Zitat von Hartmut:
Was sagt Elio dazu, der ja offensichtlich auch ein hervorragender Vom- Blatt- Spieler ist?
Naja, hervorragend ist übertrieben, auch aufgrund meiner Beschränkung in der Technik :) Ich beziehe die Fragen jetzt mal auf mich und versuche mal deutlich zu machen, wie es bei mir ist.
Ich kann jede Tonart (bis 7 Vorzeichen) gleich gut vom Blatt spielen, natürlich mag ich manche Tonarten weniger (z.B. ohne Vorzeichen, weil sie technisch schwieriger zu spielen sind) aber das Notenlesen läuft automatisch. Ich hab am meisten Probleme damit richtig gut vorausschauend zu spielen, damit man sich an keiner Stelle die Finger verknotet, auch wenn das in gewissen Tonarten und einfacheren Stücken sehr gut funktioniert, weil bestimmte Standardfingersätze funktionieren. Aber eine Bachfuge ordentlich vom Blatt zu spielen ist für mich eigentlich unvorstellbar :)
Zitat von Hartmut:
wenn du beim Spielen Noten benutzt, kannst du dich dann wirklich auf das Interpretieren konzentrieren?
Ohne Noten ist bei mir das Interpretieren einfacher, das hängt aber auch mit der Komplexität des Stückes zusammen. Bei komplexen Stücken ist das mit der Interpretation schwieriger. Unbekannte Stücke muss ich schon 2-3x "vom Blatt" spielen um Besonderheiten zu erkennen etc. Für eine ordentliche Interpretation ist schon ein richtiges Üben erforderlich, Arbeit an Fingersätzen etc..
Zitat von Hartmut:
Was sind bei dir die Abläufe im Kopf beim Spielen?
Eigentlich sind mir da keine bewusst :) Jedoch denke ich manchmal im Kopf voraus und sehe den Noten an, wie das Stück jetzt melodisch weiterläuft, jedoch nicht immer gleich gut.
Viele Stücke die ich schon öfter gespielt habe, kann ich vom Blatt spielen, vielleicht nicht mehr ganz so gut wie ich sie mal konnte, das würde wieder ein regelmäßiges Üben verlangen.
Auswendig kann ich eigentlich relativ wenig und manches nur passagenweise. Mein Repertoire ohne Noten, was mit jetzt so aus dem Kopf einfällt:
Schumann - Von fremden Ländern und Menschen,
Schumann - Carnaval "ValseNoble"
Schumann - Carnaval "Chopin"
Satie - Gnossienne nr.1
Poulenc - Perpetuum Mobile Nr1
Chopin- Walzer h-moll, a-moll op posth.
Schubert - Moment musicaux f-Moll
Joplin - Magnetic Rag
Naja, und das wars dann leider auch schon ):
Darüberhinaus kann ich von vielen Stücke nur die ersten 10-15 Takte.
Eigentlich schade.
Der Vorteil ist, dass ich viele Stücke gemäßigten Schwierigkeitsgrades, welche ich schon gespielt habe mit Noten direkt nachspielen kann ohne sie zu üben. Der Nachteil ist, dass ich relativ wenig auswendig kann und immer stapelweise Noten mir mir rumschleppen müsste :)
Viele Grüße,
Elio