pawa
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Mehr oder weniger durch Zufall kam ich als nicht professioneller Klavierspieler an die Noten von Chopins Fantasie f-moll. Nachdem die Noten jahrelang unberührt auf dem Notenstapel immer weiter nach unten rutschten, nahm ich mir jetzt endlich knappe 3 Wochen Zeit, um dieses fantastische Stück täglich 2-3 Stunden lang zu üben. Noch nie habe ich in meinem Leben so intensiv an einem einzigen Stück geübt. Aber mir war von Anfang an klar, dass ich als Amateur so ein Stück nur erlenen kann, indem ich mich sehr intensiv damit beschäftige. Die Fantasie von Chopin ist meines Wissens das längste Klavierstück von Chopin, von den mehrsätzigen Sonaten und Konzerten abgesehen.
Die Fantasie von Chopin beginnt mit einem langsamen Marsch, der sehr schnell erlernbar ist. Der Vorteil eines solchen Beginns ist, dass man schnell zweieinhalb Seiten spielen kann und ein kleines Erfolgserlebnis hat. Das steigert die Motivation, weiter zu machen. Viele andere Stücke von Chopin, ich denke an die Balladen, Scherzi oder Etüden, beginnen gleich in der ersten Zeile so heftig, dass man erst nach Tagen ein kleines Erfolgserlebnis hat und mal eine halbe Minute am Stück spielen kann. Bei Chopins Fantasie kommt man relativ schnell durch die ersten 4 Seiten hindurch, ehe das Stück so richtig Fahrt aufnimmt.
Wenn dann das Hauptthema in f-moll und As-Dur erscheint, weiß man woran man ist. Aber die Begeisterung für die malerischen, fantasievollen Sequenzen motiviert weiter zu machen. Fast schon etwas Frust kommt dann auf, wenn man das Hauptthema zum zweiten Mal in c-moll und Ges-Dur einüben muss. Das ganze dann nach einem ruhigen Choral-ähnlichen Lento ein drittes Mal in b-moll und Des-Dur. Dann ist man fertig mit der Welt.
Nachdem ich mich in knapp 3 Wochen für ca. 40h insgesamt mit dem Stück beschäftigt habe, kann ich es fließend durch spielen. Jeder Zuhörer aus dem Freundeskreis oder aus der Familie wäre begeistert. Einem Klavierlehrer würde ich es niemals so vorspielen. Ich kann täglich weitere Stunden investieren, aber ich merke, dass ich nur noch ganz langsam besser werde. Dabei stelle ich fest, dass es weniger eine Sache der Fingerfertigkeit ist, die mir Schwierigkeiten macht, als viel mehr eine Sache des Gedächtnisses. Um die schnellen Triolen-Läufe parallel mit Arpeggion in der linken Hand zu spielen, muss ich sie auswändig lernen, und das verschlingt Unmassen an Zeit. Mir fehlen etwas die Worte, um das genauer zu beschreiben, aber technisch empfeinde ich die Fantasie als nicht allzu schwierig.
Ich fürchte, dass mir als Amateur da eine gewisse Chopin-Erfahrung fehlt. Ich habe in meinem ganzen Leben ca. 15 Stück von Chopin gespielt (darunter knapp 10 Etüden), und ich erkenne manche Muster wieder. Aber ich vermute, dass ein Pianist, der schon 50 Chopins gespielt hat, die Muster schneller in seinem Gedächtnis abspeichern und sie somit auch auswändig spielen kann.
Auf der einen Seite bin ich glücklich und sehr zufrieden, dass ich so ein Meisterwerk spielen darf. Auf der anderen Seite zeigt mir so ein Stück, wo die Grenzen liegen. Aber die Fantasie von Chopin fasziniert und packt einen. Mich würde interessen, wer von Euch Chopins Fantasie f-moll schon gespielt hat und wie es Euch dabei ergangen ist.
Viele Grüße an alle
Patrick
Die Fantasie von Chopin beginnt mit einem langsamen Marsch, der sehr schnell erlernbar ist. Der Vorteil eines solchen Beginns ist, dass man schnell zweieinhalb Seiten spielen kann und ein kleines Erfolgserlebnis hat. Das steigert die Motivation, weiter zu machen. Viele andere Stücke von Chopin, ich denke an die Balladen, Scherzi oder Etüden, beginnen gleich in der ersten Zeile so heftig, dass man erst nach Tagen ein kleines Erfolgserlebnis hat und mal eine halbe Minute am Stück spielen kann. Bei Chopins Fantasie kommt man relativ schnell durch die ersten 4 Seiten hindurch, ehe das Stück so richtig Fahrt aufnimmt.
Wenn dann das Hauptthema in f-moll und As-Dur erscheint, weiß man woran man ist. Aber die Begeisterung für die malerischen, fantasievollen Sequenzen motiviert weiter zu machen. Fast schon etwas Frust kommt dann auf, wenn man das Hauptthema zum zweiten Mal in c-moll und Ges-Dur einüben muss. Das ganze dann nach einem ruhigen Choral-ähnlichen Lento ein drittes Mal in b-moll und Des-Dur. Dann ist man fertig mit der Welt.
Nachdem ich mich in knapp 3 Wochen für ca. 40h insgesamt mit dem Stück beschäftigt habe, kann ich es fließend durch spielen. Jeder Zuhörer aus dem Freundeskreis oder aus der Familie wäre begeistert. Einem Klavierlehrer würde ich es niemals so vorspielen. Ich kann täglich weitere Stunden investieren, aber ich merke, dass ich nur noch ganz langsam besser werde. Dabei stelle ich fest, dass es weniger eine Sache der Fingerfertigkeit ist, die mir Schwierigkeiten macht, als viel mehr eine Sache des Gedächtnisses. Um die schnellen Triolen-Läufe parallel mit Arpeggion in der linken Hand zu spielen, muss ich sie auswändig lernen, und das verschlingt Unmassen an Zeit. Mir fehlen etwas die Worte, um das genauer zu beschreiben, aber technisch empfeinde ich die Fantasie als nicht allzu schwierig.
Ich fürchte, dass mir als Amateur da eine gewisse Chopin-Erfahrung fehlt. Ich habe in meinem ganzen Leben ca. 15 Stück von Chopin gespielt (darunter knapp 10 Etüden), und ich erkenne manche Muster wieder. Aber ich vermute, dass ein Pianist, der schon 50 Chopins gespielt hat, die Muster schneller in seinem Gedächtnis abspeichern und sie somit auch auswändig spielen kann.
Auf der einen Seite bin ich glücklich und sehr zufrieden, dass ich so ein Meisterwerk spielen darf. Auf der anderen Seite zeigt mir so ein Stück, wo die Grenzen liegen. Aber die Fantasie von Chopin fasziniert und packt einen. Mich würde interessen, wer von Euch Chopins Fantasie f-moll schon gespielt hat und wie es Euch dabei ergangen ist.
Viele Grüße an alle
Patrick