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Ijon Tichy
Guest
Hallo,
Herzliche Grüße!
Ganz sicher nicht!oder bin ich da komplett auf dem Holzweg?
Ich hätte nicht behaupten wollen, dass andere Musik ohne eine Grundlage, ohne einen Rahmen, ohne eine Vorstellung, die ihr zugrundeliegt, komponiert werde. Auch Beethoven nicht! - Oder vielleicht: gerade Beethoven nicht. Daher ist die Gegenüberstellung Bach – Beethoven eine ganz sinnvolle. Bach hat, fernab von sowas wie der chromatischen Fantasie und Fuge, nur wenig wirklich Kolossales, man will gar sagen Monströses, geschaffen. Bach verarbeitet sein musikalisches Material auf erheblich kleinerem Raum, horizontal wie vertikal. Während Beethoven eine ganze Sonatensatzexposition nutzt, um zwei kontrastierende Themen einander gegenüberzustellen, tut Bach das sozusagen parallel, indem er beispielsweise in einer Fuge Subjekt und Kontrasubjekt unmittelbar miteinander verwebt – wobei dabei natürlich gesagt sein muss, dass das Kontrasubjekt im Grunde nie den Rang des Subjekts innehat und dass oftmals auch ein Kontrasubjekt gar nicht beibehalten wird. Dialektisch ist beides. Beethoven wohnt bloß eine erheblich größere Suggestivkraft inne, weil sich die Musik beim Anhören vermeintlich besser begreifen lässt – aber auch Adorno wusste, dass das, was die meisten Menschen unter „Musik verstehen“ verstehen, kaum über das hinausragt, was notwendig ist, um ein Pop-Stückchen mitsummen zu können.Bei Beethovens Sinfonien, z.B. der fünften oder der neunten, kann man ihr konstruktives Element wohl kaum verleugnen, aber ich glaube, der teilweise etwas plakative, mächtige Gefühlsausdruck überdeckt diesen Sachverhalt, gleiches bei den Sonaten.
Da denke ich an Glenn Gould, der über die, wie schon oben gesagt, monströse chromatische Fantasie und Fuge, sagt: „You see, that's Bach for people who do not like Bach.“Bachs Klangsprache ist aber eine ganz andere, weil sie auf dicke f-ff Akkorde verzichtet, das Unisono scheut, den Ambitus wesentlich enger nimmt und auf die Gegenüberstellung harter Kontraste eher verzichtet.
Herzliche Grüße!
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