Chopin Nocturne cis-Moll

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Wespennest 100

Guest
Liebe Clavioten,

mich beschäftigt schon immer eine Frage bezüglich dieses nach seinem Tode veröffentlichten Nocturnes:

Ich habe das Gefühl, es ist nicht fertig. (Deshalb mag ich es nicht.) Der Mittelteil ist lediglich ein Fragment von einer Idee, welche man in seinem Nocturne op. 72 Nr. 1 in ausgearbeiteter Form wiederfindet. Könnte ich Recht haben?

Ute
 
Das Orignal ist verschollen. Die Abschrift davon, von seiner Schwester Ludwika, wird wohl meisstens gespielt, allerdings in zahlreichen Abwandlungen wie die von meiner KL verwendete Version zeigt. Ich hab von Henle eine Abschrift da steht der Mittelteil im 3/4 Takt - ich nehme an Du meinst diesen Teil?

Ich finde den Mittelteil stellt einen prima Kontrast zwischen den anderen Teilen dar und verbindet diese Teile. Irgendwie klingt der Mittelteil, wenn er gut gespielt wird, ähnlich einer Gitarre. da muss ich noch lange üben, üben.....

Ansonsten bin ich der Meinung das das Stück sehr wohl so fertig ist und von Chopin so gewollt wurde.

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Ja, diesen Teil meine ich.
Ich glaub eher, er würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass es so aufgeführt wird. ;-)
 
Ich glaub eher, er würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass es so aufgeführt wird. ;-)

Wahrscheinlich würde er das bei so manchem seiner Stücke, das nach Reenbahnmanier aufgeführt wird.
Das ganze Stück ist ja eigentlich mit Lento bezeichnet. Als absolute Referenzaufnahme für mich selbst für das Stück, sehe ich die Einspielung von C. Arrau an. Er spielt das Stück wirklich tragend, tut aber komischerweise den betreffenden Mittelteil auch, m. E. nach, zu schnell spielen.

Es gibt auch eine Aufnahme von J. Lisiki (Lisicki? oder so ähnlich - der junge blonde jedenfalls), der nochmals langsamer spielt, aber mit weniger Gefühl.

Wie es Chopin gespielt hat, bleibt in jedem Fall sein Geheimnis, das er mit ins Grab genommen hat.
 
Der Mittelteil ist ganz gewiss fertig, Chopin komponierte ihn für seine Schwester Ludwika als Vorbereitung für sein zweites Konzert, das sie später spielen sollte. Deshalb widmete er ihr auch dieses Stück.

Höre Dir doch mal den dritten Satz seines zweiten Konzertes an, hier z.B. ab Minute 25:54:

 
Das Orignal ist verschollen. Die Abschrift davon, von seiner Schwester Ludwika, wird wohl meisstens gespielt, allerdings in zahlreichen Abwandlungen wie die von meiner KL verwendete Version zeigt. Ich hab von Henle eine Abschrift da steht der Mittelteil im 3/4 Takt - ich nehme an Du meinst diesen Teil?
Ich habe von Henle eine Einzelausgabe mit der Fassung nach einer Abschrift und einer Fassung nach Autograph. In der letzteren Variante wechselt das obere System öfter zwischen 3/4 und 4/4-Takt, während das untere erst später in den 3/4-Takt folgt.

Ich finde den Mittelteil stellt einen prima Kontrast zwischen den anderen Teilen dar und verbindet diese Teile. Irgendwie klingt der Mittelteil, wenn er gut gespielt wird, ähnlich einer Gitarre. da muss ich noch lange üben, üben.....
Ich habe heute ein bißchen am Mittelteil herumgeübt und dann passend dazu diesen Faden gefunden. :-D

Ansonsten bin ich der Meinung das das Stück sehr wohl so fertig ist und von Chopin so gewollt wurde.
Mir gefällt es.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe das Gefühl, es ist nicht fertig. (Deshalb mag ich es nicht.)
(Mögen und nicht mögen kann man allerlei)
Hast du dazu noch mehr als nur ein "Gefühl"? Formal jedenfalls ist das Stück völlig ok proportioniert.

Der Mittelteil ist lediglich ein Fragment von einer Idee, welche man in seinem Nocturne op. 72 Nr. 1 in ausgearbeiteter Form wiederfindet. Könnte ich Recht haben?
Nein, da hast du nicht recht.
Was ist denn für dich in diesem Nocturne der "Mittelteil"? (kleiner Tipp: wenn man das Mittelteil nennen will, dann ist das der Abschnitt in A-Dur und cis-Moll mit den Mazurka-Anklängen - die Rückleitung/Überleitung mit den Triolen in der linken Hand ist kein Mittelteil)
Und mit dem schönen e-Moll Nocturne, das paar Jahre vorher entstanden war, hat das in cis-Moll nichts zu tun.

Was das "Fragment" oder besser gesagt die Skizze (das Skizzenhafte, Angedeutete) betrifft, so findet sich das nicht im cis-Moll Nocturne, aber später wird Chopin z.B. in den Preludes diese spezielle romantische Gattung bedienen (Schumann hat das in seiner Rezension der Preludes sehr schön beschrieben) ((nebenbei findet sich absichtlich Skizzenhaftes auch in der romantischen Literatur und Malerei))
 

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