Anschlag aus der Luft - ja oder nein?

Dabei seit
22. Feb. 2007
Beiträge
5.134
Reaktionen
111
Auch wenn es schon einige Threads zum Thema gibt, will ich hier noch eine spezielle Diskussion zum Thema Anschlag anzetteln :)

Der Anschlag ist ein alltägliches Thema im Klavierunterricht, viele Klavierlehrer sind davon überzeugt, daß der Anschlag das A & O des Klavierspiels ist und daß man nur mit der richtigen Anschlagstechnik einen "schönen Ton" erzeugen kann.

Speziell sind sich die Fachleute aber darüber uneinig, wie ein guter Anschlag bewerkstelligt werden soll. Ich erinnere mich noch an mein Studium, wo uns im Methodik-Seminar erklärt wurde, der Finger soll nicht aus der Luft anschlagen, sondern direkt aus der Tastenberührung heraus. Was naturgemäß bei Sprüngen nicht ganz einfach zu realisieren ist 8)

Wie macht ihr das, bzw. wie habt ihr das gelernt?

Und gibt es anschlagstechnisch einen Unterschied zwischen dem Spielen von einstimmigen Läufen und von Akkorden? Eventuell auch abhängig vom Tempo und der Lautstärke des Stücks?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hä, ich versteh dauernd "Anschlag aus der Luft". Das klingt irgendwie terroristisch... :D

Zum Thema:
Ich habe gelernt, dass z.B. bei Sprüngen die Hand erst am Platz liegen muss, bevor die Tasten angeschlagen werden. Das heißt: erst springen, dann spielen - schön nacheinander. Sonst hat man zu wenig Kontrolle über den entstehenden Klang. Die Tasten werden also nicht aus der Luft heraus angeschlagen, sondern aus der Tastenberührung.

Ob das in der Praxis allerdings immer so funktioniert, kann ich nicht sagen. Dafür geht das beim Spielen einfach zu schnell. Bei schnellen Läufen wird sich das Anschlagen aus der Luft heraus kaum vermeiden lassen, weil nicht genug Zeit bleibt, den Finger erst auf der Taste abzulegen, bevor man diese schließlich drückt.

Grundsätzlich ist es für den Anschlag, denke ich, wichtig, dass jeder Finger beim Üben einzeln Aufmerksamkeit bekommt, so dass er quasi einen abgegrenzten Platz innerhalb des zu lernenden Bewegungsablaufs bekommt. Das geht am besten beim langsamen, konzentrierten Üben. Wenn der Bewegungsablauf dann im Tempo abläuft, sollte jeder Finger weiterhin seinen eigenen "Bewegungsimpuls" bekommen können, andernfalls "suppen die Bewegungen ineinander" und der Anschlag wird unsauber.

Ob es dann im Tempo so wesentlich ist, ob der Anschlag aus der Luft oder aus der Tastenberührung heraus erfolgt, weiß ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass das eher für langsameres Tempo gilt. Für schnelles Tempo ist die gute Trennung der Bewegungsimpulse für die einzelnen Finger wichtiger.

Grüße von
Fips
 
Hi Haydnspaß,

Anschlag aus der Luft: ja.

Mit der Höhe kann man bis zu einem gewissen Grad die Anschlagsstärke(-geschwindigkeit) steuern. Bei grösserem Abstand der Finger von den Tasten, hat der Finger länger Zeit zu beschleunigen und dadurch wird der Ton lauter/stärker.

Der Vorteil ist, dass man nur durch die Regelung des Abstands von den Tasten die Lautstärke kontrollieren kann. Man muss keine unterschiedlichen Finger/Hand/Arm-Bewegungen/Koordinationen beim Anschlag durchführen.

