Bach Siciliana BWV 596/3

Bevor wir die Musik zerreden, habe ich mir eine halbe Stunde Zeit genommen und das Stück neu aufgenommen (irgendeinen Vorteil muss Homeoffice ja haben). Ich habe versucht Eure Hinweise zu beherzigen, d.h.
  • weniger langsam
  • weniger Pedal
  • weniger Agogik
  • weniger Zäsur
  • weniger Fermate :021:
Ich gebe zu, das klingt deutlich stimmiger, ganz zufrieden bin ich mit der Aufnahme natürlich nicht, aber vor allem wegen einiger zu brutaler Anschläge, irgendwas ist halt immer... und "Aufnehmen" ist gnadenlos.

 
Bevor wir die Musik zerreden, habe ich mir eine halbe Stunde Zeit genommen und das Stück neu aufgenommen (irgendeinen Vorteil muss Homeoffice ja haben). Ich habe versucht Eure Hinweise zu beherzigen, d.h.
  • weniger langsam
  • weniger Pedal
  • weniger Agogik
  • weniger Zäsur
  • weniger Fermate :021:
Ich gebe zu, das klingt deutlich stimmiger
Kompliment! Die Aufnahme klingt tatsächlich besser.
Doch ich glaube, es braucht einfach noch etwas Zeit, bis Du eine für Dich zufriedenstellende Aufnahme erstellen kannst. Es ist fast unmöglich, innerhalb kürzester Zeit (1 Tag?) so viele Dinge neu zu beachten und umzusetzen, so dass daraus auch eine überzeugende musikalische Darbietung entsteht.

Für mich persönlich (das ist jetzt aber wirklich subjektiv) sind in der neuen Aufnahme 3 Dinge noch nicht überzeugend umgesetzt:
1. Pedaleinsatz: Für mich noch zu viel.
2. Tempo: Für mich klingt es "gestresst" und zu sehr nach "ich muss die Nummer absolut akkurat durchziehen" - obgleich ein schnelleres Tempo sicherlich eine gute Idee ist. Lass Dir aber ruhig an einigen Stellen mehr Zeit und höre genau hin!
3. Die Melodieführung
Für mich eine cantable Melodie. Sie klingt bei Dir noch nicht gesanglich genug - mal werden Töne betont, die keinerlei Betonung verlangen. Tipp: Singe die Melodie und spiele sie im Anschluss alleine auf dem Klavier und mache Dir bewusst, wo Du hinmöchtest. Wo ist eine Phrase zu Ende, wo ein kleiner Höhepunkt, etc..
Du kannst sie ja auch mal auf der Oboe spielen, das wird dir sicherlich auch weiterhelfen.

Obwohl ich jetzt einiges kritisiert habe, möchte ich dennoch abschließend zum Ausdruck bringen, dass Deine Aufnahme schon richtig gut ist. Aber jetzt fängt die Feinarbeit an, die Zeit kostet...

(Viele Menschen würden jetzt ein neues Musikstück beginnen, da diese Feinarbeit sehr mühselig ist....)

Grüße Presto
 
sind in der neuen Aufnahme 3 Dinge noch nicht überzeugend
Danke für Deinen ausführlichen Post. Tatsächlich fühlte ich mich beim Spielen etwas überfordert mit den neuen "Aufgaben". Das Stück läuft derzeit sowieso schon parallel zu meinem sonstigen Übe-Programm und ich werde die Punkte üben und im Lauf der Zeit sicher besser umsetzen können. Wenn es soweit ist, poste ich wieder eine Aufnahme.

da diese Feinarbeit sehr mühselig ist....)
Das stimmt leider und meine (sog. fertigen) Stücke begleiten mich meist sehr sehr lang...aus diesem Grund.
 
Ja, mein erster Gedanke (bei der zweiten Aufnahme) war auch: mal die Melodie ganz allein, auch mal eine Oktave tiefer (um das Klimperige aus dem Ohr zu nehmen), auch mal im Mezzopiano, spielen - immer wieder, bis sie so toll wird, dass die Vögel auf dem Fensterbrett landen und zuhören.

Bei der Transkription finde ich die Akkorde meistens zu fett gesetzt. So spielt kein Orchester - als ob die Bratschen immer forte schrubbten... Ich würde erstmal die ganzen Akkordterzen (linke Hand, aber auch mal rechts) sinnvoll weglassen, damit der Klang einmal ausgehört wird.

Fette Akkorde in der linken Hand schön zu spielen, ist schwer!
 
Mit mehr Hall (Mikros weiter weg oder auch Nachbearbeitung) klingt es entspannter.
So einfach ist das leider nicht. In meinem Raum habe ich einen Nachhall von 300ms und einen Hallradius von ca. 90cm. Gehe ich weiter weg klingt es nach Wohnzimmeraufnahme, weil viel zu viel "Raum" in die Aufnahme kommt, außerdem leidet der "Attack" des Anschlags. Bei diesem Stück mag das gehen, aber wenn's schneller wird ist dann nur noch WischiWaschi auf der Aufnahme.

Mit Hall in der Nachbearbeitung habe ich experimentiert. Das bringt tatsächlich was. Aber wenn ich sowieso schon zuviel Pedal drin habe ist das auch kontraproduktiv. Deswegen ist die zweite Aufnahme mal wieder "nackt", also ohne irgendeine Nachbearbeitung. Bei der ersten Aufnahme hatte ich etwas Hall drin.

Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, herauszufinden mit welchen Mikros, welcher Mikrofontechnik, welcher Entfernung und welcher Höhe ich in meinem Raum aufnehmen muss, damit es einigermaßen klingt...so ist man halt als Elektro-Ingenieur... Berufskrankheit. (Bevor jetzt einer zitiert und sagt: hätt'ste lieber geübt :015:)

Flügel mikrofonieren ist eine sehr spezielle Angelegenheit und was die Beschaller auf der Bühne mit den Flügeln "machen", nutzt für klassische Aufnahmen leider gar nix.

Wenn Du an weiterem Austausch interessiert bist, gerne. Ich lerne immer gern dazu...

@ChristianN und @StefanN: seid ihr eigentlich Brüder? 🙃
Nein, ich habe zwar einen Bruder, aber der treibt sich nicht hier herum ;-)

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Gestern Abend habe ich Sokolov live gehört ... in einem Wort: Unfassbar was der Mann am Flügel macht.
 

Ich fürchte unser Wissensstand ist recht ähnlich. Ich habe genauso mit Positionierung rumprobiert: je näher die Mikros sind, desto gnadenloser klingt es.

Ich mache inzwischen nur noch mit 2 Mikros, weil der Laufzeitausgleich bei 4 immer zu Phasenproblemen führt. Mein Stereopaar steht mit einer Art modifizierten ORTF (130Grad, 20cm) ca. 1m von der Beuge weg auf ca. 180 cm Höhe, also knapp über der offenen Klappe. Gehe ich tiefer wird der Bass zu wummerig.

Was hast Du für Mikros und welche Mikrofontechnik nimmst Du ?
 
Ich habe lineaudio om1, die ich momentan ähnlich aufstelle wie Du, sind allerdings Kugeln. Dann noch lineaudio cm4, kann also auch mit vier Mikros aufnehmen. Ich müsste man wieder eine Runde experimentieren...
 

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