mick
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Schmitt war zumindest ein wesentlich besserer Komponist als Hanon, wage ich zu behaupten.
Zweifellos. Allerdings hat Hanon diese Messlatte auch auf Ameisenkniehöhe gelegt.
Man kann unter ganz bestimmten Umständen mal eine mehr oder weniger "unmusikalische" Übung durchführen - Zielführendes gibt es in dieser Hinsicht bei Brahms, Liszt, Busoni oder Cortot. Sinnvoll ist das aber nur, um ein ganz spezielles musikalisch-technisches Problem zu vertiefen, das einem in der Literatur begegnet und mit dem man evt. nicht so recht weiter kommt. Diese Übungen zu benutzen, um quasi auf Vorrat und ohne konkreten musikalischen Zusammenhang Technik zu pauken, ist nicht nur Zeitverschwendung, sondern meist sehr schädlich.
Und das, was Hanon im Vorwort schreibt - nämlich dass der Vorteil seiner Übungen darin liegt, dass man sich nicht groß mit dem Lernen von Text beschäftigen muss und diese im Gegensatz zu anderen Etüdenwerken gleich spielen kann - ist kompletter Unsinn. Wenn man lange benötigt, um einfache, aber musikalisch sinnvolle Übungen - seien sie von Burgmüller, Czerny, Cramer oder wem auch immer - zu lernen, dann liegen die individuellen Defizite genau hierin: einem noch mangelnden Verständnis für grundlegende musikalische Strukturen. Und genau das gilt es, zu verbessern. Und es gelingt, indem man sich mit musikalisch wertvoller Literatur beschäftigt. Die gibt es für Pianisten glücklicherweise schon auf absolutem Anfänger-Niveau.
Sich stattdessen mit Hanon zu beschäftigen, ist zwar bequem, weil Ohr und Hirn gar nicht erst gefordert werden und man trotzdem das befriedigende Gefühl hat, irgendwie etwas Gutes für seine Pianisten-Karriere zu tun. Kann man machen, aber es ist ungefähr so, als würde man sich vom mehrmaligen Abschreiben des Telefonbuchs erhoffen, ein Literat von Weltrang zu werden. Die Erfolgsaussichten sind eher mäßig.