Gilt allerdings nur für Tonstärken oberhalb mf. Unterhalb mf (besonders p und pp) sollte man ubedingt mit den Fingern auf den Tasten spielen. Wird eigentlich durchgängig in der Literatur, die ich kenne, so empfohlen. (Aber das weisst du ja, als Klaviergott ;-) )

Ist z. B. hier so empfohlen/erklärt:

Notes from the Pianist's Bench (Taschenbuch) von Boris Berman

Gruß
 
Die Trennschärfe der einzelnen Bewegungen ist sicherlich ein Aspekt, der für den "Anschlag aus der Luft" spricht. Das Heben der Finger über den Tasten erhöht in jedem Fall die Schnellkraft der Sehnen. Andererseits kostet jede Bewegung, die der Finger über den Tasten vollzieht, Zeit und Energie. Das Heben der Finger über den Tasten erhöht in jedem Fall die Schnellkraft der Sehnen.

Ich versuche, wie Fips7 es schon beschrieben hat, meinen Schülern zu vermitteln, auch bei Sprüngen und Positionswechseln erst den Tastenkontakt aufzubauen und dann die Finger niederzudrücken. Im schnellen Tempo fließen zwar beide Bewegungsmomente zusammen. Wichtig ist mir jedoch, daß man nicht die innere Vorstellung des (deutschen) An-Schlags hat, sondern des französischen "touché" (an-/berühren).
 
hallo,
unseligerweise neige ich dazu, gelegentlich als Beispiele für spezielle manuelle Probleme Klavierwerke zu zitieren, die als sehr schwierig gelten (wofür ich auch schon Schelte eingesteckt habe) - aber da ich gelehrig bin, versuche ich, mir das abzugewöhnen.
zur Frage hier: allgemein kostet der Weg zu den Tasten Zeit, und wenn man bedenkt, dass man in sehr schnellen Stücken zwischen den einzelnen Noten nun wirklich kaum "Zeit" hat, dürfte jede zeitraubende große Bewegung ein Problem sein. So gesehen: wenn schon "aus der Luft anschlagen", dann mit möglichst geringem Weg - auch bei "Sprüngen" kann die Bewegung zwischen zwei Noten relativ flach gehalten werden (und üben sollte man das meiner Ansicht nach immer mit blitzschneller Bewegung, aber spürbarem Berühren/Fassen der Taste, die dann eben "dran" ist: schnell bewegen, lange berühren und langsam spielen)
Liszt hatte über zu auffälliges "Gefuchtel" über den Tasten gesagt: "machen Sie keine Omelette" - aber es gibt auch "Beobachter", welche überliefern, seine Hände seien mehr in der Luft als auf den Tasten gewesen... wer weiss, was die ihn da gerade hatten spielen sehen (wohl kaum das adagio der Mondscheinsonate) :)
ein Spezialfall sind wohl trommelwirbelartige Tremoli, in denen beide Hände abwechselnd anschlagen - allerdings geht das auch mit minimaler, d.h. kaum wahrnehmbarer Hubhöhe der Unterarme bzw. Handgelenke - Geschmackssache
(insgesamt mag ich den Begriff an"schlagen" nicht so sehr)
Gruß, Rolf
 
Hä, ich versteh dauernd "Anschlag aus der Luft". Das klingt irgendwie terroristisch... :D

Ja, das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen. :)


Zum Thema:
Ich habe gelernt, dass z.B. bei Sprüngen die Hand erst am Platz liegen muss, bevor die Tasten angeschlagen werden.

Davon hab ich auch schon gehört. Das geht aber in der Praxis nur bei langsamen Stücken. Bei der Campanella-Etüde geht das sicher nicht.

Grundsätzlich ist es für den Anschlag, denke ich, wichtig, dass jeder Finger beim Üben einzeln Aufmerksamkeit bekommt

Dazu kann ich nichts sagen - ich spiele normalerweise nicht mit den Fingern 8)


Mit der Höhe kann man bis zu einem gewissen Grad die Anschlagsstärke(-geschwindigkeit) steuern. Bei grösserem Abstand der Finger von den Tasten, hat der Finger länger Zeit zu beschleunigen und dadurch wird der Ton lauter/stärker.

Das wäre die Theorie: je größer der Anlauf, umso lauter der Ton.
Meine Entdeckung in der letzten Zeit ist aber eher das Gegenteil: je größer der Anlauf, umso feiner kann man die Geschwindigkeit dosieren. Ich benutze also große (Hand-)bewegungen bevorzugt für leise Akkorde und Einzeltöne.

Ist z. B. hier so empfohlen/erklärt:

Notes from the Pianist's Bench (Taschenbuch) von Boris Berman

Wenn das der Boris Berman ist, der die Berio Sequenza spielt, dann ist es ein sehr guter Pianist. Das Buch werd ich mir mal besorgen müssen.


Die Trennschärfe der einzelnen Bewegungen ist sicherlich ein Aspekt, der für den "Anschlag aus der Luft" spricht. Das Heben der Finger über den Tasten erhöht in jedem Fall die Schnellkraft der Sehnen.

Mit Anschlag aus der Luft meinte ich eigentlich nicht vergrößerte Fingerbewegungen, sondern die Bewegung der Hand in Richtung Tastatur. Die Finger beweg ich ja nicht.

Daß du den Begriff Anschlag nicht magst, kann ich nachvollziehen. Trotzdem ist es ein Anschlag - der Hammer schlägt gegen die Saiten. Ich bin mit dir einig, daß die Finger normalerweise nicht auf die Tasten schlagen sollen.

hallo,
unseligerweise neige ich dazu, gelegentlich als Beispiele für spezielle manuelle Probleme Klavierwerke zu zitieren, die als sehr schwierig gelten (wofür ich auch schon Schelte eingesteckt habe) - aber da ich gelehrig bin, versuche ich, mir das abzugewöhnen.

Gerade hier wärs jetzt interessant für mich gewesen, wie du z.B. die Campanella spielst. Du hast schon öfter davon gesprochen, daß die Hand von einer Position in die nächste fallen soll. Da wäre ja ein Abbremsen vor dem Anschlag ziemlich kontraproduktiv, oder hab ich das falsch verstanden?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe nur zwei Dinge gesagt bekommen:

1. es muß so klingen, wie man will
2. der "schöne weiche" Anschlag wird eher durch Drücken als durch Schlagen erzielt.

Und ehrlich gesagt, glaube ich auch, daß man den Rest selbst lernen muß, sobald man weiß, welchen Klang man will. Es ist einfach zu Situationsabhängig, um da allgemeine Richtlinien zu geben. Und wenn ich auf dem Flügel meines Lehrers mal einen harten Klang will, reicht ein zusätzlicher Impuls aus dem Handgelenk, zu hause auf dem Kleinklavier muß ich schon fast gewalttätig werden.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Gerade hier wärs jetzt interessant für mich gewesen, wie du z.B. die Campanella spielst. Du hast schon öfter davon gesprochen, daß die Hand von einer Position in die nächste fallen soll. Da wäre ja ein Abbremsen vor dem Anschlag ziemlich kontraproduktiv, oder hab ich das falsch verstanden?

hallo,

zur ersten Frage: sehr leise, sehr zart und ziemlich schnell, allerdings so, dass das piu mosso am Ende als wirklich schneller wahrgenommen wird.

zur zweiten: wenn ein Finger automatisch auf eine Taste gefallen ist, dann ist er vorbereitet, sie irgendwann danach zu spielen (und wenn das funktioniert hat, hat er keine Chance, was falsch zu machen) - auf die Taste fallen ist also für das Training der automatischen Treffsicherheit nicht die Bewegung, die in den "Anschlag" führt. Das kann man sinnvoll auch mit den ersten beiden Themavarianten in La Campanella trainieren: blitzschnell von Berührung zu Berührung bewegen, aber lange warten, um aus der Berührung den Ton (wie man ihn sich vorstellt) zu spielen. Das nivelliert sich allmählich: die Bewegung wird etwas ruhiger, die Töne folgen schneller aufeinander - und in den Fingern, in der Hand, im Arm ist das Gefühl der automatischen Treffsicherheit. Es geht also darum, die Angst und damit die Verkrampfung a priori zu überlisten oder auszutricksen - denn ohne diese "Befürchtungen" und ohne rückwärts blickendes kontrollieren ist La Campanella gar nicht mehr so teuflisch schwierig!! Anstrengend ist es ab piu mosso, aber da gelten ohnehin andere Trainingsbedingungen (weil andere manuelle Aufgaben, z.B. Oktavrepetitionen)

