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- 25. Feb. 2013
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Offensichtlich bewegte sich Musik schon immer im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. In diesem Sinne fasziniert mich schon länger die Frage, welche (Klavier)musik zum Zeitpunkt ihres Erscheinens, unabhängig von der konkreten Epoche, für die zeitgenössische Ohren besonders "modern", "innovativ"und/oder "radikal" geklungen hat.
Diese Frage drängte sich für mich zum ersten mal auf, als ich (zufällig) kurz hintereinander Stockhausens Klavierstück IX und Mozarts Klaviersonate KV332 hörte. Irgendwie empfand ich eine gewisse Verwandschaft zwischen diesen Werken: Mozarts Klaviersonate KV332 durchbricht schon im ersten Satz mit einer collagenhaften Kompositionstechnik (die in kürzester Zeit zwischen liedhaftem, Kanon, Bläsersatz und opernhafter Dramatik wechselt) direkt zu Beginn (zumindest nach meinem Empfinden) die Konventionen der damaligen Zeit. Der letzte Satz der Sonate schließlich greift zahlreiche Themen und Motive aus den ersten beiden Sätzen wieder auf, was einen (für mich ebenfalls "modernen") satzübergreifenden Bogen spannt, und somit eine gewisse "Einsätzigkeit" in der Sonatenform "vorwegnimmt". Ich stelle mir immer wieder vor, dass diese Sonate für manche Zuhörer der damaligen Zeit ebenso grotesk geklungen haben muss, wie Stockhausens Klavierstück IX auf manche heutigen Ohren wirkt.
Motiviert durch diese Beobachtung begann ich, noch mehr Klavierwerke zu "sammeln", welche – über alle Stilepochen hinweg – auf eine "ähnliche" Art und Weise radikal innovativ waren, wie ich es bei Mozarts KV332 und Stockhausens Klavierstück IX empfunden habe, und von manchen zeitgenössischen Ohren deswegen als grotesk/skuril bezeichnet worden wären. Ich möchte mal ein paar Beispiele nennen. In Klammern schreibe ich, was ich innovativ finde.
- Präludium super D aus dem Buxheimer Orgelbuch, Nr. 232c (um 1460/70, nach meinem Empfinden eine für diese Zeit sehr expressive Harmonik).
- G. H. Stölzel (1690 - 1749), enharmonische Sonate aus dem musikalischen Allerley. (Innovative Harmonik, einfach mal auf youtube eingeben).
- J. S. Bach (1685 - 1750), die Gigue aus der Englischen Suite in d-Moll. (Extreme Chromatik bei minimaler Melodik und starker motorischer Komponente)
- C. P. E. Bach (1714 - 1788), vieles aus den "Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber". (Form, Harmonik, Melodik, ... gibt hier vieles, was innovativ wirkt)
- A. Reicha (1770 - 1836), 36 Fugen für Klavier (Verrückte Themen wie in Fuge 18, 5/8-Takt wie in Fuge 20, 6/8+2/8-Takt wie in Fuge 28, unterschiedliche Taktarten in den verschiedenen Stimmen wie in Fuge 30)
- A. Reicha, Etüden für Klavier (auch hier allerhand witziges: L.H. und R.H. mit verschiedenen Vorzeichen notiert, 5/8-Takt, eine "Schlüsseletüde" für veschiedene Schlüssel, ...)
- W. A. Mozart, Gigue KV574 und Menuett KV355 (Chromatik und Dissonanzen)
- Chopins Etüden. (Etüden mit exorbitanter Virtuosität als Konzertstücke)
- Debussy, z.B. Voiles aus den Preludes (Ganztonskala)
- Prokofievs Toccata. (Abwesenheit einer Melodik).
- Ligeti, Musica Rircercata und Etüden
- Stockhausen, Klavierstücke
Warum eröffne ich diesen Thread? Nunja, aus zwei Gründen: Erstens bin ich gespannt, was für Stücke ihr so "an Land zieht". Besonders würde mich hier natürlich nicht-zeitgenössische Musik interessieren, also von Vorbarock bis zum zweiten Weltkrieg. Außerdem würde ich mich auch freuen, eine Diskussion zu diesem Thema anzustoßen. Was war modern in verschiedenen Epochen? Ist mein Gleichnis zu KV332 und Stockhausens Klavierstück IX schlüssig? Und zuletzt noch etwas konkretes: Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass es in Sorabjis Etüden sehr besondere Stücke gibt, welche angeblich teilweise Ligeti vorwegnehmen (weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe). Habt ihr da konkrete Beispiele?
