerin und deren Sohn, welche beide darauf spielen, gedeckt, nämlich dass der Klang sehr "freundlich" und angenehm ist!!! Es war natürlich ne Menge Arbeit für mich als Anfänger, sämtliche Stimmwirbel exakt einzustellen, ich habe einige Stunden dazu gebraucht und hoffe, dass die Stimmung auch länger hält...:confused:

Der "Erfinder" dieser Software ist übrigens außerordentlich freundlich, auch noch nachdem ich ihn darauf hingewiesen habe, dass ich nur was kaufe, was mich auch wirklich 100%ig überzeugt und sollte mich diese Betaversion nicht überzeugen, wird's auch nix mit zahlen:rolleyes:

Schöne Grüße an alle, Berni
 
in wie weit das mit Patentrechten aussieht, weiß ich leider nicht,

Ich bin da auch kein Fachmann, glaube aber, dass das bei den Amis anders ist als hier. Da reicht es anscheinend, eine Idee patentieren zu lassen. Gab es da nicht mal die Geschichte, dass vor Jahrzehnten jemand die Idee patentieren ließ, Industriegüter mit Robotern bauen zu lassen, und zwar als es noch keine Roboter gab? Angeblich hat die Autoindustrie dem Geld massig Geld geben müssen.

Und dann gibt es noch den skurilen Fall von Wapin Bridge System. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es um Folgendes: die Stegstifte werden nicht schräg gebohrt, sondern gerade. Somit wird die Saite nicht mehr in der oberen Hälfte ihres Durchmessers von dem Stift berührt, sondern nur in der unteren Hälfte. Dadurch wird sie weniger am Schwingen gehindert, was angeblich hörbar zu exorbitant guten Ergebnissen führen soll. Die Inharmonizität soll dadurch verringert werden. Klingt gar nicht mal so unlogisch. Aber wie kann man immer dann Geld dafür verlangen, wenn ein Klavierbauer ein gerades Loch bohrt?? Man macht ein Seminar, bekommt erklärt wie man ein gerades Loch bohrt und muss bei jeder Stegreparatur bzw. Modifizierung Lizenzgebühren zahlen! Ich glaube nicht, dass das hier in Deutschland möglich wäre.

Wie auch immer, freut mich, dass du erfolgreich warst. Geduld ist alles :)
 
Hi Tastenscherge,

ja das mit den Patentrechten hat schon so mach kuriose Blüten getrieben:)

Hat mich auch schon gewundert, dass eine so alte Technik noch keine Erneuerungen erfahren hat! Das kann jetzt bedeuten dass es nicht nötig ist, was zu ändern oder dass es nicht möglich ist, was zu ändern oder es lohnt sich nicht für das Klavierhandwerk, da Geld und Zeit zu investieren!?

Meiner Meinung nach ist der Klang eines Klavieres, wenn man die einfache Bauweise bedenkt, recht brauchbar und ob man noch was rausholen kann durch eine andere Anordnung der Stimmwirbel; ich kann das natürlich nicht einschätzen!

Was mich aber wundert ist die Tatsache, dass es so große Unterschiede in Sachen Klang gibt, obwohl doch alle Klaviere zumindest ähnlich Aufgebaut sind! Unser teures Schimmel z.B. ist in meinen Ohren einfach nur grauenhaft im Vergleich zu meinem billigen Nordiska! Eine neue Intonation hat zwar eine signifikante Besserung gebracht, von einem tollen Klang kann aber immer noch nicht die Rede sein, der Name macht wohl doch nicht den Klang...

Ich habe mich im übrigen mit allem Werzeug eingerichtet und werde auch in Zukunft Klaviere stimmen, ob das den "Profis" nun passt oder nicht und solche Ausagen wie Zitat: Ich hab in meiner 30-jährigen Klavierbauerzeit nicht eine Person getroffen, die, wenn sie das Stimmen nicht ständig betreibt, auch eine nur halbwegs gute Stimmung hinbekommen hätte"
sind in meinen Augen zwar nachvollziehbar wenn es z.B. um Konzertflügel geht, nicht aber bei einem einfachen Heimklavier! Wenn man sich gut informiert und das ganze gelassen angeht, kann eigentlich nicht viel schief gehen; ein brauchbares Stimmgerät vorausgesetzt;)

Viele Grüße, Berni
 

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