insgesamt spiele ich diese Etüde nicht gern, und das aus dem einfachen Grund, dass sie immer zu sehr "be-äugt" und zu wenig "ge-hört" wird - darum taucht sie bei mir nur selten als Zugabe auf. ich weiss, dass man sich über die 32stel-Triller mit 4-5 oder 3-5 ärgern kann, ich finde die ok. sofern man trainiert hat, dass die Hände und Arme überall "weich" sind, ist bis piu mosso alles sehr übersichtlich und angenehm - nur schade, dass kein Flügel das Thema so sanft und süß wie die originale Violine bringen kann :)

(eigentlich wollte ich mir dergleichen abgewöhnen - also war das ein Rückfall infolge zweier Fragen) Gruß, Rolf
 
hallo,

zur ersten Frage: sehr leise, sehr zart und ziemlich schnell, allerdings so, dass das piu mosso am Ende als wirklich schneller wahrgenommen wird.

zur zweiten: wenn ein Finger automatisch auf eine Taste gefallen ist, dann ist er vorbereitet, sie irgendwann danach zu spielen (und wenn das funktioniert hat, hat er keine Chance, was falsch zu machen) - auf die Taste fallen ist also für das Training der automatischen Treffsicherheit nicht die Bewegung, die in den "Anschlag" führt.


Eigentlich wollte ich nur gern wissen, ob du die Sprünge aus der Luft anschlägst. Aus deiner Antwort werde ich nicht recht schlau.
 

Eigentlich wollte ich nur gern wissen, ob du die Sprünge aus der Luft anschlägst. Aus deiner Antwort werde ich nicht recht schlau.

beim "üben" warten die Finger auf den berührten Tasten, also schlagen sie dann nicht aus der Luft an. verkürzt man die Wartezeit mehr und mehr, so sieht es gewiss so aus, als würden die Finger seitlich (wie von der Seite) auf die Tasten geworfen, aber der "Anschlag" selber geht doch automatisch eher nach unten: also die Finger schlagen dort eher nicht "aus der Luft" an, jedenfalls fühlt sich das für mich so an (sehen kann ichs beim spielen nicht, denn ich schaue den Fingern nie zu). als eine Art "kriminalistisches Indiz" die paar Stellen im zweiten Themadurchgang mit den klein gestochenen Verzierungen (z.B. 1/2/3 - 5 - 1 - 5 -1 - 5 - 2/1 - 5 usw.): wenn man von fisis über gis ins ais "rollt", dann gewiss nicht irgenwie von weit oben oder so - es sieht im Tempo so aus, als würden die Finger gegen die Tasten geworfen (also aus der Luft), aber es sind kombinierte Armschwünge und minimale Fingerbewegungen - - - - ich hatte da zuvor was über die Sicherstellung der Treffsicherheit gesagt und erklärt, warum dafür der Bewegungsvorgang zerlegt werden sollte.
ich hoffe, trotz nächtlicher Stunde das halbwegs noch erklärt zu haben, jedenfalls so, wie es mir damit geht
liebe müde Grüße, Rolf
 
@rolf

Dankeschön für die nochmalige Beschreibung deiner Herangehensweise an die Campanella-Sprünge! Ich übe solche Sachen zwar etwas anders, aber es klingt sehr logisch und als Üb-Methode finde ich die "unterbrochene" Spielweise (erst springen, dann anschlagen) eine interessante Idee.
 