Diese Frage drängte sich für mich zum ersten mal auf, als ich (zufällig) kurz hintereinander Stockhausens Klavierstück IX und Mozarts Klaviersonate KV332 hörte. Irgendwie empfand ich eine gewisse Verwandschaft zwischen diesen Werken: Mozarts Klaviersonate KV332 durchbricht schon im ersten Satz mit einer collagenhaften Kompositionstechnik (die in kürzester Zeit zwischen liedhaftem, Kanon, Bläsersatz und opernhafter Dramatik wechselt) direkt zu Beginn (zumindest nach meinem Empfinden) die Konventionen der damaligen Zeit. Der letzte Satz der Sonate schließlich greift zahlreiche Themen und Motive aus den ersten beiden Sätzen wieder auf, was einen (für mich ebenfalls "modernen") satzübergreifenden Bogen spannt, und somit eine gewisse "Einsätzigkeit" in der Sonatenform "vorwegnimmt". Ich stelle mir immer wieder vor, dass diese Sonate für manche Zuhörer der damaligen Zeit ebenso grotesk geklungen haben muss, wie Stockhausens Klavierstück IX auf manche heutigen Ohren wirkt.
Motiviert durch diese Beobachtung begann ich, noch mehr Klavierwerke zu "sammeln", welche – über alle Stilepochen hinweg – auf eine "ähnliche" Art und Weise radikal innovativ waren, wie ich es bei Mozarts KV332 und Stockhausens Klavierstück IX empfunden habe, und von manchen zeitgenössischen Ohren deswegen als grotesk/skuril bezeichnet worden wären. Ich möchte mal ein paar Beispiele nennen. In Klammern schreibe ich, was ich innovativ finde.
- Präludium super D aus dem Buxheimer Orgelbuch, Nr. 232c (um 1460/70, nach meinem Empfinden eine für diese Zeit sehr expressive Harmonik).
- G. H. Stölzel (1690 - 1749), enharmonische Sonate aus dem musikalischen Allerley. (Innovative Harmonik, einfach mal auf youtube eingeben).
- J. S. Bach (1685 - 1750), die Gigue aus der Englischen Suite in d-Moll. (Extreme Chromatik bei minimaler Melodik und starker motorischer Komponente)
- C. P. E. Bach (1714 - 1788), vieles aus den "Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber". (Form, Harmonik, Melodik, ... gibt hier vieles, was innovativ wirkt)
- A. Reicha (1770 - 1836), 36 Fugen für Klavier (Verrückte Themen wie in Fuge 18, 5/8-Takt wie in Fuge 20, 6/8+2/8-Takt wie in Fuge 28, unterschiedliche Taktarten in den verschiedenen Stimmen wie in Fuge 30)
- A. Reicha, Etüden für Klavier (auch hier allerhand witziges: L.H. und R.H. mit verschiedenen Vorzeichen notiert, 5/8-Takt, eine "Schlüsseletüde" für veschiedene Schlüssel, ...)
- W. A. Mozart, Gigue KV574 und Menuett KV355 (Chromatik und Dissonanzen)
- Chopins Etüden. (Etüden mit exorbitanter Virtuosität als Konzertstücke)
- Debussy, z.B. Voiles aus den Preludes (Ganztonskala)
- Prokofievs Toccata. (Abwesenheit einer Melodik).
- Ligeti, Musica Rircercata und Etüden
- Stockhausen, Klavierstücke
Warum eröffne ich diesen Thread? Nunja, aus zwei Gründen: Erstens bin ich gespannt, was für Stücke ihr so "an Land zieht". Besonders würde mich hier natürlich nicht-zeitgenössische Musik interessieren, also von Vorbarock bis zum zweiten Weltkrieg. Außerdem würde ich mich auch freuen, eine Diskussion zu diesem Thema anzustoßen. Was war modern in verschiedenen Epochen? Ist mein Gleichnis zu KV332 und Stockhausens Klavierstück IX schlüssig? Und zuletzt noch etwas konkretes: Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass es in Sorabjis Etüden sehr besondere Stücke gibt, welche angeblich teilweise Ligeti vorwegnehmen (weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe). Habt ihr da konkrete Beispiele?
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