Applaus bei Konzerten in der Kirche

Konzert-Musiker einen Zwischendurch-Applaus gar nicht so gern moegen, da sie dabei ihre Konzentration verlieren. Stimmt das?
Jein!
Wenn ich z. B. Beethoven spiele, eine der mehrsätzigen Sonaten, dann überlege ich mir auch wie die Sätze zueinander stehen, welche Dramaturgie den ganzen Zyklus durchzieht; wenn dann nach dem ersten Satz applaudiert wird, ist diese Gesamtwirkung massiv gestört. Und das stört dann auch mich.
Ansonsten: Applaus ist immer gut - nach dem Stück/Zyklus.
Im kommenden Jahr werde ich ein Programm mit den beiden ersten Sonaten (jeweils in f-Moll) von Beethoven und Scriabin als erste Hälfte spielen und da werde ich möglicher-weise vorher verkünden, dass der Anschluss mit einer kurzen Pause - ich bleibe am Instrument sitzen - ohne Applaus besser funktioniert???
 
Gewissermaßen zur Häppchen-Ästhetik à la Klassik Radio degeneriert, weil man gar keine kompletten Werke mehr hört,
... und kennt.

Das ist eine Krankheit unserer Zeit!

Klassiker: Man kündigt als Zugabe an:
'Chopin; Etüde E-Dur op. 10,3'
... und blickt in freundlich-hilflose Gesichter.
Dann beginnt man zu spielen und hört das glückliche Aufseufzen im Publikum. Danach wird man gefragt, warum man nicht 'In mir klingt ein Lied' angesagt habe, was das wirre Zeug in der Mitte sollte, wer das für Klavier bearbeitet habe, .... !
 
Diese steife Aufführungspraxis heutzutage liegt mir auch nicht. Gerade die Klassikheimer, die froh sein könnten, wenn sich jemand wirklich freut. Aber nein, stattdessen wird
bekrittelt. Jaja, die vermaledeite Kundschaft.

Und ich wollte gerade einen Kommentar über die verborten Katholiken loslassen... :005:
"Sind Sie fromm?"
"Nee, Katholik."
 
... und kennt.

Das ist eine Krankheit unserer Zeit!
Naja.
Wenn man sich die Konzertprogramme ab dem späteren 18. Jahrhunderts bis ins 19. hinein anschaut, dann ist das für unser Empfinden ein wildes Durcheinander verschiedenster Musikgattungen und Besetzungen.
Also ein Arie aus einer Oper, eine Klaviersonate, dann eine Symphonie (ganz oder teilweise), dann vielleicht ein Satz aus einem Solokonzert, gefolgt von einem Streichquartett (ganz oder teilweise), dann sang ein berühmter Tenor eine Arie aus einem Bühnenwerk, das gerade in Mode war usw.. Gesamtdauer um die 3 Stunden oder mehr.
Alle Sätze von Applaus unterbrochen, der auch dazu da war, die Wiederholung einzelner Sätze zu veranlassen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Was uns zeigt: seit 300 Jahren heulen sie uns was vor. Dabei sollten sie von links brüllen "hier, spiel noch mal!" und von rechts "hier, spiel ma Sweet home Alabama!"
 
Was uns zeigt: seit 300 Jahren heulen sie uns was vor. Dabei sollten sie von links brüllen "hier, spiel noch mal!" und von rechts "hier, spiel ma Sweet home Alabama!"
Nö. Wenn du das 18. Jahrhundert in den heutigen Betrieb übertragen willst, dann bitte auch in einem Konzert, in dem ausschließlich Musik lebender Komponisten gespielt wird. Sonntagsnachmittagswunschkonzerthäppchen wie "Moonlight Sonata #1" oder "Nocturne #2 in E-flat major" bleiben dann schön außen vor.
 
Nun ja, es gibt eben lokale Ge- und Verbote. Oft ist Applaus dort, wo man sich besonders fromm gibt, unerwünscht. Ich würde beim Orgelkonzert sagen: am Schluss. Wenn dabei allerdings Instrumental- oder Gesangssolisten einen Auftritt bei einem Stück haben, kann man über den Zwischenapplaus nachdenken.
 

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