Hi ihr 2 Klaviergötter,

mit dem Springen und dann Tasten/Suchen hab' ich bei Abby Whiteside

Indispensables of Piano Playing von Abby Whiteside

Mastering the Chopin: Etudes and Other Essays von Abby Whiteside

folgendes gelesen:

  • Die Positionierung der Hand/Finger sollte ausschliesslich durch den Oberarm im Schultergelenk erfolgen.
  • Die Lokalisierung nur durch den Oberarm und nicht durch Finger/Unterarm soll man bewusst isoliert trainieren
  • Wenn die Bewegung gut geübt wird, ist die unbewusste Positionierungsgenauigkeit hoch genug auch bei weiten Sprüngen die Taste direkt zu treffen.
  • Vorteil: Es wird die Taste(n) direkt getroffen und keine Zeit für etwaige Nachpositionierung benötigt. Es ist eine musikalische Bewegung/Hörbewegung

Üben tut man es z. B. so:
  • Mit dem Mittelfinger ohne Fingerbewegung nur durch eine Oberarmbewegung z. B. das mittlere C anschlagen.
  • Dann den Finger nur durch eine Oberarmdrehung in einer Art Kreisbewegung zur anderen Taste z. B. C 2 Oktaven höher bewegen und anschlagen
  • Das ganze wieder zurück zum ursprünglichen Ton.
  • Die ganzen Bewegungen kommen nur aus dem Oberarm
  • Mehrmals wiederholen und dabei das Treffen der Tasten nicht mehr durch Hinschauen kontrollieren sondern nur noch durch die gespürte Bewegung.
  • andere Intervalle/Sprünge üben


Gruß

Ps: Ich hab's natürlich auch selber angewendet und gute Erfahrung damit gemacht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die ganzen Bewegungen kommen nur aus dem Oberarm

Das ist aber ein bißchen ungenau formuliert. Der Oberarm kann sich auf verschiedene Weise bewegen:

- durch Insichdrehen des Oberarms (Auswärtsdrehen des Unterarms mit beibehaltener Ellenbogenposition)

- durch seitliches Hochheben des Oberarms (der Ellenbogen bewegt sich nach rechts, der Unterarm geht mit)

zusätzlich gibt es unterschiedliche denkbare "Flugkurven" der Hand

Ich ziehe es vor, von der Hand her zu denken und den Oberarm von dort ins Schlepptau zu nehmen.
 
Hi Haydnspaß,
Das ist aber ein bißchen ungenau formuliert. Der Oberarm kann sich auf verschiedene Weise bewegen:

- durch Insichdrehen des Oberarms (Auswärtsdrehen des Unterarms mit beibehaltener Ellenbogenposition)

- durch seitliches Hochheben des Oberarms (der Ellenbogen bewegt sich nach rechts, der Unterarm geht mit)

zusätzlich gibt es unterschiedliche denkbare "Flugkurven" der Hand

ja, ich hab' extra nur Oberarm geschrieben, weil die Bewegungen natürlich komplexer sind und schwierig zu beschreiben. Man muss es einfach ausprobieren und ein bischen mit den möglichen Bewegungen experimentieren.
Aber die Bewegungen sollen nur aus dem Oberarm/Schultergelenk kommen.

Ich ziehe es vor, von der Hand her zu denken und den Oberarm von dort ins Schlepptau zu nehmen.

Das ist genau das, was nach Abby Whiteside vermieden werden sollte. Die Positionierung sollte ihren Ursprung in der Oberarm Bewegung haben.
Probier's halt mal aus, vielleicht führt es ja auch bei dir zu besseren Ergebnissen. ;-)

