Hanon Übungen (Greg Niemczuk)

Wer das Gefühl hat "ohne Warmspielen komme ich nicht wirklich klar (spiele also unbeholfener, schwerfälliger, ungleichmäßiger etc.)", der hat einfach ungünstige Bewegungsgewohnheiten am Instrument.
Kommt natürlich auf das Niveau an. Wenn man sich für den Gig im Altenheim zur Volksmusikbegleitung nicht aufwärmen muss ist das klar. Herbie Hancock, Glen Gould und viele andere müssen/mussten sich intensiv aufwärmen.
Zweckmäßige Übungen sind solche, die so angelegt sind, dass man mit ihnen - unter fachkundiger Anleitung! - zweckmäßige Koordinationen erlernen und einüben kann.
Zweckmäßige Übungen beziehen sich auch auf Klangkontrolle/-wille. Das kann man mit Hanonartigen Übungen sehr gut machen.
Für Einsteiger sind in dieser Hinsicht - sofern man einen guten KL hat! - beispielsweise die Burgmüller-Etüden op.100 weitaus besser als irgendein Hanon-Quatsch. Man erkennt als erfahrener Pianist und Pädagoge schon aus dem, wie die Etüden angelegt sind, dass Burgmüller damals offenbar schon vieles über das Zusammenspiel der Körperglieder richtig erkannt hat (wie ohnehin natürlich auch der geniale Chopin mit seinen Etüden).
Burgmüller und Hanon sind völlig unterschiedliche Übungen mit anderem Zwecl und anderer Herangehensweise. Man kann das parallel benutzen.
Natürlich kann es sinnvoll sein, sich mithilfe von „Warm-ups“ sich mit dem Instrument vertraut zu machen, Nervosität abzubauen etc. Aber da gibt es Besseres als Hanon: z.B. die Übungen von P. Feuchtwanger. Aber auch hier steht nicht die „Mechanik“ im Vordergrund, sondern die Vorstellungskraft.
Wer sagt denn, dass bei Hanon die Mechanik im Vordergrund steht? Das entscheidet doch der /die Übende.
ist "der Unqualifizierten" hier eigentlich Singular oder Plural? :denken:
Die Unqualifizierten sind immer die anderen. Wie bei dem Witz mit dem Geisterfahrer.
 
wurde laut Maestro Rachmaninoff Hanon auch intensiv an russischen Konservatorien eingesetzt.
Maestro Goldenweiser (Russland 1875-1961) hat sogar einige Hanonübungen für seine Permutationsübungen verwendet, und diese waren an russ. Konservatorien/Musikhochschulen in Gebrauch (und sie sind sogar sinnvoll)

Maestro Rachmaninov hat mancherlei heterogenes zur "Technik" des Klavierspiels geäussert, z.B. auch die Empfehlung Chopins op.25 Nr.6 zum morgendlichen Aufwärmen - warm up - zu verwenden (da kann man nur sagen: glücklich, wer den Tag so beginnen kann...)

Mir kommt ein anderer, wie ich meine sozial nützlicher Gedanke im Zusammenhang mit Hanon in den Sinn: ich fände es wünschenswert, wenn man überall ganz explizit und mit strengem Zwang (ohne Diskussionen, Ausnahmen etc) die Sexten- und Oktavenübungen von Hanon streng nach den Anweisungen des Urhebers durchsetzen würde!*) Diese Maßnahme würde automatisch den immensen Konkurrenzdruck bei Aufnahmeprüfungen minimieren, weil es mehr Studienplätze als Kandidaten gäbe.

_______
*) man findet sie unschwer inklusive der Übeanweisungen (in englischer Sprache) und Fingersätze des Urhebers bei imslp
 
Aufwärmen muss man sich nur, wenn man physisch kalte Arme und Hände hat.
Mag sein, aber die wärmt man nachhaltiger auf, indem man größere Muskelgruppen aktiviert. Z.B. durch leichtes Hanteltraining. Planks, Kniebeugen, Liegestütze - was auch immer. Wer sich partout am Klavier aufwärmen will, kann das - je nach Level - beispielsweise mit 2stimmigen Inventionen, Finalsätzen aus Haydn-Sonaten, Beethovens WoO 80, Chopin-Etüden etc. tun. Das wärmt - ganz im Gegensatz zu diesem Hanon-Mist - auch den Geist auf. Das ist ohnehin viel wichtiger als jedes Fingermuskeltraining.
 
Zuletzt bearbeitet:

@mick, das sehe ich genauso. Die Finger selbst haben sehr wenig Muskulatur, es ist eher die Handinnenfläche, die man durch Kneten erwärmen kann.
 
Fallen die "Vorbereitenden Übungen" op. 16 von Aloys Schmitt eigentlich in dieselbe "Preisklasse" wie Hanon?
 
Wer Langeweile oder zuviel Zeit hat, möge den Schmitt rauf und runter spielen. Ich halte es für sinnvoller, in der Zeit Musik zu machen. Da lernt man mehr bei.
 
Z. B. mit den "51 Übungen" von Johannes Brahms?
Musik im engeren Sinne ist das nicht. Im Gegensatz zum Dilettanten Hanon war Brahms allerdings ein ausgezeichneter Komponist und Pianist. Das merkt man diesen Übungen an, wenn man sie erst mal verstanden hat.

Solange man nicht das Spiel-Niveau der schwierigeren Beethoven-Sonaten erreicht hat, wird man die Übungen allerdings nicht benötigen und bis dahin sind sie auch kaum von Nutzen.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom