Es soll Komponisten (bzw. deren Rechtsnachfolger) geben, die jegliche unautorisierte Bearbeitung untersagen, wenn sie ihrer gewahr werden...
Ein Szenario, das ich aus der Laienchorszene kenne, spielt sich regelmäßig in einer urheberrechtlichen Grauzone ab: Irgendwelche Hobbychöre oder Gesangvereine möchten ihr Repertoire modernisieren, da man mit "Ännchen von Tharau" und dergleichen nicht einmal mehr im lokalen Altersheim Begeisterungsstürme auslöst. Die als noch jung geblieben einzuschätzenden Vereinsmitglieder drängen darauf, endlich mal etwas Neueres zu singen. Weil es längst nicht alles fertig arrangiert zu kaufen gibt, nutzt man die mehr oder weniger große Begabung des Chorleiters, um einen selbstgeschriebenen Chorsatz geliefert zu bekommen und diesen einzuüben.
Was passiert dann, wenn der Verein stolz die Nummer beim nächsten Jahreskonzert präsentiert? Der Verein ist Mitglied im Chorverband und der Vorstand meldet brav die zur Aufführung gebrachten Beiträge zur Abrechnung der GEMA-Gebühren: Titel - Komponist - Textautor - Bearbeiter. Da der Chorleiter dem Urheber des Originals im Regelfall nicht seine Rechte am geistigen Eigentum abgekauft hat, verdient an diesem Projekt der Rechteinhaber und nicht der eigenmächtig notenschreibende Chorleiter. Ihm wird das Glück zuteil, ernten zu dürfen, ohne etwas gesät zu haben - deshalb tritt der Fall praktisch nie ein, dass eine solche Aufführung untersagt wird. Wer wehrt sich schon dagegen, Geld zu verdienen, für das man gar nicht arbeiten musste? Sollte der Chor nach dem Vorbild der Fischer- oder der Menskes-Chöre durch Funk und Fernsehen mit diesen Bearbeitungen überregional bekannt werden, wird es vielleicht doch einmal interessant. Aber ein Dorfgesangverein aus der Eifel oder aus dem Thüringer Wald wird wohl kaum nach der Aufführung eines Beatles-Songs ein wütendes Protestschreiben von
Mister Paul McCartney erhalten, weil da ein paar Landfrauen und ein paar Handwerksgesellen aus der deutschen Provinz seine Musik singen.
Wenn man so populär werden sollte, empfiehlt sich natürlich die vorsichtige Nachfrage bei Uwe Fahrenkrog-Petersen:
Popularität ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Bestandssicherheit: nach letzten öffentlichen Aktivitäten 2014 hat sich der Chor im Folgejahr aufgelöst.
LG von Rheinkultur