Das würde mich auch mal interessieren.
Stones-Mucke ist ja nun alles mögliche, und ich hab da auch nix gegen, aber "interessant" ist ja nun wirklich das letzte Label, was man ihr verpassen würde! Stones-Mucke ist simpel und erdig und intensiv, aber gewiß nicht interessant.
Du hast Klassik noch gar nicht richtig angehört und gehst beim Hören mit einer Rockhörer-Erwartungshaltung ran. Das kann nix werden.
Ich geh doch auch nicht ins Feinschmeckerrestaurant und bin dann enttäuscht, weil die keine geile Currywurst mit Pommes haben!
Daß die Etüde beim Anhören "nervt", kann ich verstehen, aber das liegt vor allem an der mangelhaften Interpretation! Guck mal bei Youtube nach der Version von Richter - die hat einfach ne unfaßbare Energie, dagegen sind die Stones Schwachstrahlstruller! :D Die heißt nicht umsonst "Revolutionsetüde" - bei Revolutionen wird nun mal nicht gemütlich rumgesäuselt oder nett rumgegroovt!
Ich möchte dir für den ruhigen Ton danken, denn mein Posting wäre ja sehr leicht runterzuputzen gewesen!
"Erdig und intensiv" - genau so sollte Musik sein. Ich empfinde dies persönlich als interessant. Egal, welche Musik, eine Spur von "Blues" sollte mitzuhören sein. Deshalb empfinde ich alle Musik, die Technikübertont ist, sei es rasante Fingertechnik, Synthziserschmalz usw. als nicht "aufllegbar".
Chopin hat ein Meisterwerk geschrieben, denn die Unkontrollierbarkeit einer Revolution ist 1:1 akustisch hörbar geworden - auch in der (meisterlichen) Amateurfassung. Dennoch, wann ist man in der Stimmung, diese Gefühle und Assoziationen zu suchen? Ist es eine leicht zu überprüfende These, dass das, womit man sich umgibt, einen wiederum beeinflusst. Wer "Glück" und "Entspannung" sucht, sollte nicht tendenziell depressive oder aggressive Musik hören. EINSCHRÄNKUNG: Als Komponist wirkt das Schreiben eines entsprechenden Stückes "selbstbestätigend" und damit "in Einklang bringend". Komponisten sozialisieren sich quasi eigenständig. (Wenn der eigene Bekanntenkreis dagegen nur noch aus Geschiedenen besteht, hat die eigene Ehe bald keine Chance mehr
).
Ich habe nicht sagen wollen, dass mich Chopin beim ERSTEN Mal hören "nervt", sondern dass die Musik enorm viel Hörkonzentration benötigt und dadurch auf Dauer (=Wiederholungshören) langweilig wird. Man kann dies sicher auch anders rum angehen und jedesmal was neues entdecken...wenn man es sucht.
Dennoch ist mir nun klar geworden, welche Eigenschaft Musik hat, die ich irgendwann gekauft hatte (bin seit Jahren kein MARKTKONSUMENT mehr) und immer wieder höre: Sie ist NICHT monoton, sie ist nicht übermäßig komplex, man kann dazu wippen bzw. tanzen und sie bietet meinen Gefühlen Projektionsfläche. Jedensfalls benötige ich leicht erkennbare Wiederholungsmuster (Bumm-pa-pa Bumm pa-pa), damit Musik in mir Schwingungen auslöst. Andere Menschen dürfen und mögen da ganz anders sein; auch in dem Wissen, dass Musik dadurch nicht gleichberechtigt oder austauschbar wird. Das Wesen der Musik ist Revolution.