Gruß
 
puhhh....
Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine extreme Erfahrung: meine Professorin war Franzosin und hat viel mit "aus der Luft" und auch viel mit Armbewegungen gearbeitet. Und dann hab ich einen Meisterkurs beim Kämmerling gemacht --- und ich konnte fast nicht spielen, wil er meinen Ar festgehalten hat und gemeint hat, alles kommt nur aus den Fingern, und die Bewgungen sollten möglichst klein sein.
Mei Salzburger Prof, der danach kam, war ähnlicher Ansicht, min jetziger vertritt eine Mischung aus beidem.
Und ich finde, er spielt am besten von all diesen *lach*
Ich hab dazu keine Literatur gelesen und finde diese Diskussion total spannend. Was ich nur aus eigener Erfahrung sagen kann, ist auf alle Fälle: je kleiner die Bewegungen von der gesamten Apparatur, desto schneller kann man spielen. Wenn ich Etüden übe, bewege wahrscheinlich viel weniger als bei einem langsamen Satz einer Sonate...swobei ih auch da gemerkt habe, dass es für das eigene Zuhören bei mir gut ist, sich Bewegungsmäßig zu reduzieren. Stark.
Wie empfindet ihr das?
Auf der andere Seite übe ich manche Stellen ode gar Stücke (zum Beispiel eine Gigue von bach oder so) auch gerne mal im Staccato und völlig aus der Luft hereuas (trotzdem bewegen sich bei mir inzwischen fast nur noch die Finger, das sehe ich bei Kämmerling schon ein) weil dann der Ton brillianter wird. Scheint mir. Auch wenn ich es natürlich letztlich nicht im Staccato vortrage ;-)
Und bei Sprüngen bin ich sehr zweigeteilt. Die meisten Lehrer, die ich soweit hatte, haben mir beigbracht, dass man Sprünge stumm übt - möglichst schnell an den richtigen platz und dann anschlagen. Mein Jetziger Prof dagegen vergleicht das gerne mit "einen Bleistift in die Hand nehmen". Da machen wir ja auch kene zackigen, raschen Bewegungen, um plötzlich innezuhalten und dann zu greifen. Sondern wir wirssen einfach: da liegt der Stift und nehmen in, basta.
Seine Art ist dann, entsprechend auch zu üben: erst langsam vorzugehen, nd einfach herausfinden, wo denn die Tasten liegen und welche töne man da überhaupt spielt.
Ich mache es mal so, mal so. Keine Ahnung. Ich sag euch dann in zehn Jahren, was ich mir langfristig angewöhnt habe ^^

Ciaoi
 
puhhh....
Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine extreme Erfahrung: meine Professorin war Franzosin und hat viel mit "aus der Luft" und auch viel mit Armbewegungen gearbeitet. Und dann hab ich einen Meisterkurs beim Kämmerling gemacht --- und ich konnte fast nicht spielen, wil er meinen Ar festgehalten hat und gemeint hat, alles kommt nur aus den Fingern, und die Bewgungen sollten möglichst klein sein.
Mei Salzburger Prof, der danach kam, war ähnlicher Ansicht, min jetziger vertritt eine Mischung aus beidem.
Und ich finde, er spielt am besten von all diesen *lach*

..........

wow, das nenn ich eine Karriere :)

Ist wirklich interessant, wie unterschiedlich die Ansichten sein können, auch unter den bekannten Koryphäen
 
hallo,

gottlob sind wir alle von ziemlich undurchsichtiger Haut überzogen... sonst müsste man ja noch überwachen, welche Muskeln wo gerade was machen, damit wir ein paar Sprünge treffsicher ausführen... ... :)

mal abgesehen davon, dass "üben müssen" ja zeitraubend und lästig ist, wenn man etwas lieber gleich können möchte, folgende Überlegung:
wann und wo sind Sprünge so richtig gemein?
- wenn beide Hände kreuz und quer gleichzeitig und schnell "springen"

Natürlich sind dann allerlei Nerven, Muskeln und Bänder (und diverse Bereiche des Bio-Computers im Denkgehäuse) beteiligt - und selbstredend sind die Beuge- und Streckmuskeln im Oberarm (und die ihn selber bewegenden Muskeln) beteiligt. Das ist Physiologie, Anatomie - und wenn man, wie empfohlen, sich mal auf die Armtätigkeit konzentriert, so ist auch das ein Weg, sich von der "Angst vor ungenauem treffen" zu lösen.

ich will nicht beurteilen müssen, ob speziell diese Aufmerksamkeit zur automatischen Internalisierung solcher Bewegungsabläufe hilfreicher oder sinnvoller als andere ist - ich habe das allerdings bei Sprungstellen bislang nicht so gemacht. Mir erscheint das rechzeitige voraus-berühren natürlicher, einfach weil es ohnehin überall mehr als nur nützlich ist (jedenfalls wenn man sich inklusive der Treffsicherheit an ein Klavierwerk gewöhnen will) und weil es ein Gefühl der Sicherheit bewirkt.

während des spielens schneller Sprungstellen im Tempo sollte man allerdings möglichst nichts ablenkendes denken (a la "zuckt der Bizeps auch wirklich richtig?"), sondern nur den Klang bzw. die Melodie denken/erleben/wollen.

Haydnspaß hat ja La Campanella als (vermutlich extremes) Beispiel gewählt und gefragt, wie man das üben würde, was ich aus meinem Kenntnisstand beantwortet habe. übrigens kann ich die beiden ersten Themavariationen rechts blind spielen, für die banale l.H. aber muss doch hinschauen - evtl. wirkt da durchaus das mit, was Whiteside empfiehlt/erklärt. Vermutlich ist es einfach so, dass man den Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann, weil er mehrdimensional ist. Meine Perspektive ist allein praktisch orientiert, mich interessiert also eigentlich nur, dass es möglichst reibungslos funktioniert und dass der Weg dahin möglichst wenig Arbeit macht (in diesem Sinn meine zusammenfassende Konzentration auf das ständige automatische vorausfallen/vorausberühren während des sich angewöhnens bzw. des sich anpassens an ein Klavierstück)

"wenn man mich hinterher fragt, wie ich es gemacht habe, dann geht es nicht mehr" hiess es irgendwo einmal: das leuchtet mir ein. das wissen um anatomische, kinetische, geistige, neuronale etc. funktionen und abläufe ist interessant und lehrreich, vor allem wenn man anhand einzelner aspekte mängel oder fehlverhalten korrigiert, aber WÄHREND des spielens sollte man weder abgelnkt werden noch sich selber ablenken. wie beschreibt man das? in La Campanella muss ich während des spielens weder einzelne Töne aufsagen noch wissen wie sie heissen, bestenfalls sehe ich einen bestimmten Bereich der Tasten (des zu "begehenden" Terrains" voraus und dort läuft oder hüpft oder singt dann eben die Melodie.

üben ist nicht spielen!

spielen kommt danach und sollte nicht als beweis fürs richtige üben kontrolliert werden.

(wie mans auch dreht kommt man in heikle Überlegungen)

was mir noch einfällt: die Armbewegung zw zwei weit entfernten Tasten ist für mich eher ein "Schwung" als "springen" - "Sprungstellen" ist wohl eher eine irgendwie visualisierende Metapher für den Höreindruck. mir genügt es, zu wissen, dass der Arm / die Arme zwischen den Tasten hin und her schwingen und dass gekoppelt an diesen an sich simplen Vorgang kleine Fingerbewegungen (klar aus den entsprechenden Armmuskeln) ebenfalls stattfinden. ach ja: man muss bei La Campanelle die r.H. auch nicht irrsinnig spreizen, maximal sowas a la Oktave genügt zw 1. und 5. Finger.

mehr fällt mir dazu nicht ein.

liebe Grüße, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mein Jetziger Prof dagegen vergleicht das gerne mit "einen Bleistift in die Hand nehmen". Da machen wir ja auch kene zackigen, raschen Bewegungen, um plötzlich innezuhalten und dann zu greifen. Sondern wir wirssen einfach: da liegt der Stift und nehmen in, basta.

klar, darauf läufts hinaus - aber wenn man bei basta angelangt ist, dann braucht mans ja nicht mehr üben: dann kann mans :)
 

Zurück
Top Bottom